Bestenliste Photochromatische Brillen für Mountainbiker
Test Photochromatische Brillen für Mountainbiker 2025: Radbrillen mit selbsttönenden Gläsern versprechen die perfekten Allrounder für Radfahrer zu sein – immer das richtige Glas für die jeweilige Situation. Wir haben uns 11 aktuelle photochromatische Brillen angesehen, im MTB-Einsatz getestet und stellen auch die grundsätzliche Frage, für wen Brillen mit den speziellen Gläsern überhaupt in Frage kommen.
Wer kennt es nicht? Man jagt über einen sonnengefluteten Feldweg, die Augen zu Schlitzen verengt, um nicht von der gleißenden Helligkeit geblendet zu werden. Sekunden später geht es in den dichten Wald und man fährt gefühlt gegen eine schwarze Wand. Dieser ständige Wechsel zwischen Hell und Dunkel ist nicht nur anstrengend für die Augen, er ist ein echtes Sicherheitsrisiko.
Genau hier kommt eine Technologie ins Spiel, die so genial wie praktisch ist – zumindest theoretisch: photochrome Gläser, also selbstttönende Fahrradbrillen. Brillen, die mitdenken. Gläser, die sich wie ein Chamäleon an ihre Umgebung anpassen. Sie sind der eine Begleiter, der verspricht, in fast jeder Lichtsituation den perfekten Durchblick zu garantieren. Doch wie so oft im Leben steckt der Teufel im Detail. Hält die Technik, was sie verspricht? Funktionieren alle selbsttönenden Brillen gleich gut? Und rechtfertigt die Performance die teils saftigen Preise? Kurzum: Welche ist die beste photochrome Mountainbike-Brille?
Wir haben uns dieser Fragen angenommen und elf aktuelle photochrome Mountainbike-Brillen unter die Lupe genommen. Wir haben sie über staubige Trails gescheucht, durch finstere Wälder gejagt und bei sengender Sonne schwitzen lassen. Eines können wir vorwegnehmen: Die Unterschiede sind beachtlich. Doch bevor wir in die Tiefen unseres Testfeldes eintauchen, lasst uns kurz das Licht anknipsen und die Technologie dahinter beleuchten.
Theoriestunde: Was steckt hinter photochromen Gläsern?
Der Begriff „photochrom“ setzt sich aus den griechischen Wörtern „phos“ (Licht) und „chroma“ (Farbe) zusammen. Im Kern beschreibt er Materialien, die ihre Farbe ändern, wenn sie Licht ausgesetzt werden – genauer gesagt: ultraviolettem (UV) Licht. In den Brillengläsern sind spezielle, lichtempfindliche Moleküle eingelagert. Trifft UV-Strahlung auf diese Moleküle, verändern sie ihre chemische Struktur. Sie entfalten sich quasi und absorbieren dadurch einen größeren Teil des sichtbaren Lichts. Die Folge: Das Glas dunkelt ein. Lässt die UV-Strahlung nach, zum Beispiel beim Einfahren in einen schattigen Wald, kehren die Moleküle in ihren ursprünglichen Zustand zurück und das Glas wird wieder heller. Dieser Prozess ist ein ständiger, dynamischer Kreislauf.
Die Vorteile für uns Biker liegen auf der Hand
- Ein Glas für (fast) alle Fälle: Man benötigt nur eine einzige Brille für unterschiedlichste Bedingungen, vom bewölkten Morgen bis zum sonnigen Nachmittag. Das lästige Hantieren mit Wechselgläsern entfällt.
- Fokus auf den Trail: Die Augen müssen sich weniger anstrengen, um die wechselnden Lichtverhältnisse auszugleichen. Das reduziert die Ermüdung und erhöht die Konzentration auf das Wesentliche: die Strecke vor einem.
- Sicherheit: Der nahtlose Übergang von Hell nach Dunkel und umgekehrt verhindert den gefürchteten „Blindflug“ beim Ein- oder Ausfahren aus dem Wald.
