Markt: Mit dem Shimano STEPS E8000 präsentierte Shimano am Wochenende in Riva den ersten speziell für die Bedürfnisse von Mountainbikern entwickelten E-Antrieb. Oberste Prämisse bei der Konstruktion war ein möglichst natürliches Fahrgefühl, das sich nur wenig von dem herkömmlicher Mountainbikes unterscheiden soll.
Die Verkaufszahlen von E-MTBs explodieren, viele Modelle sind bereits restlos ausverkauft, der Markt boomt. Deshalb ist es auch nicht allzu überraschend, dass mit Shimano nun ein weiterer Big Player ein Stück vom Kuchen möchte und mit dem STEPS E8000 Antrieb ein neues System für elektronisch unterstütze Mountainbikes vorstellt, das auf dem hauseigenen STEPS Antrieb basiert. Die Motivation, auch einen eigenen E-MTB Antrieb zu produzieren ist klar: Gerade Mountainbikes profitieren von der zusätzlichen Unterstützung in Form eines Motors, denn der eine oder andere Trail lässt sich so bequem, ohne Lift und/oder quälend lange Trage- und Schiebepassagen erreichen.
Das Ziel der Entwickler war es vor allem, einen Antrieb zu entwickeln, der dem Fahrer ein natürliches Gefühl gibt: Das Bike soll sich trotz des Antriebs so anfühlen wie ein ’normales‘ Rad ohne Motor. Um dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen, nahm man einige Anpassungen vor und beschritt zuvor unbetretene Pfade. Dem japanischen Fahrrad-Riesen kam hierbei auch das Know-How der eigenen Komponentenentwicklung und dem unmittelbaren Zugang zu diesen Technologien zu Gute.
Shimano STEPS E8000: Kleine Abmessungen
Die in der Rahmenmitte sitzende Antriebseinheit kommt im Vergleich zur Konkurrenz mit sehr kompakten Abmessungen daher. Diese Bauform ermöglicht es Rahmen- und Fahrradproduzenten zum einen, trotz des verbauten E-Antriebs auch auf kurz Kettenstreben zu setzen und so das agile Fahrverhalten nicht zu verfälschen. Da der Motor auch in der Breite sehr klein ist, können Kurbeln mit einem Standard Q-Faktor verbaut werden. Der Q-Faktor bezeichnet den Abstand der Kurbelarme zueinander: Voluminöse Antriebe verlangen oft nach weit voneinander entfernten Kurbelarmen, was das Fahrgefühl negativ beeinflusst.
Doch trotz des kompakten Formfaktors konnten die Ingenieure modernste Technik im Antrieb des E8000 verbauen: Der Motor liefert bis zu 70Nm Drehmoment und zählt somit zu den stärksten Vertretern seiner Klasse. Interessant sind auch die verbauten Kühlrippen, die den gesamten Antriebsbereich während der Fahrt kühlen, damit die Performance auch auf längeren Uphills gleich bleibt. Kurbeln gibt es wahlweise mit 34 oder 38 Zähnen und auch als Hollowtech Version (hohle Kurbelarme, leichter und steifer).
Shimano STEPS E8000: Natürliche Motorsteuerung
Besonders stolz ist man bei Shimano auf die Motorsteuerung der STEPS E8000. Von außen zwar unscheinbar, trägt sie doch entscheidend dazu bei, ob man sich als Fahrer vorkommt wie auf einem E-Moped oder einem Fahrrad. Wann der Motor unterstützt und wie stark wird beim neuen Shimano Antrieb maßgeblich davon beeinflusst, wie stark man in die Pedale tritt und nicht von der Trittfrequenz wie bei so manchem Antrieb der Konkurrenz. Das hat zum einen den großen Vorteil, dass die Power fast verzögerungsfrei zu Verfügung steht, zum anderen lässt sich der Antrieb somit sehr sanft dosieren. Letzteres spielt vor allem während technischer Passagen eine entscheidende Rolle, in denen ein zu stark schiebender Antrieb schnell zum Sturz führen kann.
Auch die Schiebehilfe wurde auf das besondere Einsatzgebiet angepasst. Wer sich nun fragt: Schiebehilfe? An einem E-MTB? Dem können wir nur entgegnen: Es gibt wohl kaum eine andere Radgattung, bei der eine Schiebehilfe mehr Sinn macht. Wird das Gelände nämlich zu unwegsam um im Sattel zu bleiben, ist eine Schiebehilfe unerlässlich. Diese ist beim Shimano TEPS E8000 wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben zwar auf 6km/h begrenzt, schiebt aber deutlich kraftvoller und schiebt das Ross damit auch die steilsten Rampen nach oben.
Shimano STEPS E8000: Cockpit – Intuitive Steuerung dank Firebolt
Das natürliche Fahrgefühl zieht sich bis ins Cockpit – auch die Bedienung soll sich so wenig wie nur möglich von einem normalen MTB ohne Antrieb unterscheiden. Hier kommt Shimano vor allem das eigene Know-How aus der Komponentenentwicklung zu Gute. Die Steuerung der drei Unterstützungssstufen erfolgt nämlich über den Firebolt Trigger, der bereits von den elektronischen Di2 Schaltungen aus XTR und XT Reihe bekannt ist.
Am Cockpit ändert sich somit wenig: Rechts der herkömmliche Triger für die Kettenschaltung am Hinterrad, links ebenfalls ein Trigger, doch dieser bedient eben nicht wie zuvor den Umwerfer, sondern Regel die Motorunterstützung. An den Abläufen ändert sich somit eher wenig: Wenn die Beinmuskeln zumachen geht es eben nicht auf das kleinere Kettenblatt, sondern wird am Motor eine Stufe nach oben geschaltet.
Das kompakte Farb-LCD orientiert sich optisch an den von Di2 bekannten Varianten und stellt neben der momentanen Motorunterstützung und Akkuladezustand oder dem gefahrenen Gang (bei Kombination mit Di2) auch zahlreiche Infos zu Verfügung, die man sonst eher von modernen, teuren Leistungsmessern kennt: Trittfrequenz, Leistung, Kilometer und auch die Restreichweite sind sofort ablesbar. Wem die Standardeinstellungen wie Tastenbelegung nicht zusagen, der kann per Smartphone und Bluetooth selbst Hand anlegen.
Shimano STEPS E8000: Große Reichweite dank 500Wh Akku
Ein leistungsstarker Antrieb wie der E8000 braucht natürlich auch die nötige Energieversorgung, damit nicht nach viel zu kurzer Zeit die Puste ausgeht. Deshalb liefert der E8000 Unterrohrakku satte 500 Wattstunden und man ist auch für längere Touren ausreichend gewappnet. Neben den inneren Werten hat man das kleine Kraftpaket auch äußerlich auf den neuen Einsatzbereich angepasst: Robuster gegen äußere Einflüsse, egal ob Stürze oder ausgiebige Regenschauer und mit einem neuen Haltemechanismus, das den Akku fest am Rahmen hält, ohne Klappern und auch auf dem gröbsten Untergrund.
Erhältlich sein wird das neue STEPS E8000 System ab Oktober 2016 – mit Komplettbikes ist also auch ungefähr zu dieser Zeitpunkt, jedoch spätestens zum Beginn der Saison 2017 zu rechnen.