Lifestyle: Eigentlich sind die Zwillinge Martin und Peter Velits Radprofis, doch ihr Faible für Mode und Design ist zu einer spannenden Nebenbeschäftigung geworden. Seit drei Jahren arbeiten sie an ihrem eigenen Radbekleidungs-Label Isadore Apparel und bieten optisch und funktionell eigenständige Trikots, Jacken und Hosen an – gefertigt in ihrer slowakischen Heimat.
So ganz typische Radprofis sind Martin und Peter Velits, die Gründer von Isadore Apparel, wahrscheinlich nicht. Die Zwillinge, Anfang 1985 im slowakischen Bratislava geboren, schauten schon immer weit über den Tellerrand ihres Sports hinaus, interessierten sich für Mode und Design und nahmen auch mal ein gutes Buch in die Hand. Ihre in weiten Teilen parallel verlaufenden Profi-Karrieren (einer von beiden war irgendwie immer Slowakischer Meister im Einzelzeitfahren oder im Straßenrennen) führten das Bruderpaar auch nach Deutschland – erst 2007 zum Team Wiesenhof-Felt, mit dem Peter U23-Straßenweltmeister wurde, dann ab 2008 für zwei Jahre zu Milram. Bei Omega Pharma waren sie 2012 die ersten Zwillingsbrüder im Radsport, die gemeinsam die Tour de France beendeten, wobei Peter, der etwas talentiertere der beiden, auf Platz 27 landete. Zwei Jahre zuvor hatte er die Vuelta auf dem Podium beendet – Platz drei nach einem Sieg im Einzelzeitfahren. In dieser Saison trennten sich die beruflichen Wege von Martin und Peter zum ersten Mal: Peter wechselte zu BMC Racing, während Martin im inzwischen Etixx – Quick-Step genannten Team blieb.
Die Zeit nach der Karriere haben Martin und Peter immer schon im Blick gehabt, und auch das mag ein Beweggrund dafür gewesen sein, ein Label für Radsportbekleidung zu gründen. „Nach so vielen Jahren im Profiradsport haben wir nach neuen Herausforderungen gesucht“, erzählt Martin Velits. „Wir hatten die Idee, Radbekleidung zu entwerfen, die wir gerne tragen würden, wenn wir nicht in unserer Teamkleidung stecken.“ Ende 2012 setzten sie sich schließlich zusammen und gingen das Thema ernsthaft an.
Wie im Profipeloton mussten wir uns unseren Platz in der Industrie erst verdienen, um akzeptiert zu werden.“
„Mein Job ist es, mit neuen Produkten zu kommen und die Richtung aufzuzeigen, in die wir gehen wollen“, beschreibt Martin seine Position bei Isadore Apparel. „Aber ich bin nicht nur für das Design verantwortlich, sondern auch für die Logistik und die Kommunikation mit Zulieferern und Herstellern.“
Dass die Velits-Brüder nicht damit anfingen, eine Fabrik bauen zu lassen und Näherinnen einzustellen, ist klar; in einem Billiglohnland in Fernost fertigen zu lassen, kam für sie aber auch nicht in Frage. Getreu dem Motto „Global denken, lokal handeln“ konnten die Jungunternehmer den in ihrer Heimatstadt Puchov ansässigen Hersteller Makyta als Produzenten gewinnen. Das 1939 gegründete Unternehmen beschäftigt um die 500 Menschen und fertigt für namhafte Modemarken; wie Martin erzählt, war es keineswegs einfach, mit Makyta ins Geschäft zu kommen. „Wie im Profipeloton mussten wir uns unseren Platz verdienen, um einer ihrer Kunden zu werden.“ Man wurde sich einig, und seitdem fertigt Makyta zweimal im Jahr sämtliche Jacken, Trikots und Westen für Isadore Apparel. Martin Velits mag die räumliche Nähe zur Fabrik und freut sich darüber, ab und zu im Supermarkt von Makyta-Angestellten angesprochen zu werden, wenn er in Puchov ist – was natürlich selten genug vorkommt. „Ich muss nur fünf Minuten laufen, dann bin ich im Büro oder in der Fabrik“, sagt der Radprofi.
Ein weiterer Hersteller, ebenfalls in der Slowakei angesiedelt, näht die Radhosen; die Isadore-Merinosocken kommen aus den USA, Rennmützen der Marke werden in Tschechien gefertigt. Auch bei der Verpackung hat Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert: Trikots und Hosen kommen in schlichten, aber sehr stylischen Recycling-Pappboxen.
Mit gedeckten Farben, zurückhaltendem Design und viel Merinowolle könnte man der Isadore-Kollektion leicht den Stempel „Retro“ aufdrücken, doch Martin Velits hat ganz andere Ideen im Kopf. „Wir versuchen nicht bewusst, retro zu sein, auch wenn das wegen der Materialwahl und des Stils so aussehen könnte. Ich lasse mich einfach nur von der aktuellen Mode inspirieren, und dann versuche ich, diese Inspiration in Radsportbekleidung einfließen zu lassen. Ich will Radsportkleidung nicht neu erfinden, sondern um meine Ideen erweitern.“
Noch steht Isadore Apparel in den Anfängen, doch der unternehmerische Erfolg ist für Martin nicht einmal das Wichtigste. „Natürlich müssen wir profitabel sein, um überleben zu können, doch was wir wirklich schaffen wollen, ist, ein Team zu gründen, für das Isadore mehr als nur ein Job ist. Wir haben einen Kern von Leuten geschaffen, die voller Leidenschaft sind für das, was sie bei Isadore machen, und das ist bisher unser größter Erfolg.“
Dass nicht nur das Produkt ausschlaggebend ist, sondern auch der Prozess, spiegelt sich in dem Motto, das sich Isadore Apparel gegeben hat – „Road is the Way of Life“. Und es passt gut zu zwei Radprofis, die nicht nur die großen Erfolge im Visier hatten, sondern ihre Karriere auch dazu genutzt haben, ihren Horizont zu erweitern.
Velomotion wir in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder Produkte aus der Isadore-Kollektion testen und vorstellen.