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Radsport: Mikel Landa ist neuer Zweiter in der Gesamtwertung des Giro d’Italia. Der Spanier fuhr heute in Aprica seinen zweiten Etappensieg in Folge ein – 4km vor dem Ziel setzte er zur Soloflucht an und kam am Ende 38 Sekunden vor den Verfolgern Steven Kruisjwijk (LottoNL-Jumbo) und Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) ins Ziel. Fabio Aru hatte erneut große Probleme – kommt es also zur Wachablösung bei Astana?
Nach dem zweiten Ruhetag erwartete das Peloton heute die schwerste Etappe des diesjährigen Giro – unter anderem galt es den berühmt-berüchtigten Mortirolo zu bezwingen. Natürlich waren es dann auch die Kletterspezialisten, die vom Start weg attackierten – am Fuße des ersten Anstiegs konnte sich eine 10-köpfige Gruppe vom Feld absetzen: Edoardo Zardini (Bardiani-CSF), Franco Pellizotti (Androni), Fabio Felline (Trek), Brent Bookwalter (BMC), David De La Cruz (Etixx-QuickStep), Ruben Fernandez (Movistar), Nikolay Mihaylov (CCC), Ryder Hesjedal (Cannondale-Garmin) und Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida) hießen die tapferen Ausreißer.
Das mörderische Etappenprofil forderte jedoch schnell die ersten Opfer und nach 80km war es schließlich der Kanadier Ryder Hesjedal, der aus der Spitzengruppe zur Soloflucht ansetzte. Schnell hatte er eine große Lücke herausgefahren, die auf der Abfahrt von Aprica noch mehr wuchs – hier kam dem 34-jährigen sicherlich seine Vergangenheit als Mountainbike-Profi zu Gute. Kurz darauf kam dann der erste große Aufreger des Tages: Alberto Contador hatte kurz vor dem Fuße des Mortirolo Probleme mit seinem Rad und fiel zurück. Mehrere Astana und Katuhsa Fahrer, unter ihnen natürlich auch Fabio Aru, verständigten sich schnell und bildeten eine Gruppe, die sofort auf das Tempo drückte. Contador ging mit knapp einer Minute Rückstand auf die Passstraße des Mortirolo – es sah gut aus für Fabio Aru.
Doch bereits nach kurzer Zeit versagten beim Italiener langsam die Beine. Er wurde immer langsamer und trotz aller Mühen seiner Teamkollegen, darunter auch der spätere Sieger Mikel Landa, rückte der isolierte Contador immer näher. Nach der Hälfte des Anstiegs, ungefähr 40km vor dem Ziel war es dann soweit: Contador konnte zu der sich inzwischen gebildeten dreier-Spitze aus Aru, Landa und Kruijswijk aufschließen. Nun hatte der Spanier das Momentum auf seiner Seite, denn Aru hatte sichtliche Probleme und war sich bewusst, dass er nicht mehr mithalten konnte, wie Mikel Landa nach der Zieleinfahrt berichtet: „Auf dem Mortirolo ging es Fabio nicht gut und er hat mir gesagt, ich solle an Alberto und Krujswijk dranbleiben.“ So kam es dann auch – Aru fiel zurück, Contador, Landa und Kruijswijk zogen davon.
Das Trio hielt das Tempo bis zuletzt atemberaubend hoch, bis 5km vor dem Ziel Steven Kruijswijk eine Attacke startete, die schnell von Contador erstickt wurde – genau diesen Moment nutzte dann aber Landa, um seinerseits davonzuziehen – und wie. Nach wenigen Sekunden hatte er bereits eine beachtliche Lücke aufgefahren und Contador versuchte gar nicht erst zu kontern. Seine Stärke überraschte Landa selbst ein wenig wie er nach dem Rennen zugab: „Ich habe da am Ende gesehen, wie sich die beiden etwas beackert haben. Ich habe dann einfach mein Glück versucht und hätte nicht gedacht, dass ich noch so viel Power habe.“ Schließlich fuhr Landa als Solist mit 38 Sekunden Vorsprung vor Kruijswijk und Contador ins Ziel – Fabio Aru folgte 2:51 Minuten später.
Man fragt sich unweigerlich, was passiert wäre, hätte man bei Astana den schon auf der vorigen Etappe so bärenstarken Landa von der Leine gelassen. Angesichts seines atemberaubenden Schlussspurts wäre es nicht unbedingt ausgeschlossen gewesen, dass er Contador in der Gesamtwertung nochmals hätte gefährlich werden können. Schlussendlich schiebt sich Landa durch den Sieg in der Gesamtwertung an Teamkollege Aru vorbei und ist nun mit 04:02 Minuten Rückstand der erste Verfolger von Contador – ob es bei Astana zur Wachablösung kommt? Die Antwort darauf werden wir wohl in den nächsten Tagen bekommen.
Endresultat Etappe 16 Giro d’Italia 2015
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1.,Mikel Landa Meana,SPA,Astana,05:02:53
2.,Steven Kruijswijk,NED,LottoNL-Jumbo,00:00:38
3.,Alberto Contador,SPA,Tinkoff-Saxo,
4.,Yuri Trofimov,RUS,Katusha,00:02:03
5.,Andrey Amador,CRC,Movistar,
6.,Ryder Hesjedal,CAN,Cannondale-Garmin,00:02:10
7.,Fabio Aru,ITA,Astana,00:02:51
8.,Damiano Caruso,ITA,BMC,00:03:18
9.,Leopold Konig,CZE,Sky,00:03:19
10.,Carlos Betancour,COL,ag2r-La Mondiale,
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Tortur auf Italienisch
Was für ein Auftakt für die dritte Woche des Giro! Aus dem Ruhetag kommend werden die Fahrer in eine wahre Königsetappe mit fünf Bergwertungen geschickt, inklusive dem brutalen Mortirolo. Auf der Fahrt über Campo Carlo Magno, den nicht zu steilen Tonalepass und die erste Zieldurchfahrt in Aprica wird sich eine Ausreißergruppe in Szene setzen, das Peloton kontrolliert hinterherfahren. Ernst wird es ab Mazzo, dem Einstieg zum Mortirolo. Auf 12,6 Kilometer Länge überwindet das schmale Sträßchen 1.300 Höhenmeter. Die Durchschnittssteigung liegt bei über 10 Prozent, 18 Prozent sind keine Seltenheit! Der erste Fahrer wird mit der Cima Pantani ausgezeichnet. Am Mortirolo werden sich tolle Szenen abspielen: Fahrer, die am Anschlag fahrend um den Giro-Sieg kämpfen, Tifosi, die außer Rand und Band ihre Idole anfeuern – hoffentlich ohne ihnen zu nahe zu kommen! Auch die steile und technische Abfahrt nach Monno entscheidet heute über Sieg und Niederlage. Der Schlussanstieg nach Aprica auf breiter Straße ist nicht zu steil, wird den Fahrern aber nach der Tortur des Tages die letzten Reserven abverlangen.
TV und Stream
Dieses Jahr überträgt Eurosport live von jeder Etappe des Giro. Auch im Internet gibt es den einen oder anderen Stream.
TV-Übertragung
Dienstag, 26. Mai, 14:30 – 17.30 Uhr
Internetstream
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