Radsport: Nach erneut bergigen 150km durch Ligurien siegt der 22 Jahre junge Italiener Davide Formolo (Cannondale-Garmin) in beeindruckender Manier bei seiner ersten Grand Tour-Teilnahme. Kurz vor dem finalen Anstieg konnte er sich von der Spitzengruppe absetzen und seinen Vorsprung in der folgenden Abfahrt bis ins Ziel retten. Zweiter wird Simon Clarke (Orica-GreenEdge), der sich im Ziel zuerst einmal gar nicht über das maglia rosa freuen kann, das er ab morgen tragen wird.
22 Sekunde nach Davide Formolo passiert Simon Clarke an der Spitze der Verfolgergruppe die Ziellinie, reißt die Hände in die Höhe und jubelt ausgelassen. Genau bis zu dem Moment, als ihm der viertplatzierte Giovanni Visconti (Movistar) auf die Schulter tippt und auf den weiter vorn jubelnden Formolo deutet. Clarke schlägt die Hände, die er eben noch zum Jubeln in die Luft gereckt hatte über dem Kopf zusammen. Kurz darauf kann er aber auch schon wieder lachen – da hatte der Australier wohl für einen kurzen Augenblick den Überblick verloren. Kein Wunder, denn die Etappe war wie schon in den Vortagen abwechslungsreich und von einer hart umkämpften und nervösen Spitze gezeichnet.
Direkt nach dem Startschuss bildete sich eine knapp 30 Fahrer umfassende Spitzengruppe, aus der sich nach einiger Zeit Amael Moinard (BMC) und Sonny Colbrelli (Bardiani) absetzen können. Letzterer sichert sich auch den zweiten Zwischensprint des Tages – danach liefert sich die große Spitzengruppe einen wirklich packenden und unterhaltsamen Kampf. Immer wieder gibt es Attacken, die kurz gelingen, doch schnell wieder gestellt werden. Bei sommerlich-heißen Temperaturen schlägt auch das Hauptfeld hinter der Spitzengruppe ein beachtliches Tempo an. Pacemaker ist das Team von Astana um ihren Kapitän Fabio Aru, doch auch Tinkoff-Saxo (Contador) und Sky (Porte) arbeiten hart für ihre Klassementfahrer. Lediglich Rigoberto Uran (Etixx-QuickStep) hat große Probleme, das Tempo zu gehen und kämpft am Ende des Feldes.
Am Fuße des finalen Anstiegs hinauf nach Biassa ist es dann für viele überraschend der junge Davide Formolo von Cannondale-Garmin, der sein Herz in die Hand nimmt und eine unwiderstehliche Attacke fährt. Nach kurzer Zeit hat er schon eine große Lücke zu seinen Verfolgern gefahren und kann das enorme Tempo bis zur Spitze des teils extrem steilen Anstiegs durchhalten. Ungefähr eine halbe Minute Vorsprung hat er vor der Abfahrt hinunter zum Ziel in La Spezia – mit einer unbekümmerten und enorm konzentrierten Abfahrt und nach Mobilisierung der letzten Kräfte rettet er schließlich den Vorsprung ins Ziel. Was für ein Erfolg, was für eine Leistung für einen so jungen Fahrer.
In der Verfolgergruppe kann sich dann Simon Clarke im Sprint gegen Yonattah Monsalve (Southeast) und Giovanni Visconti (Movistar) durchsetzen. Auch die Klassementfavoriten Aru, Contador und Porte kommen zeitgleich mit Clarke ins Ziel. Lediglich Rigoberto Uran büßt nach einem für ihn wirklich harten Kampf 42 Sekunden auf seine Mitkonkurrenten ein. Clarke übernimmt mit seinem zweiten Platz das maglia rosa von seinem Teamkollegen Michael Matthews. Somit haben wir nach der vierten Etappe den dritten Träger des Rosa Trikots, alle waren sie Australier und alle Fahrer von Orica-GreenEdge. Ob es morgen so weitergeht? Wir werden es sehen.
[tab:Ergebnis]
Endresultat, 4. Etappe Giro d’Italia 2015
[easytable th=“0″]
1.,Davide Formolo,ITA,Cannondale-Garmin,3:47:59
2.,Simon Clarke,AUS,Orica-GreenEdge,0:00:22
3.,Yonattah Monsalve,VEN,Southeast,
4.,Giovanni Visconti,ITA,Movistar,
5.,Esteban Chaves,COL,Orica-GreenEdge,
6.,Fabio Aru,ITA,Astana,
7.,Amael Moinard,FRA,BMC,
8.,Dario Cataldo,ITA,Astana,
9.,Alberto Contador,SPA,Tinkoff-Saxo,
10.,Richie Porte,AUS,Team Sky,
[/easytable]
[tab:Vorschau]
Der Start zur 4. Etappe der Italien-Rundfahrt 2015 wird in Chiavari, ebenfalls in der Region Ligurien gelegen, sein. Und auch das Ziel, La Spezia, ist eine ligurische Stadt. Hier setzt der Giro d’Italia deutliche regionale Akzente und zeigt mit den zahlreichen Etappen in Ligurien in 2015 die Schönheit dieser Region.
Zwischen beiden Städten liegt eine Renndistanz von 150 Kilometern, welche am 12. Mai 2015 zu bewältigen sind. Von der Provinz Genua, in der Chiavari liegt, geht es dabei in die Region La Spezia, welche zugleich nach dem Ort der Etappenankunft benannt wurde.
Die 4. Etappe des Giro d’Italia 2015 eignet sich gut für einen Massensprint, da sich die Anstiege im Rahmen halten. Doch wer weiß, für Ausreißer bieten gerade die kleineren Hügel einer solchen Etappe immer wieder zugleich auch gute Möglichkeiten, dem Hauptfeld davon zu ziehen.
Für viele deutsche Radsport-Fans dürfte La Spezia keine Unbekannte darstellen. Ist das Etappenziel doch in einer Städtepartnerschaft mit Bayreuth verbunden. Zugleich kommt aus dieser Stadt einer der bekanntesten italienischen Sprinter überhaupt: Alessandro Petacchi wurde hier einstmals geboren. Der erfolgreiche Radprofi konnte in seiner Karriere bei den drei großen Rundfahrten, dem Giro, der Tour de France und der Vuelta, insgesamt 48 Etappen gewinnen.
TV und Stream
Dieses Jahr überträgt Eurosport live von jeder Etappe des Giro. Auch im Internet gibt es den einen oder anderen Stream.
TV-Übertragung
Dienstag, 12. Mai, 13:30 – 17.30 Uhr
Internetstream
[tab:Karte]