Dem gefallenen US-amerikanischen Radstar Lance Armstrong fällt es schwer, seine lebenslange Sperre zu akzeptieren. Dies wurde nun abermals deutlich, als er sich zum Gespräch mit seiner ehemaligen Betreuerin Emma O’Reilly traf. Diese hatte ihn bereits 2004 im Buch LA Confidential des Dopings sowie der Vertuschung von positiven Proben beschuldigt. Armstrong nahm in dem Treffen erstmals persönlich dazu Stellung.
Zunächst bat er O’Reilly um Verzeihung für die Art und Weise, wie er in den vergangenen Jahren mit ihr und anderen Personen, die ihn des Dopings bezichtigt hatten, umgegangen ist. Als das Gespräch detaillierter wurde, belastete Armstrong schließlich den ehemaligen UCI-Präsidenten Hein Verbruggen sowie den umstrittenen Arzt Michele Ferrari. Als er zu Beginn des Jahres bei US-Talkerin Oprah Winfrey ein medienfreundliches Geständnis ablegte, hatte er dazu noch geschwiegen. „Ich werde sie nicht beschützen“, schlug Armstrong jetzt wesentlich härtere Töne an, „ich muss diesen Personen gegenüber nicht mehr loyal sein. In der richtigen Umgebung werde ich allen erzählen, was sie wissen wollen.“
Laut Armstrong hatte er im Verlaufe der Tour de France 1999, als er bereits im Gelben Trikot fuhr, eine auffällige Probe abgegeben. In dieser sollen Spuren von Cortison gefunden worden sein. „Ich weiß nicht mehr genau, ob ich über den erlaubten Werten lag“, so der Texaner weiter, „aber Hein [Verbruggen] meinte, dass die Probe ein persönliches Problem für ihn sei, im ersten Jahr nach dem Festina-Skandal. Wir mussten uns also etwas überlegen und haben das Rezept dann kurzerhand zurückdatiert.“
Danach führte er aus, dass Ferrari das Team US-Postal vor der Tour de France 2000 warnte, EPO weiterhin wie bisher zu benutzen. Armstrongs Aussagen zufolge sollen Hinweise auf ein EPO-Testverfahren den italienischen Arzt, zu dem Armstrong weiterhin Kontakt hält, seinerzeit aufgeschreckt haben.
Zum Abschluss des Gesprächs mit O’Reilly bekräftigte der Texaner, dass er gern einmal Ironman-Weltmeister werden würde. Dies würde er sich zutrauen, auch ohne Doping, sollte seine lebenslange Sperre verkürzt werden. Ob dies geschehen wird, bleibt offen und ist wohl davon abhängig, was Armstrong der Untersuchungskommission zu Protokoll gibt, welche die Causa Armstrong-Verbruggen genauer unter die Lupe nehmen soll.