Test: Vor zehn Monaten vorgestellt, nun endlich erhältlich: Mit dem Mares CX ist Focus so weit voraus, dass sich die Cloppenburger mit dem Verkaufsstart Zeit lassen konnten. Cross-affine Journalisten wurden bereits im vergangenen Januar angefixt.
Es ist zwar schon einige Zeit her, aber berichtenswert ist es trotzdem: den Ausklang der Querfeldeinsaison 2013/2014 nutzte Focus zur Präsentation eines neuen Modells, das im aktuellen Crosswinter seine Bewährungsprobe absolvieren muss. In Anwesenheit der Cross-Prominenz des Unternehmens – Focus-Gründer Mike Kluge, der Profiweltmeister von 1992 und sechsfache Deutsche Meister, dazu die Deutschen Meister Jörg Arenz, Malte Urban und René Birkenfeld – wurde das Mares CX an einem eisigen Tag in den Niederlanden erstmals der Presse vorgestellt, und Velomotion war natürlich auch vor Ort.
Nach der Vorstellung des superleichten Rennradrahmens Izalco Max war irgendwie klar, dass die Cloppenburger auch ihr Querfeldein-Zugpferd überarbeiten mussten. Heraus kam ein im Grunde völlig neues Rahmen-Gabel-Set, das erst einmal in Sachen Gewicht punktet: 895 Gramm gibt Focus für den 56er Rahmen ohne Anbauteile an, 418 Gramm soll die Gabel wiegen. In der Realität ist es etwas mehr, aber immer noch extrem wenig für diese Kategorie: Der Velomotion zur Verfügung gestellte 60er Rahmen wiegt 1.060 Gramm, die ungekürzte Gabel 450 Gramm. Inklusive Steuerlager und Sattelklemmschelle sind es 1.650 Gramm. Das mit Sram Red 22, Cantilever-Bremsen und DT-Swiss-Carbonlaufrädern ausgestattete Testrad (in der bildschönen Rapha-Optik, die in der Serie leider dem Disc-Topmodell vorbehalten bleibt) in dieser Größe wog ohne Pedale 6,9 Kilo – ziemlich vielversprechend.
Abgesehen vom Gewicht hat das Mares CX noch etliche Neuheiten zu bieten, etwa eine Anpassung der Geometrie: Das Tretlager liegt nun 5 mm höher, das Steuerrohr wurde je nach Rahmengröße um 10 bis 15 mm verlängert. Außerdem gibt es mit 48 und 60 zwei neue Rahmengrößen, wobei letzterer mit 160er Steuerrohr immer noch sehr rennmäßig geschnitten ist.
Dass sich Focus mit dem neuen Crosser Zeit ließ, kam auch den Befürwortern der Scheibenbremsen zugute: Die Ingenieure haben eine überaus befriedigende Lösung für den Radausbau entwickelt, genannt Rapid Axle Technology (RAT). Die Steckachse (vorne 15 mm stark, hinten 12 mm) wird durch eine Viertelumdrehung im Ausfallende arretiert, wonach nur noch der Schnellspanner umgelegt werden muss. So schnell ist keine andere Steckachse, und auch nicht ein konventioneller Schnellspanner vorne, der ja erst einmal aufgedreht werden muss.
Ebenfalls neu ist der Einsatz einer Kettenführung, die per ISCG-05-Standard am Tretlagergehäuse befestigt wird und verhindert, dass die Kette nach innen abfällt. Das hilfreiche Teil wiegt mit Schrauben gerade mal 50 Gramm, kann aber ernsthafte Schäden am Rahmen verhindern. Der Rahmen weist keinen Umwerfersockel auf, was ebenfalls die Gefahr von Beschädigungen reduziert – so ein Alu-Sockel ist schließlich schnell mal verbogen…
Der mit PressFit-30-Tretlagergehäuse ausgestattete Rahmen weist natürlich komplett integrierte Zugführungen auf, die dank einer Klappe unterm Tretlager gut erreichbar sind. Das sieht schön aus und erleichtert die Reinigung und das Tragen des Crossers.
Aber in erster Linie soll das Mares CX natürlich gefahren werden, und dabei macht es sich viele Freunde. Der Rahmen erweist sich als stabil und antrittsstark, wobei große Rahmen dank vergrößerter Rohrdurchmesser noch etwas steifer ausfallen (SSPS, Stable stiffness per size). Die Lenkung ist trotz flachem Winkel eher agil, die oben breit bauende Gabel steif und lenkpräzise. Komfort? Kommt beim Querfeldeinrad ja vor allem aus den Schlauchreifen, sonderlich hart fühlte sich das Mares CX jedenfalls nicht an, eine einigermaßen geschmeidige Fahrweise vorausgesetzt.
Scheibenbremsen sind im Cyclocross-Bereich klar auf dem Vormarsch, was sich auch an der Modellpalette von Focus erkennen lässt. Das mit den beschriebenen Steckachsen und 160-mm-Scheiben ausgestattete Mares CX ist in gleich drei Varianten erhältlich: als 0.0 Team Disc mit Sram ForceCX1 und DT Swiss RC38 Disc für 4.899 €, als 1.0 Disc mit Shimano Ultegra und DT Swiss R23 Spline Disc (3.299 €) sowie als 2.0 Disc mit Sram Rival 22 und DT Swiss R24 Spline Disc (2.699 €). Die „klassische“ Variante des Rahmens für Cantilever- oder V-Brakes ist dagegen nur als Mares CX 3.0 mit Shimano 105 und einfachen Fulcrum-Laufrädern erhältlich und kostet dann 1.999 €. Zu diesem Preis bietet Focus auch die Rahmensets an (im Falle der Disc-Version nur in Schwarz-Rot wie das 1.0), was im Falle des Cantilever-Rahmens natürlich irgendwie wenig Sinn macht.
Fazit:
Auch in der günstigsten Ausstattung ist das Focus Mares CX der derzeit wohl fortschrittlichste Querfeldeinrahmen auf dem Markt – auch wenn er im Grunde schon letzte Saison gefahren wurde…