- Permanenter UV-Schutz: Egal, wie hell oder dunkel das Glas gerade ist, der UV-Schutz ist immer zu 100 % aktiv.
Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Die Physik hinter der Technologie bringt auch ein paar systembedingte Einschränkungen mit sich, die man kennen sollte:
- Temperaturabhängigkeit: Dies ist der vielleicht wichtigste Faktor. Photochrome Gläser reagieren bei Kälte stärker und schneller. An einem kalten, sonnigen Wintertag wird die Brille also sehr dunkel. Bei großer Hitze im Hochsommer hingegen verlangsamt sich die Reaktion, und die maximale Tönung wird oft nicht ganz erreicht.
- Reaktionsgeschwindigkeit: Die Verwandlung geschieht nicht auf Knopfdruck. Das vollständige Eindunkeln dauert je nach Modell zwischen 30 und 120 Sekunden, während das Aufhellen meist etwas länger in Anspruch nimmt, teils mehrere Minuten. Ein sofortiger Wechsel, wie ihn ein Lichtschalter ermöglicht, ist physikalisch nicht drin.
- Begrenzte Bandbreite: Die meisten Gläser werden im aufgehellten Zustand nicht zu 100 % klar und im abgedunkelten Zustand nicht so finster wie eine spezielle Gletscherbrille. Sie decken einen sehr breiten, aber nicht den absoluten Extrembereich ab.
Unser Testfeld: 11 aktuelle photochromatische Brillen für Mountainbiker im Vergleich
Für unseren Vergleichstest photochromer Brillen haben wir ein bewusst breites Feld an Kandidaten zusammengestellt. Hier trifft der etablierte Premium-Hersteller auf den aufstrebenden Newcomer, das sündhaft teure Designerstück auf den unschlagbaren Preis-Leistungs-Kracher. Vom unauffälligen Allrounder bis zur modischen Statement-Brille ist alles vertreten, was auf dem Trail eine gute Figur machen will.
Folgende elf Modelle haben wir uns angesehen:
- Alpina Turbo Pro V
- Cratoni C-Matic
- Cratoni Skyvision
- Dirtlej Specs 02
- Mavic MVS Shield
- POC Aspire
- Rudy Project Spinshield Pro
- Scott Torica
- Shimano Technium L
- Smith Bobcat
- Uvex Sportstyle 235V
Die Preisspanne reicht dabei von knapp 80 Euro für die Cratoni Skyvision bis zu saftigen 260 Euro für die POC Aspire. Wir wollten wissen: Bekommt man für mehr Geld wirklich eine bessere Performance? Wo wird gespart und wo geklotzt? Und welche Brille passt zu welchem Typ Fahrer?
Auf die Plätze – fertig – los! Welche Brille dunkelt am schnellsten ab?
Natürlich ist für die Praxistauglichkeit photochromer Brillen bzw. ihrer Gläser die Geschwindigkeit von entscheidender Bedeutung. Was nützt die Technologie, wenn die Brille nur stark verzögert auf Lichtwechsel reagiert? Deshalb haben wir mit all unseren Testkandidaten einen entsprechenden Test gemacht. An einem sonnigen Tag bei rund 20°C Außentemperatur musste jeder Kandidat in der schützenden Dunkelheit eines Kartons auf seinen Einsatz warten. Für jede Brille ging es dann sofort ins gleißende Sonnenlicht – eine Kamera zeichnete den Prozess der Abdunklung auf.
Die Haupterkenntnis dabei war, dass es zwar Unterschiede bei der Geschwindigkeit gibt, diese aber nicht so groß ausfallen, wie wir vor dem Test erwartet hatten. Alle Brillen haben bereits nach rund 10 Sekunden deutlich sichtbar abgedunkelt, nach 30 Sekunden haben die meisten schon fast komplett abgedunkelt. Spätestens nach 90 Sekunden ist der Prozess abgeschlossen. Das Aufhellen dauert länger – bei allen Brillen. Eine Messung war jedoch nur schwierig möglich. Die Beobachtungen sind jedoch die gleichen: Die Unterschiede sind nicht riesig und diejenigen Brillen, die rasch abdunkeln waren auch beim Aufhellen am schnellsten.
