Nach dem Erfolg mit dem Jam² im letzten Jahr wollte Focus noch einen drauflegen. Unter dem Motto „Re-Discover Enduro“, bei dem nicht nur der Downhill im Fokus steht, sondern auch das Klettern auf den Berg ohne Shuttle- oder Liftunterstützung, wurde das Focus Sam² mit 170 mm Federweg und elektrischer Unterstützung mit Shimano E8000 Motor entwickelt. Wir waren auf den Trails um Malága bereits mit dem Bike unterwegs.
Focus Sam² – Kurz und knapp
- 170 mm E-MTB Enduro
- Alu-Rahmen mit 27,5″ Laufräder bis 2,6″ Reifenbreite
- Shimano E8000 Antrieb mit 378 Wh integrierter Batterie im Unterrohr
- Optional T.E.C Pack für 378 Wh extra Akku
- F.O.L.D Hinterbau 3 Austattungsvarianten 4.599 € – 7.699 €
- ab ca. 21 kg mit Pedale
Focus Sam² – Der Rahmen im Detail
Mit dem Sam² soll Enduro neu entdeckt werden. Dafür wurden beim Rahmen einige Kniffe verwendet, um dem Motto auch von der technischen Seite gerecht zu werden. Mit dem T.E.C System, F.O.L.D Suspension, Airflow und einer Enduro spezifischen Geometrie soll dies erreicht werden.
T.E.C System
Hinter dem Begriff T.E.C versteckt sich der Begriff „Tailored Energy Concept“ und ist schon vom Focus Jam² bekannt. Dabei möchte Focus erreichen, dass man immer die richtige Energiemenge dabei hat ohne an Agilität zu verlieren. Beim Sam² ist ein 378 Wh Akku sehr dezent und schlank in das Unterrohr integriert. 378 Wh sind im Vergleich nicht viel, aber für die kurze Trailrunde wird es den meisten genügen und man hat so ein deutlich agileres Bike. Wem das nicht genügt, der kann zusätzlich für 499 € das T.E.C Pack erwerben. Das T.E.C Pack enthält einen zusätzlichen Akku und verschiedene Aufnahmen für die Montage am Unterrohr. Benötigt man mehr Reichweite steckt man den extra Akku auf die Schiene am Unterrohr und verbindet den Akku mit einem Kabel mit dem Bike, dann hat man volle 756 Wh Akku zur Verfügung. Sobald der Zusatz Akku angesteckt ist wird der Strom nur noch aus diesem bezogen. Ein Anwendungsbeispiel wäre zum Beispiel: Man fährt mit dem Zusatzakku in das entfernte Trailgebiet und legt dort dann den Akku ab, um eine leichteres und agileres Bike für den Trail zu haben.
F.O.L.D Suspension
Das F.O.L.D Suspension System ist bereits bekannt von anderen Focus Bikes, wie dem Jam oder dem O1N. Dabei arbeiten zwei Umlenkhebel mit einem einteiligen Hinterbau zusammen. Für das Sam² wurde der Hinterbau nochmals weiterentwickelt. Beim neuen Bike wurde nicht nur der Fokus auf das Aufnehmen von Schlägen gelegt sondern auch auf eine bessere Traktion, egal ob im Uphill oder im Downhill. Die Kinematik des Hinterbaus gliedert sich in zwei Phasen zunächst eine erst degressive Phase und dann eine Progressive zweite Phase. Die degressive erst Phase hat den Vorteil, dass diese beim Ausfedern progressiv wirkt und dadurch für besseren Bodenkontakt des Hinterbaus sorgen soll und somit die Traktion, ob beim Bremse oder Beschleunigen, verbessern soll. So ist das Bike im niedrigen Federwegsbereich sehr plushy und sensibel. Die zweite Phase bietet dann mit max. 170 mm Federweg Reserven für größere Schläge und ist dabei progressiv, aber dennoch sensibel. Der Hinterbau besteht beim F.O.L.D aus einem Teil. Dies reduziert die ungefederte Masse und sorgt für eine gute zentrale Gewichtsverteilung des Bikes.
Airflow
Immer mehr E-Bike Akkus wandern versteckt in das Unterrohr, wie auch beim Sam². Dabei fehlt aber oft die Kühlung und auch das Trocken nach einer Wäsche wird erschwert, da die Akkus oft sehr abgeschlossen sind. Focus löst dies mit dem Airflow System. Dabei sind Lufthutzen links und rechts am Steuerrohr angebracht. Am Tretlager kann dann die Luft wieder austreten und es entsteht dadurch ein Luftsog, der die Batterie kühlt bzw. Feuchtigkeit im Schacht austrocknet.
