Test: Carbon ist das Material der Zukunft. Bezieht man dies auf die Bikeindustrie scheint dies nicht ganz passend zu sein, denn Carbon ist allgegenwärtig. Der britische Komponentenhersteller Renthal hat im vergangenen Sommer sein Flaggschiff in Sachen Lenker den Renthal Fatbar als Carbon-Variante gelauncht und ist seither einer der beliebtesten Carbon-Lenker auf dem Markt. Wir hatten die britischen Edelfasern im Test.
Lenker gibt es wie Sand am Meer. Die Auswahl ist unglaublich groß und einen guten von einem weniger guten Lenker zu unterscheiden ist oftmals keine leichte Aufgabe. Während der Trend vor einigen Jahren noch zu schmalen Lenkern mit viel Rise ging, sollte der ideale Lenker heutzutage so breit wie nur möglich sein. In Sachen Rise sieht man außerdem immer öfter weniger Erhöhung, wenn nicht sogar Flatbars.
Carbon scheint dabei immer weiter den Lenkermarkt zu bestimmen. Renthal hat im vergangenen Sommer den Fatbar Carbon auf den Markt gebracht, die Carbon-Variante des bis dato sehr beliebten Fatbar Lenkers.
Optisch konnte Renthal schon immer überzeugen, preislich muss man sich jedoch das ein oder andere Mal auf die Zunge beißen. Somit waren sie immer ein wenig umstritten.
Zugegeben 139,90 Euro für einen Lenker zu bezahlen ist schon eine Hausnummer, dafür bekommt man jedoch eine ganze Menge, wie wir festgestellt haben.
Den Renthal Fatbar Carbon gibt es in insgesamt vier Versionen. Dabei unterscheidet sich nur der Rise des Lenkers und so sind Modelle mit 10, 20, 30 und 40 Millimeter Rise verfügbar.
Die Eckdaten des Fatbar Carbon
Einsatzbereich: Trail, Allmountain, Enduro, Feeride, Downhill
Material: Carbon
Breite: 780 mm
Erhöhung: 10, 20, 30 und 40 mm
Upsweep: 5 Grad
Backsweep: 7 Grad
Klemmungsdurchmesser: 31.8 mm
Gewicht: 225g
Im Großen und Ganzen ist der Renthal durchaus unauffällig. Die Winkel sind in jeglicher Hinsicht keineswegs extrem und auch optisch ist er eher schlicht, ein Fakt, der uns sehr anspricht. Der Lenker erstrahlt in einem schlichten Carbon typischem Grau und ist mit Bronze Akzenten versehen. Im Zentrum wurde die Oberfläche aufgeraut, um die Klemmung zwischen Lenker und Vorbau zu berbessern und an den Enden findet man Markierung für ein mögliches Kürzen des Lenkers.
Unser Testmodell haben wir mit einem Rise von 20 Millimetern bestellt und haben ihn um 20 Millimeter gekürzt. Wichtig dabei ist die Säge: Um die Carbonfasern nicht zu beschädigen und sie wohlmöglich sogar zum herausreißen zu bringen benötigt es ein spezielles Sägeblatt.
Treffenderweise hatten wir zum selben Zeitpunkt das Canyon Strive CF im Test, welches mit dem selben Lenker ausgestattet war, jedoch ungekürzt. So konnten wir gute Vergleiche feststellen in puncto Steifigkeit und Feedback.
Wann ist ein Lenker ein guter Lenker? Das ist die große Frage. Der Fatbar Carbon besticht im Einsatz mit seinem Spagat zwischen Steifigkeit und Flexibilität. Renthal hat ganz bewusst nicht an die Steifigkeit des Aluminiums-Vorgänger anknüpfen wollen und wollte dem Fahrgefühl des Vorgängers so nahe wie möglich kommen. So entschied man sich für ein sehr massives Zentrum des Lenkers und zog den großen Klemmungsdurchmesser außergewöhnlich weit nach außen. So entsteht eine steife und zuverlässige Basis. Mit der UD-Konstruktion (uni directional construction) schafft man dennoch ein flexibles Carbon-Gewebe, welches den härtesten Ansprüchen gerecht wird.
Auf dem Trail ist der Lenker unauffällig – gut oder schlecht? Unserer Meinung nach ein gutes Zeichnen, denn wir bekommen genau die Informationen, die wir wollen. Das steife Zentrum vermittelt ein sicheres Fahrgefühl, der vorhandene jedoch geringe Flex wirkt dem Armpump auch auf extremen Bremswellen entgegen.
In Sachen Funktionalität besticht er somit zweifelsohne, doch die Frage wer so viel Geld für einen Lenker ausgibt bleibt im Raum. Sexy ist der Fatbar Carbon, das steht fest. Optisch ist er eine Wucht und auch gewichtstechnisch spielt er in der Oberliga. Im Vergleich zur Aluminium-Version spart man satte 100 Gramm.
Große Unterschiede beim Vergleich der beiden Breiten gab es nur geringfügig. Wie zu erwarten zeigte sich die kürzere Variante mit 760 Millimeter Breite etwas steifer, wodurch man noch ein bisschen mehr Feedback hatte und das Rad direkter und kontrollierter steuern konnte. Gleichzeitig kam jedoch auch Armpump wesentlich früher auf.
Am Ende bleibt stehen, dass der Renthal Fatbar Carbon in der Oberliga spielt. Sowohl in seiner Funktion als auch beim Gewicht setzt er Maßstäbe. Das Ganze ist nicht günstig, doch hat man mit dem Renthal einen Eyecatcher am Rad, der seinen Preis durchaus wert ist. Er ist für die aller härteste Gangart gemacht und kann beim Enduro aber auch auf dem Downhilltrail bestehen.
Weitere Informationen zu Renthal gibt es unter www.cycling.renthal.com