Radsport: Am Sonntag startet zum inzwischen 73. Mal das „Rennen zur Sonne“. Nach der etwas experimentellen Strecke im letzten Jahr besann sich Veranstalter ASO in diesem Jahr wieder auf die Wurzeln von Paris-Nizza und Fans wie Fahrer erwartet ein erster Vorgeschmack auf die großen Rundfahrten.
Der große Teil der Radsport-Gemeinde fragte sich nach der Bekanntgabe der Strecke für Paris-Nizza im letzten Jahr, ob es sich dabei um ein Experiment oder eine Umorientierung des Rennens von Seiten des Veranstalters ASO handelte. Seit seiner ersten Austragung 1933 war das Rennen zur Sonne immer ein bisschen wie eine Mini-Ausgabe der Tour de France gewesen. Im letzten Jahr entschied ASO sich dazu, etwas Neues zu versuchen: Statt wie bisher eine ausgewogene Mischung aus Zeitfahren, Sprint- und Bergetappen gab sich die letztjährige Ausgabe des traditionsreichen Etappenrennens fast wie eine Aneinanderreihung von Klassikerrennen. Doch seit einiger Zeit ist klar: Es sollte ein Experiment bleiben, denn Paris-Nizza 2015 besinnt sich wieder auf seine Wurzeln und uns erwartet ein erster Vorgeschmack auf die großen Rundfahrten des Sommers.
Die Strecke
Prolog: Sonntag, 8. März – 6,7km – Maurepas – Einzelzeitfahren
Endlich ist er wieder zurück. Nachdem das Rennen 2014 ohne den traditionellen Prolog auskommen musste, kehrt er nur ein Jahr später wieder zurück. In einem knackigen, nur 6,7km langen Einzelzeitfahren werden die Spezielisten auf ihre Kosten kommen. Das komplett flache Profil ohne große technische Herausforderungen im Pariser Vorort Maurepas stellt ganz spezielle Anforderungen an die Fahrer – viel Power und 100%ige Konzentration werden gefordert sein.
1. Etappe: Montag, 9. März – 196,5km – Saint-Rémy-lès-Chevreuse – Contres
Wie von Paris-Nizza gewohnt wird die erste Hälfte des Rennens im kühlen Norden Frankreichs eine Angelegenheit für die Sprinter im Feld. Wir dürfen gleich vom ersten Meter an in Saint-Rémy-lès-Chavreuse volle Rennaction erwarten. Schon drei Kilometer nach dem Start erwartet die Fahrer am Cote de Bel Air ein erster kleiner Anstieg und die ersten Punkte für die Bergwertung.
Danach geht es dann aber 190km über weitestgehend flache Straßen nach Contres, wo der Sieger mit großer Wahrscheinlichkeit im Massensprint ermittelt wird. Eigentlich sollte der Auftakt somit also eine klare Angelegenheit für die Sprinter werden – doch einmal mehr könnte der Wind zu einem unberechenbaren Faktor werden, der das Feld durcheinanderwirbelt.
2. Etappe: Dienstag, 10. März – 172km – ZooParc de Beauval-Saint Aignan – Saint-Amand-Montrond
Wie am Vortag wird auch die zweite Etappe eine Angelegenheit für die Sprinter im Feld. Der Start wird wohl etwas entspannter als noch am Vortag: Weitestgehend flache und gerade Straßen führen die Fahrewr nach Südosten – hin zur Sonne. Nach 127km wird das Feld am Ende des Zwischensprints die Ziellinie bereits zum ersten Mal überqueren – danach geht es noch auf einen Rundkurs, dessen 45km wie gemacht sind für die Sprintspezialisten im Feld. Nach einem kurzen Anstieg wird es wiederum flach und schnell: Lediglich der Wind könnte wieder ein unberechenbarer Faktor werden.
3. Etappe: Mittwoch, 11. März – 179km – Saint-Amand-Montrond – Saint-Pourçain-sur-Sioule
Langsam aber sicher nähert sich das Rennen südlicheren Gefilden – die dritte Etappe von Saint-Amand-Montrond nach Saint-Pourçain-sur-Sioule wird zwar mit ihrem immer noch recht flachen Profil wohl wieder eine Angelegenheit für die Sprinter werden, doch es wird spannend zu beobachten, wie die Spezialisten mit der zunehmenden Anzahl an Anstiegen zurechtkommen.
