Radsport: Taylor Phinney (BMC Racing) hat nach 15-monatiger Verletzungspause einen emotionalen Sieg eingefahren. Der US-Amerikaner gewann am Montag die Eröffnungsetappe der USA Pro Challenge in Steamboat Springs, Colorado.
Das Knie mit blauem Tape gestützt, darunter eine Narbe, die sich fast über die gesamte Länge des Schienbeins zieht: Taylor Phinney waren die Folgen seines karrierebedrohenden Sturzes noch deutlich anzusehen. Doch im Ziel der 1. Etappe der USA Pro Challenge strahlte Phinney über das ganze Gesicht. Der gerade errungene Sieg war nicht nur ein sportlicher Triumph gegen 118 andere Athleten, sondern ein emotionaler Meilenstein nach einem langen Leidensweg. Im Mai 2014 war Phinney bei den US-Straßenmeisterschaften schwer gestürzt und hatte sich einen komplizierten doppelten Bruch des linken Unterschenkels zugezogen. Der damals 23-Jährige wurde mehrfach operiert, seine Karriere hing am seidenen Faden. Doch Phinney kämpfte sich zurück, verbrachte lange Monate mit Reha-Training und ließ sich auch nicht von der Tatsache entmutigen, dass er sein Comeback mehrfach verschieben musste. Erst bei der Tour of Utah vor wenigen Tagen – 15 Monate nach dem fatalen Sturz – konnte Phinney erstmals wieder bei einem Profirennen starten. Der Sieg am gestrigen Montag war erst der achte Renntag seit der Rückkehr ins Peloton.
„Wow. Ich habe noch nie solche Emotionen verspürt, in meinem gesamten Leben!“, teilte Phinney seinen Fans nach dem Rennen via Twitter mit. „Ich bin voller Demut angesichts Eurer Unterstützung und mehr als dankbar, heute gewonnen zu haben.“ Seinen Sieg hatte Phinney durch eine späte Attacke, 1.500 Meter vor dem Ziel errungen, nachdem er zwischenzeitlich schon abgehängt war. „Ich wusste, dass ich nicht die Power habe, um die besten Fahrer im Massensprint zu schlagen“, erklärte Phinney. „Deshalb musste ich früher starten. Erst auf den letzten 100 Metern dachte ich daran, den Sieg schaffen zu können. Ich hatte dann kurz Panik, es doch nicht zu schaffen, und setzte auf den letzten acht oder neun Sekunden meine volle Kraft in die Pedale. Ich habe mir die letzten 15 Monate vorgestellt, wie es ist, die Hände in die Höhe zu strecken. Das war der Moment, den ich mir vorgestellt habe.“ Bereits bei seinem ersten Rennen war Phinney Dritter geworden, nun klappte es mit dem Sieg. Die Radsport-Welt registriert: Taylor Phinney ist zurück!