Um euch die Unterschiede zu verdeutlichen, haben wir eine Übersicht mit allen Brillen erstellt mit Bildern nach jeweils 3, 10, 30, 60, 90 und 120 Sekunden. So könnt ihr selbst vergleichen. In den Einzeltests der Brillen findet ihr die Fotos jeweils in höherer Auflösung.
Die Erkenntnisse aus unserem MTB-Brillen-Test
Nach zahlreichen Testkilometern, schweißtreibenden Anstiegen und rasanten Abfahrten kristallisierte sich ein klares Bild heraus. Einige Erkenntnisse waren erwartbar, andere haben uns ziemlich überrascht.
1. Das Glas ist der König, aber der Rahmen sein Reich
Eine beeindruckende Erkenntnis war, wie oft ein erstklassiges Glas von einem mittelmäßigen Rahmen im Stich gelassen wird. Paradebeispiele hierfür sind die Shimano Technium L und die Mavic MVS Shield. Beide Modelle glänzen mit einer starken Glas-Performance: riesige Tönungsbereiche und rasche Anpassung. Doch sobald man sie in die Hand nimmt, trüben knarzende Rahmen und wackelige Bügel den Gesamteindruck empfindlich. Hier wurde am falschen Ende gespart. Das genaue Gegenteil zeigen Brillen wie die POC Aspire, die Rudy Project Spinshield Pro oder die Cratoni C-Matic: Ihre Rahmen sind bombenfest, verwindungssteif und fühlen sich einfach extrem hochwertig an. Diese Robustheit gibt auf dem Trail ein unschätzbares Gefühl von Sicherheit.
2. Die VLT-Spannweite: Nicht jeder Allrounder ist gleich
Die „Visible Light Transmission“ (VLT) gibt an, wie viel Licht das Glas durchlässt. Ein niedriger Prozentwert bedeutet eine starke Tönung, ein hoher Wert ein helles Glas. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Modelle wie die Shimano Technium L (17-85 %), die Cratoni C-Matic (11-86 %) oder die POC Aspire (18-84 %) decken einen gigantischen Bereich ab und werden im hellen Zustand fast komplett klar. Sie sind wahre Alleskönner, die man von der Dämmerung bis zur gleißenden Mittagssonne tragen kann.
Andere, wie die Rudy Project Spinshield Pro (8-48 %), sind klar auf sonnige Bedingungen spezialisiert. Mit einer maximalen Aufhellung von 48 % ist sie für dämmrige Waldpassagen bereits zu dunkel, spielt ihre Stärken aber an strahlenden Tagen voll aus. Es gilt also, genau hinzuschauen, welcher Tönungsbereich zum eigenen Fahrprofil passt.
3. Passform und Komfort: Die stillen Helden
Die beste Optik nützt nichts, wenn die Brille drückt, rutscht oder die Sicht durch einen breiten Rahmen einschränkt. Im Testfeld fanden sich klare Spezialisten: Die Scott Torica ist mit ihrer schmalen Bauform und dem hohen Glas eine Offenbarung für Biker mit kleineren Gesichtern, während die Dirtlej Specs 02 mit ihrer Breite klar auf größere Köpfe zielt. Herausragende Detaillösungen haben uns begeistert: Der geniale, per Klick verstellbare Nasensteg der Dirtlej-Brille oder die „Megol“-Pads der Smith Bobcat, deren Grip bei Schweißkontakt sogar noch zunimmt, sind Features, die den Tragekomfort auf ein neues Level heben.
