Sechs Monate Dauereinsatz liegen hinter ihr. Oder: Zwei Ladezyklen und eine Konstante. Shimanos neue Top-Gruppe, die Dura-Ace 9070 Di2, hat uns auf insgesamt etwas mehr als 8000 Kilometern nicht ein einziges Mal im Stich gelassen. Im Gegenteil. Sie zeigte sich vielmehr als dauerhafte Referenz in Hinblick auf elektronische Schaltungen. Woran das liegt, erfahrt ihr in unserem Erfahrungsbericht.
//Features
Shimanos Dura-Ace 9070 Di2 ist gegenüber der Dura-Ace 7970 Di2 ohne Zweifel um einiges gereift. So bietet sie im Vergleich zu ihrer Vorgängerin gleich eine Vielzahl an Neuerungen. Einerseits gibt es neben den normalen Brems-Schalthebeln auch sogenannte Satellitenhebel, die das Schalten in außergewöhnlichen Situationen erleichtern sollen. Andererseits kann man nunmehr die Hebel gedrückt halten, um mehrere Gänge auf einmal zu schalten. Die Schaltgeschwindigkeit kann dabei mittels einer Software, die allerdings nur für PC erhältlich ist, eingestellt werden. Zur generellen Inbetriebnahme der Schaltung ist diese jedoch nicht erforderlich.
Zur Dura-Ace 9070 Di2 gehören neben den Hebeln auch Schaltwerk, Umwerfer, Kabel und Kontaktstecker sowie ein Akku. Auch hier hat Shimano nachgebessert. Neben dem von der Dura-Ace 7970 Di2 bekannten Akku (Größe und Steckverbindungen sind hier allerdings etwas anders) gibt es nun auch einen Sattelstützakku. Dieser wird über den Kontaktstecker aufgeladen, lässt das Rad jedoch um einiges „cleaner“ erscheinen. Der Kurbelsatz, die Kette samt Kassette sowie die Bremsen entstammen der mechanischen Dura-Ace 9000.
Das Gesamtgewicht der Gruppe betrug auf unserer Waage knapp 2050 Gramm, also knapp 180 Gramm weniger, als ihre Vorgängerin. Dies liegt vor allem in der schmaleren Bauweise der Dura-Ace 9070 Di2 begründet. Sowohl Umwerfer als auch Schaltwerk fallen schlanker aus. Aber auch der interne Akku trägt seinen Teil dazu bei.
//Praxis
Für die Montage der Dura-Ace 9070 Di2 benötigt man einen dafür vorgesehenen Rahmen. Wir haben uns für unseren Dauertest für den Scultura SL von Merida entschieden, also jenem Rahmen, den auch das WorldTour-Team Lampre-Merida im Einsatz hat. Dieser hat direkt hinter dem Tretlager an der linken Strebe eine Aufnahme für die Halterung des externen Akkus, erlaubt aber natürlich auch die Montage des Sattelstützakkus.
Der Anbau der Gruppe geht relativ leicht von der Hand. Zwar gibt es dabei einige Punkte zu beachten (so sollte beispielsweise kein Innenlager verbaut sein), alles in allem ist die gesamte Montage samt Einstellung in wenigen Stunden möglich. Bevor man jedoch einen ersten Einsatz der Dura-Ace 9070 Di2 wagt, sollte man den Ladestand des Akkus kontrollieren. Dabei hilft eine Anzeige an dem Kontakt, der am Vorbau befestigt wird. Hält man danach einen der Hebel etwas gedrückt, leuchtet die Anzeige entsprechend grün beziehungsweise rot auf. Sollte das Lämpchen rot leuchten, muss man den Akku aufladen. Dabei ist es wichtig, dass man die entsprechenden Ladegeräte beziehungsweise Stecker besitzt. Denn während der Sattelstützakku über den Kontaktstecker am Vorbau geladen wird, bedarf es für den externen Akku ein eigenes Ladegerät.
Im Einsatz beeindruckt zunächst die Präzision und Schaltgeschwindigkeit der Gruppe, die auch unter Last kaum abnimmt. Dadurch garantiert Shimano auch das Schalten in entscheidenden Momenten im Rennen. Hinzu kommt, dass sich sowohl Schaltwerk und Umwerfer automatisch justieren und so eine optimale Kettenlinie für die entsprechende gewählten Gänge bieten.
Das Schalten selbst geht ungemein leicht von der Hand und während des gesamten Testzeitraums gab es keinen Ausfall. Von Beginn an konnten wir uns auf die Gruppe verlassen. Die geringe Abstufung der 11-fach Kassette und die Möglichkeit mehrere Gänge gleichzeitig zu schalten, bereiten schlichtweg Spaß. Lediglich der Schaltwiderstand der Hebel lässt eine leichte Kritik zu. Zwar ist dieser schon höher als bei der Dura-Ace 7970 Di2, mit Handschuhen lassen sich die Hebel jedoch nur bedingt spüren. Hier braucht man etwas Eingewöhnungszeit.
//Fazit
Shimano hat es geschafft, seine hervorragend funktionierende elektronische Topgruppe nochmals zu verbessern. Den Vergleich zum Rivalen Campagnolo, der mit der Super Record EPS ein Modell auf Augenhöhe in den eigenen Reihen weiß, brauchen die Japaner keineswegs zu scheuen. Vielmehr haben sie mit der Dura-Ace 9070 Di2 eine neue Referenz geschaffen, eine Gruppe, an der sich die Konkurrenz messen muss.
//Produkthighlights
- schnelle und präzise Schaltvorgänge
- vier Schalthebel/Schaltknopf-Optionen
- programmierbare Schaltgeschwindigkeit und Schaltkonfigurationen
- hervorragende Bremsleistung
- edle Optik
//Preis und Web
- 2.999,00 Euro (Handel)
- www.paul-lange.de