Radsport: Das mit fast 60km sehr lange Zeitfahren des diesjährigen Giro d’Italia wurde von vielen im Vorfeld als Chance für die Konkurrenz von Alberto Contador betrachtet – gerade Uran und Porte zeigten sich in der Vergangenheit hier stärker als der Spanier. Doch es kam alles anders: Mit einer unglaublich starken Leistung distanzierte Contador die Konkurrenten deutlich und wird am Ende Tagesdritter. Wassil Kiryjenka von Sky gewinnt vor Luis Leon Sanchez (Astana).
Bei erneut nassen und dadurch schwierigen Bedingungen setzte Patrick Gretsch von ag2r-La Mondiale die erste Duftmarke und konnte sich eine ganze Weile mit seiner Bestzeit an der Spitze halten. Doch dann kam Wassil Kiryjenka von Sky und nahm dem bisherigen Spitzenreiter ganze 23 Sekunden ab – lediglich 1:17:52 benötigte der Weißrusse für die 59,2km. Niemand sollte in der Folge an seinem Sieg noch etwas ändern können, auch wenn ihm Luis Leon Sanchez von Astana noch einmal nahe kam, fehlten schlussendlich 12 Sekunden. Für Patrick Gretsch stand am Ende ein respektabler vierter Platz zu Buche.
Mit großer Spannung erwarteten Experten und Fans gleichermaßen das Aufeinandertreffen von Aru, Contador, Uran und Porte. Für letzteren war das Einzeilzeitfahren nach einem bisher denkbar schlecht verlaufenden Giro so etwas wie der letzte Strohhalm. Als erster aus dem Klassementquartett ging er auf die Strecke, doch man konnte in seiner sehr vorsichtigen Fahrweise deutlich erkennen, dass ihn zum Einen die Stürze der vergangenen Tage gezeichnet haben und zum anderen auch, dass er selbst nicht mehr 100%ig an eine Aufholjagd glaubte. Der Australier verlor auch mit jeder Messung mehr Zeit auf den Führenden – es blieb nur abzuwarten, wie sich seine anderen Konkurrenten schlagen würden. Bereits am ersten Messpunkt distanzierte Uran Porte dann deutlich und auch Aru und Contador waren wesentlich schneller unterwegs. Das dürfte für Richie Porte endgültig das Ende aller maglia rosa-Träume gewesen sein.
Die übrigen drei Favoriten lieferten sich einen heißen Kampf gegen die Uhr – mit einem eindeutigen Verlierer: Fabio Aru. Im Ziel in Valdobbiadene lag er schließlich 2:47 hinter Contador, dem er gestern noch das Rosa Trikot entreißen konnte. Auch wenn das Zeitfahren nie die große Stärke des Italieners war, dürfte die Enttäuschung über das Ergebnis groß sein. Contador hingegen fährt sich hingegen ein riesiges Zeitpolster auf die Konkurrenz heraus und übernimmt wieder die Gesamtführung – 2:28 vor Aru, 4:14 vor Urán und Richie Porte ist mit inzwischen fast 10 Minuten Rückstand endgültig aus dem Rennen.
Endresultat Etappe 14 Giro d’Italia 2015
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1.,Wassil Kiryienka,BLR,Sky,01:17:52
2.,Luis Leon Sanchez,SPA,Astana,00:00:12
3.,Alberto Contador,SPA,Tinkoff-Saxo,00:00:14
4.,Patrick Gretsch,GER,ag2r-La Mondiale,00:00:23
5.,Steven Kruijswijk,NED,LottoNL-Jumbo,00:01:09
6.,Tanel Kangert,EST,Astana,00:01:17
7.,Juergen Van den Broeck,BEL,Lotto-Soudal,00:01:25
8.,Fabio Felline,ITA,Trek,00:01:26
9.,Tobias Ludvigsson,SWE,Giant-Alpecin,00:01:27
10.,Luke Durbridge,AUS,Orica-GreenEdge,00:01:36
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60km Leiden für den Sieg
Am Samstag, dem 23. Mai ist es soweit: Das erste und einzige Einzelzeitfahren des diesjährigen Giro steht an – doch das hat es in sich. Die Fahrer erwarten 59,2 wellige Kilometer durch die Weinregion Veneto, die so kurz vor den Bergetappen ein entscheidender Faktor im Kampf um das Maglia Rosa sein könnten.
Mit fast 60km haben die Veranstalter alle Zeitfahr-Kilometer in eine Etappe gepackt. Es ist außerdem das längste Zeitfahren beim Giro seit 2009, als Denis Menschow in Riomaggiore siegte und seinen Vorsprung bis zur letzten Etappe verteidigte. Ist ein solcher Verlauf auch in diesem Jahr denkbar? Durchaus. Es wird der erste große Härtetest für die Klassementfahrer und wer hier einen schlechten Tag erwischt, könnte sich bereits aus dem Rennen um den Gesamtsieg verabschieden. Alle Augen sind natürlich auf Rigoberto Urán (Etixx-QuickStep) gerichtet, nachdem der Kolumbianer im letzten Jahr im EZF so derart dominierte. Doch auch mit dem einstigen Zeitfahrspezialisten Contador oder dem formstarken Richie Porte wird zu rechnen sein. Fabio Aru ist der einzige Fahrer aus dem großen Favoriten-Quartett, der in der Vergangenheit seine Probleme im Zeitfahren hatte – für ihn gilt es, den Abstand auf die Spitze so klein wie möglich zu halten, um seine Stärken dann in den folgenden Bergetappen ausspielen zu können.
TV und Stream
Dieses Jahr überträgt Eurosport live von jeder Etappe des Giro. Auch im Internet gibt es den einen oder anderen Stream.
TV-Übertragung
Samstag, 23. Mai, 14:30 – 17.30 Uhr
Internetstream
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