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E-Mountainbikes: Test: Bergamont E-Line Trailster C 8.0 – Potentes E-MTB aus Hamburg

5. Juli 2016 by Michael Faiß

Test: Mit dem Bergamont E-Line Trailster C 8.0 haben wir ein sehr gut ausgestattetes E-MTB mit Bosch Performance CX Antrieb unter die Lupe genommen. Das 4.499€ teure Bike der Hamburger musste sich am anderen Ende der Republik auf den Trails des Bayerischen Walds beweisen – und tat dies mit Bravour.

Bergamont E-Line Trailster C 8.0: Rahmen und Geometrie

Der Rahmen des Bergamont Trailster C.8.0 basiert auf dem ‚regulären‘ Trailster ohne E-Antrieb: 27,5″ Laufräder mit 140mm Federweg im Hinterbau, ein flacher Lenkwinkel von 66,5° und ein großzügiger Reach (über 450mm in L): So besitzt der Rahmen nicht nur eine moderne, sondern auch ausgesprochen Abfahrts-orientierte Geometrie, die viel Sicherheit auf dem Trail vermitteln sollte. Natürlich stellt jedoch die Integration des Bosch-Antriebs und des Akkus eine große Herausforderung an die Konstrukteure und macht auch einige Veränderungen im Vergleich zum Standardmodell nötig.

bergamont_trailster_c80_09



bergamontc80geoEinerseits wachsen die Kettenstreben auf 475mm, um am engen Tretlagerbereich genügend Platz für Motor, Lager, Kurbel und Antrieb zu schaffen. Weiterhin hat man sich bei Bergamont entschieden, die Kette beim E-Line Trailster über eine Umlenkrolle zum Hinterrad zu führen. Diese optisch durchaus gewöhnungsbedürftige Lösung hat zwei nicht zu unterschätzende Vorteile. Sie reduziert in erster Linie den Kettenzug während des Einfederns und erlaubt ein neutrales und vor allem von Antriebseinflüssen entkoppeltes Ansprechverhalten. Außerdem löst sie ein Problem, mit dem viele andere E-MTBs mit Bosch Antrieben zu kämpfen haben: Durch das kleine Kettenblatt käme die Kette nämlich der Kettenstrebe gefährlich nahe und würde über kurz oder lang nicht nur mit dauerndem Kettenschlagen das Nervenkostüm des Fahrers malträtieren, sondern auch hässliche Spuren an der Lackierung hinterlassen. Durch den ‚Umweg‘ über die Umlenkrolle hat die Kette beim Bergamont jedoch genügend Abstand und das Kettenschlagen bewegt sich in einem Bereich, den man von regulären MTBs ohne Motor kennt. An dem kleinen Röllchen ist zusätzlich auch eine Kettenführung angebracht, damit die Kette auch auf ruppigen Trails schön dort bleibt, wo sie hingehört.

bergamontrailster

Das Rahmendesign fanden wir durchaus gelungen – schön, dass Bergamont Mut zur Farbe beweist. Die Kombination aus Schwarzem Rahmen und weiß/orangenen Decals ist gewagt, schaut aber in Natura richtig gut aus. Auch der Bosch-typisch am Unterrohr befestigte Akku stört die Optik des Bikes nicht zu sehr und passende Decals auf Felgen und Gabel runden den positiven optischen Eindruck ab.



Bergamont E-Line Trailster C 8.0: Ausstattung und Antrieb

Der Antrieb am Bergamont Trailster C 8.0 kommt aus dem Hause Bosch: Mit dem Performance CX Antrieb setzt man auf bewährte MTB-Power, die sich seit ihrer Einführung im letzten Jahr bestens bewährt hat. Der durchzugsstarke Motor bringt genügend Kraft auch für steile Passagen in unwegsamem Gelände mit und dank des 500Wh Akkus geht dem Kraftpaket auch nicht allzu schnell die Puste aus – vorausgesetzt, man ist nicht non-stop im Turbo-Modus unterwegs. Unserer Erfahrung nach reicht abseits befestigter Wege in den allermeisten Fällen sogar der stromsparende Eco-Modus.

Die Bedienung erfolgt wie gewohnt über einen intuitiven Daumenschalter einerseits und dem Intuvia Display andererseits, das Aufschluss über Geschwindigkeit, Ladezustand und derzeitiger Unterstützungsstufe bietet. Die Anzeige ist optisch gelungen im Cockpit integriert und am Vorbau montiert. Kabel und Leitungen werden sauber unterhalb des Unterrohrs zum Antrieb geführt.

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Kommen wir vom Antrieb nun zu den Komponenten: An der Front setzt man auf eine FOX 34 Federgabel mit 150mm Federweg. Die Performance-Dämpfungseinheit bietet dem Fahrer drei Einstellmöglichkeiten: Neben der komplett offenen und geschlossenen Stellungen lässt sich auch eine Plattform zuschalten, mit der die Gabel straffer wird, den Federweg nicht ganz so bereitwillig freigibt und bei verbessertem Vortrieb aber noch genügend Reserven für nicht allzu ruppiges Gelände bietet.

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Im Heck sorgt ein Dämpfer vom FOX-Konkurrenten Rock Shox für ein sensibles Ansprechverhalten. Der Monarch RT lässt sich auf Wunsch blockieren, um Kraftverluste beispielsweise während längerer Uphill-Passagen zu vermeiden. In beiden Fällen – bei Dämpfer wie auch Gabel – verzichtet man bei Bergamont übrigens auf eine Lenkerfernbedienung und die Einstellungen müssen an Gabel bzw. Dämpfer direkt vorgenommen werden. So behält man am ohnehin schon vollen Lenker besser die Übersicht und mit etwas Übung lassen sich sowohl der Drehknopf an der Gabelkrone als auch der Daumenhebel am Dämpfer während der Fahrt in die gewünschte Position bringen.



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Der Antrieb kommt von Shimano und die verbaute XT-Gruppe hat völlig zurecht schon seit vielen Jahren einen exzellenten Ruf. Dank gedämpftem Shadow+ Schaltwerk ist Kettenschlagen nur noch selten ein Problem und die 11-42 Kassette bietet eine große Bandbreite und dürfte im Zusammenspiel mit dem Bosch-Motor für jedes Gelände die richtige Übersetzung parat haben. Bei den Bremsen vertrauen die Nordlichter von Bergamont auf Schwabenpower von Magura: Die MT4 Bremse kommt vorn und hinten mit 180mm Scheiben und erscheint auf den ersten Blick etwas schwachbrüstig für ein Rad dieser Klasse. Die eher im Trekking/City-Bereich angesiedelte Bremse will nicht so recht zur ansonsten eher abfahrtsorientierten Ausstattung passen und auch angesichts des Eigengewichts von knapp 22kg sind wir gespannt, wie sich die Bremsen schlagen werden.

Überzeugend ist die Wahl der Laufräder: Die robusten DT Swiss M1900 sind mit unter 1900g nicht zu schwer, bieten aber genügend Steifigkeitsreserven für den einen oder anderen Fahrfehler und kommen dank einer inneren Felgenbreite von 22.5mm auch mit breiten Reifen problemlos klar. Apropos Reifen: Hier vertraut man auf Schwalbes neuen Nobby Nic, am Vorderrad in der traktionsstarken Trailstar Mischung, am Hinterrad kommt die leichter rollende Pacestar Variante zum Einsatz.



Bergamont E-Line Trailster C 8.0: Auf dem Trail

Die Annahme, dass sich ein E-MTB wegen seines höheren Gewichts im Gelände fahre wie ein Panzer, kann man getrost in das Reich der Mythen verweisen – das gilt ganz besonders für das Bergamont Trailster C 8.0. Es zählt zu den agilsten E-MTBs, die wir bisher unter dem Hintern hatten und machte von der ersten Kurbelumdrehung eine richtig gute Figur. Unseren beiden Testern hat es vor allem die gelungene Geometrie angetan: Man sitzt ‚im‘ Bike, das dadurch ein hohes Gefühl an Sicherheit vermittelt, auch an kniffligen Passagen. Lediglich die konstruktionsbedingt etwas langen Kettenstreben und der dadurch ziemlich große Radstand fordern auf engen Trails und bei Spitzkehren für etwas mehr Überzeugungsarbeit seitens des Fahrers.

Bergamont E-Line Trailster

Das Fahrwerk arbeitet sensibel, auch wenn die Gabel an der Front hin und wieder etwas tief im Federweg steht – das Problem lässt sich jedoch beheben, in dem man statt der offenen Druckstufe auf die etwas straffere Plattform zurückgreift. Für unseren Geschmack dürfte zudem der Lenker um den einen oder anderen Zentimeter breiter sein: Das würde nicht nur mehr Platz im Cockpit schaffen, sondern auch dem doch etwas nervösen Handling auf technischen Passagen entgegenwirken – doch einerseits ist ein Lenker schnell ausgetauscht und andererseits ist das auch eine Frage der Gewohnheit.



Eine tolle Figur machte der Antrieb: Wie man es vom Bosch Performance CX kennt ist die Leistung sofort da und auch im Eco Modus liefert der Motor genügend Unterstützung für fast jeden Trail. Wird es steiler und/oder verblockter, kann man mit einem kurzen Knopfdruck auf die höheren Unterstützungsstufen zurückgreifen und klettert damit spielend auch Trails nach oben, die auf einem MTB ohne Antrieb wohl zum Absteigen zwingen würden.

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Zwiegespalten sind wir bei den Bremsen: Die Magura MT4 überzeugten einerseits mit sehr guter Dosierbarkeit und ausreichender Bremskraft während kürzerer Abfahrten, stießen jedoch auf längeren Trails recht schnell an ihre Grenzen und die nötige Handkraft nahm spürbar zu. Hier wäre eine etwas potentere Bremsanlage sicherlich die bessere Wahl gewesen – für viele Fahrer dürfte jedoch auch der Wechsel auf eine größere Bremsscheibe am Vorderrad Abhilfe schaffen.



Bergamont E-Line Trailster

Bergamont E-Line Trailster C 8.0: Fazit

Was bleibt am Ende unter dem Strich also zu sagen über das Bergamont E-Line Trailster C 8.0? Das Allmountain/Trailbike mit Bosch-Unterstützung ist ein äußerst potenter Begleiter und überzeugt mit einem schluckfreudigen Fahrwerk und vor allem durch eine moderne Geometrie, die auch weniger versierten Fahrern sehr viel Sicherheit vermittelt. Der Bosch Antrieb überzeugt und ist Dank des 500Wh Akkus auch für längere Touren gewappnet. Einzig von den Bremsen waren wir nicht zu 100% überzeugt: Gerade schwerere Fahrer dürften die Magura MT4 recht schnell an ihre Grenzen bringen. Alles in allem ist das Bergamont jedoch ein toller Allrounder, auch für schwereres Gelände und zu einem äußerst fairen Preis von 4.499€.

Web

www.bergamont.com



Stichworte:BergamontBergamont TrailsterE-BikeE-MTBMTBNews

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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