Radsport: Eine eigentlich ruhige Etappe nach dem gestrigen Ruhetag endet dramatisch: Zum einen bringt die vierköpfige Fluchtgruppe ihren Vorsprung überraschend ins Ziel, wo Nicola Boem von Bardiani gewinnt. Zum anderen ereilt Richie Porte 10km vor dem Ziel ein technischer Defekt – trotz aller Bemühungen seitens des Australiers und des Teams verliert er viel Zeit auf Contador.
Für lange Zeit war es heute im Peloton business as usual auf dem Weg von Civitanova Marche nach Forlí: Die Fahrer erwartete ein recht flaches Profil über 200km mit einem recht anspruchsvollen Finale auf dem Pavé in Forlí und alles sah nach einer klaren Angelegenheit für die Sprinter im Feld aus. Nach wenigen Minuten setzte sich bereits ein italienisches Quintett vom Feld ab: Matteo Busato (Southeast), Oscar Gatto (Androni), Nicola Boem (Bardiani-CSF), Allessandro Malaguti (Nippo-Fantini) und Alan Marangoni (Cannondale-Garmin) hießen die Fahrer an der Spitze.
Zwischenzeitlich hatte das Quintett knapp fünf Minuten Vorsprung, doch das Peloton machte unter Führung des Greipel-Teams Lotto-Soudal Druck und konnte den Vorsprung nach und nach auf drei Minuten reduzieren und es schien nur eine Frage der Zeit, bis die Ausreißer vom Feld eingeholt werden würden. Als ersten der fünf erwischte es dann Oscar Gatto, der 15km vor dem Ziel einen technischen Defekt hatte und aus der Spitzengruppe herausfiel – bitter für den 30-jährigen, der im Sprint sicher gute Chancen gehabt hätte. Kurz darauf ereilte einen anderen prominenten Fahrer im Feld dasselbe Schicksal: Richie Porte fuhr plötzlich ganz am Ende des Felds, ca. 10km vor dem Ziel musste auch er wegen eines Defekts abreißen lassen. Vier seiner Teamkollegen ließen sich umgehend nach hinten fallen und versuchten ihren Kapitän wieder nach vorn zu bringen, doch es reichte nicht mehr: Am Ende verlor Porte mehr als 40 Sekunden auf das Feld und seine Konkurrenten Contador und Aru.
Als die vierköpfige Fluchtgruppe 5km vor der Ziellinie noch immer mehr als eine Minute Vorsprung hatte, schienen sie noch einmal die zweite Luft zu bekommen, da es wirklich so aussah, als könnten sie ihren Vorsprung bis nach Forli retten – und so kam es auch. Bis 2.000m vor dem Ziel arbeiteten die vier Landsmänner beispielhaft zusammen, erst dann begannen die Attacken – zuerst war es Marangoni, der entwischte, doch sein Timing war nicht optimal: Auf den letzten Metern wurde er von seinen Verfolgern eingeholt und bis auf Rang vier durchgereicht. Den Sieg holte sich Nicola Boem souverän vor Matteo Busato und Allessandro Malaguti. André Greipel kam als Siebter ins Ziel und schob sich in der Punktewertung wieder an Elia Viviani vorbei, doch morgen wird Nicola Boem in Rot an den Start gehen.
Endergebnis 10. Etappe Giro d’Italia 2015
[easytable th=“0″]
1.,Nicola Boem,ITA,Bardiani-CSF,04:26:16
2.,Matteo Busato,ITA,Southeast,
3.,Allessandro Malaguti,ITA,Nippo-Vini Fantini,00:00:02
4.,Alan Marangoni,ITA,Cannondale-Garmin,00:00:04
5.,Giacomo Nizzolo,ITA,Trek,00:00:18
6.,Sacha Modolo,ITA,Lampre-Merida,
7.,André Greipel,GER,Lotto-Soudal,
8.,Luka Mezgec,SLO,Giant-Alpecin,
9.,Nicola Ruffoni,ITA,Bardiani-CSF,
10.,Davide Appollonio,ITA,Androni,
[/easytable]
[tab:Vorschau]
Mittelitalienische Sprintspezialität
Die 10. Etappe des diesjährigen Giro von Civitanova Marche nach Forli folgt auf den ersten Ruhetag in diesem Jahr. Nachdem die gestrige Etappe im Süden des Landes ganz in der Nähe Neapels ihr Ende fand, liegt der Start heute in der mittelitalienischen Stadt Civitanova Marche direkt an der Adriaküste. Von dort geht es für die Fahrer am Meer entlang in Richtung Norden nach Forli am Fuße der östlichen Apenninen.
Ein Blick auf das Höhenprofil der Etappe verrät: Nach dem Ruhetag erwartet das Peloton eine weitestgehend flache Etappe, die typischerweise eigentlich eher an den Anfang einer der großen Rundfahrten passt. Nach ca. 100km wartet mit dem Monte di Bartolo ein gemäßigter Anstieg, der wohl für kaum einen Fahrer im Feld eine allzu große Herausforderung darstellen sollte. Man muss kein Hellseher sein, um nach den knapp 200km einen Massensprint zu erwarten. Heute dürfte wohl eine der letzten Gelegenheiten für die Sprintasse sein, um sich einen Etappensieg zu sichern. Die Gesamtwertungs-Kandidaten werden es heute wohl etwas ruhiger angehen lassen und versuchen, nicht allzu viel Zeit liegen zu lassen. Auf den Ausgang des diesjährigen Giros dürfte die 10. Etappe wohl nur wenig Einfluss haben – die Strecke durch den östlichen Teil Italiens verspricht allerdings mit den vielen kleinen, mittelalterlichen Städten und Gässchen das eine oder andere szenerische Highlight.
TV und Stream
Dieses Jahr überträgt Eurosport live von jeder Etappe des Giro. Auch im Internet gibt es den einen oder anderen Stream.
TV-Übertragung
Dienstag, 19. Mai, 14:30 – 17.30 Uhr
Internetstream
[tab:Karte]