4. Die kleinen, aber feinen Unterschiede
Oft sind es die Details, die über einen guten und einen exzellenten Eindruck entscheiden. Es ist schon fast ein Affront, wenn Hersteller wie Rudy Project oder Cratoni bei Brillen jenseits der 170-Euro-Marke auf ein schützendes Hartschalen-Etui verzichten und nur einen Mikrofaserbeutel beilegen. Dass es auch anders geht, beweist Smith mit der Bobcat: Hier gibt es nicht nur ein bombenfestes Case, sondern sogar eine komplett klare Wechselscheibe für Nachtfahrten dazu. Dieses „Sorglos-Paket“ rechtfertigt den hohen Preis und zeigt, dass hier mitgedacht wurde. Ein weiteres Lob gebührt der Cratoni Skyvision: Sie ist der unangefochtene „Preisbrecher“ im Test. Für unter 80 Euro liefert sie eine absolut souveräne Performance auf dem Trail. Ja, die Haptik ist einfacher und der Rahmen knarzt, aber die reine Funktion ist für diesen Preis schlichtweg überragend.
Die Grenzen der Technik: Sind photochromatische Brillen immer die beste Wahl?
Seien wir ehrlich: Trotz aller technischer Fortschritte ist auch eine selbsttönende Brille ein Kompromiss. Die Reaktionszeit ist der springende Punkt. Auch die schnellsten Modelle im Test benötigen einen spürbaren Moment, um aufzuhellen. Beim blitzschnellen Wechsel von einer offenen Wiese in einen dunklen Tannenwald kann diese Verzögerung bedeuten, dass man für wenige, aber entscheidende Meter „im Dunkeln tappt“. Für wen könnte also eine herkömmliche Brille mit einer festen, leichten Tönung die bessere Allround-Lösung sein? Hier kommt der Purist oder der Racer ins Spiel. Wer hauptsächlich unter gleichbleibenden Bedingungen fährt – etwa im dichten Wald oder bei konstant bewölktem Himmel – profitiert eventuell mehr von einer Brille mit einem einzigen, dafür aber perfekt für diesen Zweck optimierten Glas. Eine hochwertige Scheibe mit einer leichten Tönung ist oft unübertroffen in ihrer Fähigkeit, Kontraste zu verstärken. Sie bietet eine absolut vorhersehbare und konstante Sicht. Die photochrome Brille bleibt die Königin der Vielseitigkeit für den Tourenfahrer, der stundenlang unterwegs ist und dabei alle denkbaren Lichtsituationen durchquert.
Fazit: Es gibt nicht die EINE perfekte photochrome Brille
Wenn unser Test eines gezeigt hat, dann das: Die eine, perfekte photochrome Brille für jeden gibt es nicht. Stattdessen gibt es die perfekte Brille für dich. Es ist eine Frage der Prioritäten. Legst du Wert auf eine kompromisslose Verarbeitungsqualität und bist bereit, dafür tief in die Tasche zu greifen und etwas mehr Gewicht in Kauf zu nehmen? Dann ist die POC Aspire deine Brille. Suchst du das durchdachteste Gesamtpaket mit exzellenter Passform, starker Optik und sinnvollem Zubehör? Dann führt kaum ein Weg an der Smith Bobcat vorbei. Bist du ein Schönwetter-Biker, für den minimales Gewicht, ein gigantisches Sichtfeld und makellose Verarbeitung alles sind? Dann wirst du die Rudy Project Spinshield Pro lieben. Ist dein Budget begrenzt, aber du willst trotzdem nicht auf eine zuverlässige photochrome Funktion verzichten? Dann ist die Cratoni Skyvision ein unschlagbarer Deal. Und für alle, bei denen die Glas-Performance über allem steht und die über kleine Schwächen bei der Haptik hinwegsehen können, sind Modelle wie die Shimano Technium L oder die Alpina Turbo Pro V heiße Kandidaten.
Jede Brille in unserem Test hat ihre Daseinsberechtigung, ihre Stärken und ihre Schwächen. Wir laden dich nun ein, in unsere detaillierten Einzeltests einzutauchen. Dort erfährst du alles, was du wissen musst, um genau das Modell zu finden, das dich auf unzähligen Touren begleiten wird und dir immer eines garantiert: den perfekten Durchblick.