Nach 93km wartet mit dem Col de la Bosse (Kategorie 3) der bislang längste Anstieg und wird den Fahrern alles abverlangen. Das Ende bildet wie am Vortag ein weitestgehend flacher Rundkurs, auf dem die Sprinter im Feld die wohl letzte Gelegenheit haben werden, sich einen Etappensieg zu sichern.
4. Etappe: Donnerstag, 12. März – 204km – Varenne-sur-Allier – Croix de Chaubouret
Der flache Teil des Rennens findet nun mit der vierten Etappe endgültig ein Ende. Die Königsetappe des diesjährigen Rennens führt die Fahrer 204km von Varenne-sur-Allier auf den Col de la Croix de Chaubouret 1201m über dem Meeresspiegel. Eine Bergankunft auf dieser Höhe war in der Vergangenheit selten beim Rennen zur Sonne, schließlich sind die Wetterbedingungen zu dieser Jahreszeit immer ein Glücksspiel.
Der erste flache Teil der Etappe wird für die Fahrer nichts weiter sein, als eine willkommene Gelegenheit, die Beine für die zahlreichen Anstiege auf Temperatur zu bringen. Nach einigen Anstiegen der Kategorien 2 und 3 wartet im großen Finale der Col de la Croix de Chabouret (Kategorie 1) – ein Neuling bei Paris-Nizza und wohl auch eine große Unbekannte für die meisten Fahrer im Feld. Früher war der 10km lange Anstieg (6,7% Steigung) zwar öfters Gast bei unterschiedlichen Rennen – unter anderem bei der Tour de France (das Letzte Mal 1999) – doch in der jüngeren Vergangenheit war er nur auf wenigen Strecken zu finden. Wir sind gespannt auf den alten Bekannten.
5. Etappe: Freitag, 13. März – 192,5km – Saint-Étienne – Rasteau
Am Freitag den 13. wartet eine wirklich besondere, Abwechslungsreiche Etappe auf die sicherlich noch vom Vortag mitgenommenen Fahrer. Doch es wird wohl keine Zeit zum Durchschnaufen bleiben, wenn viel brutaler als auf der 5. Etappe kann ein Renntag kaum beginnen: Lange 12,5km werden sich die Teilnehmer den berüchtigten Col de la Republique nach oben quälen, bevor dann nach einer langen Abfahrt ein eher flaches Profil wartet, bei dem die Sprinter eventuell wieder etwas Spaß haben werden.
Auf den finalen Metern nach Rasteau wartet allerdings noch eine der größten Herausforderungen auf die Fahrer: Vor dem Ziel führt die Strecke nämlich über 500m einen 8%igen Aufstieg bis zur Linie nach oben. Uns erwartet in jedem Fall ein packendes Finale, so viel ist sicher.
6. Etappe: Samstag, 14. März – 180,5km – Vence – Nizza
Die sechste Etappe ist wie bereits so oft in der Vergangenheit wieder eine Angelegenheit für die Kletterer. Das Feld wird sich durch die wunderschöne Landschaft Südfrankreichs bis zur Cote d’Azur schlängeln. Für die Fahrer wird wohl nur wenig Zeit bleiben, die atemberaubenden Aussichten zu genießen, denn es warten insgesamt sechs Anstiege der Kategorien 2 und 1. Die größte Herausforderung wird wohl der Cote de Peille 27km vor der Ziellinie werden: die 6,6km bei 6,8% werden den Fahrern alles abverlangen.
Allerdings wird die Etappe wohl für die Gesamtführungs-Kandidaten nur wenig Gelegenheit bieten, Zeit gut zu machen: Das Ziel liegt nämlich am Ende einer langen und steilen Abfahrt, auf der die Spitze sicherlich wieder näher zusammenrücken wird.
7. Etappe: Sonntag, 15. März – 9,5km – Col d’Éze – Bergzeitfahren
Nachdem im letzten Jahr auf das charakteristische, seit vielen Jahren etablierte Finale von Paris-Nizza verzichtet wurde, ist der Col d’Éze 2015 wieder dabei. Das äußerst Anspruchsvolle Bergzeitfahren direkt vor den Toren Nizzas wirbelte in den vergangenen Jahren oftmals noch am letzten Renntag das Gesamt-Classement durcheinander. Auch 2015 ist so bis zum wirklich allerletzten Meter des Rennens zur Sonne Spannung garantiert.
Hier noch einmal die ganze Strecke im Überblick: