Test: Mit dem Drössiger RSA Street 1 hatten wir ein hochwertiges Urbanbike im Test. Dank vielfältiger Montagemöglichkeiten erwies es sich als erstaunlich vielseitig, das agile Handling und die individualisierbare Lackierung sind weitere positive Aspekte.
Drössiger RSA Street 1: Rahmen und Geometrie
Wie in dieser Fahrradklasse üblich setzt Drössiger auch beim RSA Street auf Aluminium als Rahmenmaterial. Auf das letzte Gramm kommt es hier ohnehin nicht an und wer das Bike auch regelmäßig im Stadtverkehr einsetzt wird den unempfindlichen Werkstoff durchaus zu schätzen wissen. Zumal gerade Räder wie das RSA Street zeigen, dass man auch mit Aluminium noch recht leichte Rahmen bauen kann: Etwas mehr als 1.800g sind für ein Rad wie das RSA Street ein sehr guter Wert.
Wirft man einen Blick auf die Webseite von Drössiger, stellt man fest, dass das RSA Street dort bei den Urban Bikes mit Schwerpunkt Straße eingeordnet ist. Konstruktion und Features sind zwar durchaus auf dieses Einsatzgebiet ausgerichtet, bieten aber noch deutlich mehr Spielraum. So kommt das Rad in allen Ausstattungsvarianten mit fest montierten Schutzblechen, Beleuchtung samt Nabendynamo und der elegant in das Design eingearbeiteten QL2 Halterung für Fahrradtaschen, die pro Seite bis zu 16kg trägt. Damit lässt sich das Drössiger RSA Street trotz des cleanen und minimalistischen Erscheinungsbildes problemlos als Daily Driver für Pendler einsetzen. Dank Gewindeösen an Gabel und Sitzstreben lassen sich sowohl ein ‚vollwertiger‘ Gepäckträger hinten wie auch vorn montieren und das RSA Street wird zum Randonneur. Montagemöglichkeiten für zwei Flaschenhalter runden das universelle Gesamtbild ab.
Eine Besonderheit bei Drössiger ist die individuelle farbliche Gestaltung: Im Onlinekonfigurator lassen sich die Farben für Rahmen/Gabel, für die Schriftzüge und im Falle des RSA Street sogar für die Schutzbleche auswählen. Daraus generiert die Webseite einen Code, mit dem man sich genau diese Konfiguration dann beim Drössiger Händler bestellen kann. Dieser Service ist kostenlos, ausgenommen der Pulverbeschichtung der Schutzbleche – diese schlägt mit einem Aufpreis von 49,00€ zu Buche.
Produktnews: Ein Blick hinter die Kulissen bei Drössiger – Vom Bike-Code zum fertigen Rad
Markt: Als einer der wenigen Fahrradhersteller bietet die deutsche Schmiede von Drössiger ihren Kunden (fast) komplette Freiheit bei der farblichen Gestaltung des eigenen Bikes. Dadurch wird jedoch jedes Rad zu einer Einzelanfertigung und die Produktionsprozesse müssen perfekt aufeinander abgestimmt werden. Wie das in der Praxis funktioniert zeigt unser Blick hinter die Kulissen der Produktionsstätte in […]
Die Geometrie des Drössiger RSA Street 1 findet ein gesundes Gleichgewicht zwischen Sportlichkeit und Komfort. Das Oberrohr ist zwar durchaus ein wenig länger als bei den meisten anderen Urban Bikes, aber das lange Steuerrohr sorgt für eine nicht zu gestreckte Sitzposition. Interessant ist die Wahl eines verhältnismäßig kurzen Vorbaus: Dieser trägt zur Agilität des RSA Street bei, mindert die Laufruhe jedoch ein wenig; wer bisher immer mit langen Vorbauten >80mm unterwegs war, wird sich kurz daran gewöhnen müssen.
Geometrie Drössiger RSA Street 1
45cm | 49cm | 53cm | 57cm | 61cm | |
Sitzrohr (in mm) | 450 | 490 | 530 | 570 | 610 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 570 | 580 | 590 | 595 | 605 |
Steuerrohr (in mm) | 155 | 175 | 175 | 195 | 195 |
Kettenstrebe (in mm) | 440 | 440 | 440 | 440 | 440 |
Radstand (in mm) | 1055 | 1065 | 1075 | 1085 | 1095 |
Lenkwinkel (in °) | 70.5 | 70.5 | 70.5 | 70.5 | 70.5 |
Sitzwinkel (in °) | 73 | 73 | 73 | 73 | 73 |
Drössiger RSA Street 1: Ausstattung
Rahmen | RS-Lite tapered |
Federgabel | RS-Lite tapered Aluminium |
Laufräder | Mach1 Neo Disc / Shimano XT |
Reifen | Schwalbe Marathon Supreme Evo 37mm |
Schaltwerk | Shimano XT RD-T8000 |
Schalthebel | Shimano XT SL-T8000 |
Kurbel | Shimano XT FC-T8000 26/36/48 |
Umwerfer | Shimano XT FD-T8000 |
Bremse | Shimano BR-M615 |
Beleuchtung | Supernova E3 |
Sattelstütze | Zeroe Comp |
Sattel | Selle Italia ZOO |
Vorbau | Zeroe Comp |
Lenker | Zeroe Comp 690mm |
Im Test hatten wir das Topmodell Drössiger RSA Street 1, das zu einer UVP von 1.699€ mit einer durchweg hochwertigen Ausstattung überzeugen kann. Beim Antrieb setzt man beispielsweise komplett auf Shimanos XT T8000 Trekking-Gruppe. Die Dreifachkurbel hat bei einem breiten Einsatzgebiet wie dem des RSA Street durchaus noch ihre Daseinsberechtigung und im Zusammenspiel mit der 11-34 10-fach Kassette bekommt man eine sehr große Bandbreite und kleine Gangsprünge. Lobenswert finden wir, dass auch die Schalthebel und der Umwerfer aus Shimanos XT Gruppe stammen – hier sparen andere Hersteller oft und gerade die Schalthebel haben maßgeblichen Einfluss auf die Schaltqualität.
Auch die Bremsen kommen aus dem Hause Shimano. Bei allen Modellen der RSA Street Reihe kommen hydraulische Scheibenbremsen zum Einsatz, im Falle des RSA Street 1 die BR-M615 aus der Deore Reihe. Mit 180/160mm Scheiben (VR/HR) bringen sie mehr als genügend Bremskraft mit und zählen zudem zu den wartungsärmsten Scheibenbremsen, die derzeit erhältlich sind. Interessant finden wir, dass sich Drössiger bei den Bremshebeln für die sportliche 1-Finger Variante entschieden hat. Das könnte bei dem einen oder anderen Felgenbrems-Umsteiger für ein wenig Eingewöhnungszeit sorgen.
Die Laufräder bestehen aus Mach1 Neo Felgen und XT-Naben. Am Vorderrad produziert der neue DH-T8000 Nabendynamo den Strom für die Lichtanlage von Supernova. Der E3 Pro2 Scheinwerfer an der Front ist unauffällig mittig am Lenker montiert, die Verkabelung versteckt sich im Inneren des Rahmens. Das sehr kompakte E3 Tail Light 2 Rücklicht ist direkt am Schutzblech montiert und fällt optisch bei Tag somit kaum auf, auch wenn es sich in unserem Fall farblich deutlich vom restlichen Rad abhebt. Apropos Schutzblech: Die Racktime Wingee sind aus Aluminium, robust, klappern nicht und erledigen ihren Job unauffällig. Mit den Schwalbe Marathon Supreme in 37mm Breite (mehr ist in Kombination mit den Schutzblechen nicht drin) setzt man zudem auf einen der besten erhältlichen Urban Reifen.
Beim Cockpit fällt der für ein solches Rad eher kurze Vorbau auf, der 690mm breite Riser Lenker kommt wie auch die Sattelstütze von Zeroe und ist optisch wie technisch eher unauffällig. Die Ergogriffe von Herrmans wirken auf den ersten Blick ein wenig kantig und eher wenig ergonomisch – ein Eindruck, der sich im Test bestätigen sollte.
Drössiger RSA Street 1: Fahrbericht
Wir sind das Drössiger RSA Street über mehrere Wochen vor allem im Stadtverkehr gefahren, haben aber auch das eine oder andere Mal eine längere Tour über Forstautobahnen und Schotterwege in Angriff genommen. Die Sitzposition ist – wie es die Geometriedaten bereits vermuten ließen – sportlich-tourig. Für unseren Geschmack hat man hier alles richtig gemacht, denn eine zu aufrechte und komfortable Sitzposition wäre der durchaus sportiven Ausrichtung des Rads nicht gerecht geworden. Doch keine Sorge: Dank des langen Steuerrohrs und des kurzen Vorbaus fühlt man sich trotz des eher langen Oberrohrs keineswegs wie auf der Streckbank.
Zur Ausstattung gibt es wirklich nur sehr wenig zu sagen, außer: Funktioniert! Der XT Antrieb und die Shimano Bremsen machten ihren Job zu jedem Zeitpunkt zuverlässig und ohne Murren. Geschmackssache ist die 3-fach Kurbel an der Front. Zwar bietet diese gegenüber 2-fach oder 1-fach Schaltungen eine deutlich größere Bandbreite, aber es steigt auch der Schaltaufwand. Für das breite Einsatzgebiet des RSA Street ist die Entscheidung für 3-fach jedoch nachvollziehbar und dürfte (fast) jeden zufriedenstellen. Die Supernova Beleuchtung sorgt für sichere Fahrt auch im Dunkeln. Das kleine Rücklicht dürfte für unseren Geschmack jedoch zur Seite ein wenig besser sichtbar sein. Keine Überraschung gab es bei den Reifen: Die Marathon Supreme Evo bestätigten einmal mehr ihren Ruf als sehr gute Allrounder. Mit dem minimalistischen Profil fühlen sie sich auf Asphalt am wohlsten, aber bei angepasster Fahrweise sind auch Schotterpisten kein Problem.
Ein Haar in der Suppe fanden wir bei all den positiven Eindrücken aber dennoch: Die Griffe wussten uns nicht zu überzeugen. Zum einen empfanden wir die Form als nur wenig ergonomisch und bezüglich der Handhaltung sehr restriktiv, zum anderen wurden sie bei Nässe sehr schnell rutschig und boten nur noch wenig halt.