Test: Der glattflächige Offroad-Schuh G.Stilo von Gaerne ist sozusagen das Pendant zum Querfeldeinrad mit innenliegenden Zügen: Er sammelt weniger Dreck auf und lässt sich leicht reinigen. Und auch sonst kann der weiße Rennschuh überzeugen.
Mit weißen Schuhen durch den Schlamm? Das klingt nicht nach einer guten Idee, doch bei Testmustern kann man sich die Farbe nicht aussuchen, und der Gaerne G.Stilo, der uns im Rahmen eines Events von Ridley Bikes zur Verfügung gestellt wurde, war nun einmal weiß. Das Erstaunliche ist freilich: Er ist es immer noch! Die Schlammpackungen der Querfeldein-Saison haben kaum Spuren hinterlassen, wie unsere Fotos zeigen. Bei näherer Betrachtung des Treters ist das nicht verwunderlich: Der G.Stilo ist nämlich ein Schuh mit ziemlich wenigen Ecken und Kanten, dafür mit viel glatter Fläche an den Seiten – auf diese Weise sammelt er nicht ganz so viel Schmutz und ist außerdem leicht zu reinigen. Das hat mit seiner Konstruktion zu tun: Gaerne vertraut beim Topmodell auf einen doppelten BOA-Verschluss anstelle von Riemen; nur ganz vorne kommt ein solcher zum Einsatz.
Das macht den Schuh unübertroffen bequem: Ein Dreh nach vorne zieht die Schnürung zusammen, ein Dreh nach hinten weitet den Schuh schrittweise, was die Feineinstellung auch während der Fahrt ziemlich einfach macht. Und im Gegensatz zu Klettverschlüssen, die am Offroad-Schuh im Laufe der Zeit allerlei Biomasse ansammeln und irgendwann nicht mehr so gut halten, haben sich die Drehverschlüsse als sehr verschmutzungsresistent erwiesen.
Warum also der kleine Klettriemen ganz vorne? Das fragen wir uns auch, zumal Gaerne mit dem G.Kobra (der im Sortiment knapp unter dem G.Stilo angesiedelt ist) einen komplett klettlosen Schuh anbietet, bei dem der untere BOA-Verschluss per Umlenkung einen größeren Bereich zusammenzieht. Der Riemen am G.Stilo zeigt jedenfalls keinerlei Wirkung.
Insgesamt fällt der Schuh nicht sonderlich breit aus; den Zehen lässt er allerdings recht viel Platz, was zu seinem hohen Komfort beiträgt. Die mitgelieferte Einlegesohle ist dünn und flach; anatomisch sinnvollere Varianten mit Fußgewölbeunterstützung u. ä. lassen sich nachrüsten. Das glatte Obermaterial ist mit einem Textilmaterial hinterlegt; die Zunge ist weich gepolstert, sodass die BOA-Seile nicht unangenehm drücken. Die stabile Carbon-Fersenkappe sorgt beim Laufen für festen Sitz; das gerade am Absatz kräftig ausgeprägte Sohlenprofil verkrallt sich im Untergrund, ohne sich zuzusetzen.
Ein Winterschuh ist der G.Stilo natürlich nicht; abgesehen von den kleinen Luftlöchern und einem knapp gehaltenen Mesh-Einsatz vorne ist er jedoch dicht. Mit einem Paar warmer Socken kombiniert, lässt er sich auch bei Temperaturen unter fünf Grad ganz gut tragen – jedenfalls für die Cross-typische Fahrtdauer.
Stolze 309,90 € ruft Gaerne für den Top-MTB-Schuh der Firma auf – das ist auch angesichts der hochwertigen Machart und des guten Tragekomforts ziemlich viel. Es mag trösten zu wissen, dass der Familienbetrieb Gaerne alle Schuhe im eigenen Werk herstellt – made in Italy statt Fernost-Massenware. Die Verarbeitung ist dementsprechend sehr gut, Klebstoffreste oder Unsauberkeiten sind nirgendwo zu entdecken.
Abzüglich SPD-Cleat und Einlegesohle wiegt ein G.Stilo in Größe 44 nur 360 Gramm, was ein recht guter Wert ist – ohnehin sind Passform und Machart viel wichtiger. Und da zeigt der Gaerne G.Stilo keinerlei Schwächen. Und was die Farbe angeht: Warum nicht mal ein weißer Schuh? Denn einmal abgesehen von den limitierten Sonderfarben ist dies vielleicht doch die schönste Variante.
Fazit
Das italienische Unternehmen fertigt einen gut sitzenden, hochwertigen Schuh mit fast perfektem Verschlusssystem, der freilich auch seinen Preis hat.
Preis und Web
- 309,90 €
- www.gaerne.com