Radsport: Südafrika ist kein leichtes Pflaster – Das mussten heute abermals die Starter der Cape Epic erfahren. Bei starkem Wind galt es 92 Kilometer zu bewältigen. Christoph Sauser und Jaroslav Kulhavy zeigten heute ein weiteres Mal ihre ganze Klasse und konnten sich Lakata/Hynek entreißen, um sich den zweiten Etappensieg zu holen.
Nachts rüttelte bereits der Wind heftig an den Zelten der Fahrer und der Crew beim Absa Cape Epic in Oak Valley. Beim Start zur zweiten Etappe über 92 Kilometer blies den Mountainbikern eine kräftige Brise entgegen. Schwarzgraue Wolken hingen am Groenlandberg, doch nach vier Stunden und knapp 7 Minuten kamen Christoph Sauser und Jaroslav Kulhavy (Investec Songo Specialized) trocken als Etappensieger und damit weiterhin Gesamtführende ins Ziel. Mentale Stärke, eine gute Taktik und die Power von Jaro waren die entscheidenden Faktoren für das schweizerisch-tschechische Team.
Mit dem dritten Tag haben die Elemente beim Absa Cape Epic bereits alle Register gezogen, und den Teilnehmern des „ungezähmten Rennens“ zugesetzt. Auf extreme Hitze folgte ein feucht-kalter erster langer Tag, und nun hohe Windgeschwindigkeiten, die sogar die Medien-Helikopter zur Landung zwangen.
Eine starke Sechsergruppe trotzte dem Wind und wollte vom Start weg klar machen, wo die Ambitionen liegen: Kulhavy/Sauser mit ihren stärksten Konkurrenten, dem viermaligen Epic-Gewinner Karl Platt (GER) und Urs Huber (SUI) vom Team Bulls, und die Prologsieger Martin Gujan/Fabian Giger (Novus OMX Pro) aus der Schweiz gingen vor dem Feld in die ersten Anstiege um Grabouw, gefolgt von den weiteren Podiumsanwärtern Alban Lakata/Kristian Hynek (Topeak Ergon) und José Hermida/Rudi van Houts (Multivan Merida).
Audio: Bitte gib die korrekte URL an.
Doch schon bei der ersten Verpflegungsstelle hatte das Quartett Topeak Ergon/Investec Songo Specialized einen leichten Abstand zu den Verfolgern heraus gearbeitet, und dies sollte sich bis ins Ziel nicht mehr ändern. Beim langen Anstieg zum Nuweberg hatten sie sich erfolgreich abgesetzt.
Auf den letzten Kilometern lief die Specialized-Lokomotive Kulhavy nochmals unter Volldampf, so dass der ehemalige Marathon-Weltmeister Lakata (AUT) mit dem Vorjahressieger Kristian Hynek (CZE) abreißen lassen musste. Auch beim hohen Schlusstempo behielt der Epic-Routinier Sauser einen klaren Kopf, denn Jaroslav wollte zu früh zurück ins Ziel abbiegen, auf einem Trail vom Vortag. „Zum Glück konnte ich Jaro noch auf den richtigen Weg bringen, er wollte mir erst nicht glauben, dass es geradeaus geht.“
Audio: Bitte gib die korrekte URL an.
Die Gesamtzweiten, Karl Platt und Urs Huber (Team Bulls) mussten zugeben, dass sie heute nicht stark genug waren, um Sauser/Kulhavy etwas entgegen zu setzen.
„Es war super hart heute, der Wind hat es brutal schwer gemacht. Topeak und Specialized haben direkt am Anfang draufgedrückt. Wir haben versucht, den Abstand in Grenzen zu halten, aber nach hinten raus haben wir ordentlich verloren. Das sind vorne zwei hochkarätige Teams, ich hatte heute einen schlechten Tag und konnte in der Führung nicht mithelfen. Ich bin froh, dass ich überlebt habe,“ so der viermalige Epic-Siger Platt.
Schon seit Start des Absa Cape Epic 2015 ist das Team Bulls II mit Tim Böhme und Stefan Stiebjahn vom Pech verfolgt. Technische Pannen warfen die Vorjahresdritten immer wieder zurück und 15 Kilometer vor Ziel der zweiten Etappe erwischte es Böhme – er blieb an einem herausstehenden Draht eines Zauns hängen und wurde brutal vom Bike katapultiert. Mit heftigen Schmerzen an der Schulter fuhr er einhändig ins Ziel. Diagnose nach zwei Stunden im Krankenhaus in Somerset West: Angerissen Bänder, ein Start am folgenden Tag ist mehr als unwahrscheinlich.
Unangefochten und strahlend rollten nach nur 4:37,31 Stunden die führenden Frauen über die Ziellinie in Oak Valley. Ariane Kleinhans (SUI) und Marathon-Weltmeisterin Annika Langvad (DEN) vom Team RECM Specialized drücken, wie im letzten Jahr, der Frauen-Kategorie ihren Stempel auf. „Ich habe viel weniger Stress als bei einem Worldcup-Rennen, wo alle von hinten Druck machen und am Hinterrad kleben“, sagte eine zufriedene Langvad.
„Ich liebe einfach diese Singletracks hier in Elgin und Grabouw“, meinte die Wahl-Südafrikanerin Kleinhans, „auf den letzten zwanzig Kilometer konnte ich es richtig genießen“. Die gestrige Unachtsamkeit, als das Vorderrad von Ariane Kleinhans wegrutschte und sie stürzte, hatte glücklicherweise keine negativen Folgen fürs Knie. Die Zweitplazierten der Frauen-Gesamtwertung, Jennie Stenerhag (SWE) und Robyn de Groot (RSA) vom Team Ascendis Health liegen nach dem dritten Tag bereits 46,32 Minuten zurück, vor Esther Süß (SUI) und Alice Pirard (BEL) von Meerendal Wheeler (+58,16,8 min).
Besser als die Tage zuvor lief es für die englisch-österreichische Paarung Sally Bigham/Christina Kollmann (Sellaronda Hero), die den dritten Platz der Tageswertung belegten. Obwohl Kollmann am Tag zuvor noch unter Rückenschmerzen wegen eines eingeklemmten Nervs litt, kam sie gut ins Rennen. „Ab Kilometer 30 habe ich die Schmerzen einfach vergessen“, sagte die 4. der Marathon- Europameisterschaften, „weil es so gut lief“.
Kathrin Stirnemann findet allmählich ins Cape Epic
„Das war kein guter Start für mich ins Cape Epic hier in Südafrika. Beim Prolog war ich durch meine Magenprobleme nach einer halben Stunde total „blau“, vom Kreislauf her ging gar nichts mehr. Gestern bei der ersten richtigen Etappe sind wir dann einfach easy gefahren.
Auch heute bei Etappe 2 über 93 Kilometer sind wir gut gerollt. In meinem Grundlagen-Speed geht so ein Etappenrennen wie das Epic gut.
Man muss natürlich auch sehen, dass Gunn-Rita Dahle und ich das Rennen nicht auf Sieg fahren, dafür war die Vorbereitung zu kurz und das ist nicht unser Ziel. Wir sind beide hier, um etwas zu erleben, nicht um uns kaputt zu fahren.
Südafrika ist natürlich auch ein tolles Land, vor allem mit den angelegten Bike-Trails wie hier im Oak Valley bei Kapstadt. Selbst im Rennen ist es super, einfach geile Singletrails hier, eine wirklich schöne abwechslungsreiche Landschaft.
Heute hat auch das Wetter doch noch mitgespielt, so kann ich mein Abenteuer Afrika, das so holprig begonnen hat, doch einigermaßen genießen.“