Geometrie
Bei der Geometrie war das Ziel nicht nur ein Bike mit guten Downhilleigenschaften zu kreieren, sondern auch die Uphill-Qualitäten nicht zu vernachlässigen. Dafür hat das Sam² einen Lenkwinkel mit 75º und einen kurzen Reach mit 440 mm in Größe M bekommen. Dadurch sitzt man zentral über dem Bike und kann eine gute Uphill Position einnehmen. Zusätzlich wurde versucht noch genügend Bodenfreiheit für technische Uphills zu bieten. Die Kettenstreben sind mit 455 mm Moderat gestaltet, um die Balance zwischen Agilität und guten Uphilleigenschaften zu finden. Mit dem 65º Lenkwinkel bekommt das Rad die benötigte Sicherheit für steile technische Passagen und gewinnt zudem an Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten. Hier die komplette Geometrie-Tabelle im Detail:
Focus Sam²
S | M | L | |
Sitzrohr (in mm) | 420 | 440 | 480 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 585 | 604 | 624 |
Steuerrohr (in mm) | 118 | 116 | 138 |
Kettenstrebe (in mm) | 455 | 455 | 455 |
Radstand (in mm) | 1196 | 1217 | 1240 |
Lenkwinkel (in °) | 65 | 65 | 65 |
Sitzwinkel (in °) | 75 | 75 | 75 |
Reach (in mm) | 425 | 440 | 455 |
Stack (in mm) | 607 | 607 | 625 |
Focus Sam² – Motor
Focus vertraut für das Sam² auf den bewährten Shimano E8000 Motor, da er in seinen verschiedenen Unterstützungsmodi genügend Power bereitstellt und durch seine Konstruktion es ermöglicht ein E-MTB sehr ähnlich wie herkömmliche Mountainbikes zu konstruieren. Der Motor bietet 250 W Leistung und wird von der integrierten Batterie mit 378 Wh oder optional mit dem T.E.C Pack mit zusätzlich 378Wh gefüttert. Umgeschalten werden die 3 verschiedenen Modi (Eco, Trail, Boost) über einen Shifter an der linken Seite des Lenkers, der einem Shimano DI2 Shifter in Form und Funktion gleicht. Rechts neben den Vorbau ist am Lenker ein kleiner Bildschirm montiert, der die wichtigsten Daten wie Geschwindigkeit, Akkustand, Reichweite, aktuelle Leistung etc. anzeigt. In Kombination mit einer Shimano DI2 Schaltung wird sogar noch der aktuelle Gang angezeigt. Außerdem verfügt der Motor über eine starke Schiebehilfe.
Focus Sam² – Ausstattungsvarianten
Das Sam² wird es zum Start in 3 Modellvarianten geben. Los geht es mit dem LTD für 4.599 € darauf folgt die Mittelklasse für 4.999 € und wird gekrönt vom Pro für 7.699 €. Hier alle Varianten im Überblick:
Focus Sam² – Fahrtest
Um Räder zu testen fährt man in den Wintermonaten gerne mal in den Süden, um der Kälte und der Nässe zu entfliehen. Focus plante den Launch des neuen Sam² in Malága, doch wir erwischten einen der Tage an denen es auch im Süden Spaniens regnet. Aber egal so verwandelten sich die sonst eher staubigen Pisten in etwas rutschigere Pisten, was dem Test keinesfalls geschadet hat.
Zunächst ging es von der Rancho del Ingles in einem Vorort von Malága Richtung Hügel im Hinterland. Dort konnten wir die Klettereigenschaften des Jam² testen. Man sitzt sehr aufrecht auf dem Bike und kann die Kraft gut auf die Pedale bringen. Der Shimano Steps Motor unterstützt bereits sehr gut im Eco-Modus und den Trail-Modus braucht man wirklich nur bei steileren Passagen. Am Hinterbau spürt man ein ganz leichtes Wippen, wem das stört der kann die Plattform zuschalten. Allerdings befindet sich diese durch die Dämpfermontage sehr tief und man kommt nur schwer vom Sattel aus an den Hebel ran. Wir durften das Topmodell testen. Dort war eine 8-fach Sram EX1 verbaut, die speziell für E-Bikes entwickelt wurde. Das Übersetzungsspektrum der verbauten Kassette reichte von 11-48 Zähnen. Bei einer 8-fach Schaltung sind das große Gangsprünge, die man im nicht ganz so steilen Terrain schon spürte und es manchmal schwer fiel den richtigen Gang zu finden. Im steileren Terrain war dies dann besser, dort ließ das Runterschalten den Motor aufheulen und man konnte im technischen Gelände leicht Beschleunigen. Allgemein schlug sich das Sam² im technischen Uphill sehr gut. Der Motor war kraftvoll und die Reifen boten genug Grip für steile schwierige Rampen. Der Sitzwinkel war nicht zu flach und die nicht zu kurzen Kettenstreben machen sich auch bemerkbar, da die Front kaum zum Steigen neigte. Mit dem Hinterbau hat Focus auf einen guten Job gemacht, denn dieser sorgte dafür, dass das Hinterrad immer genug Bodenkontakt und Grip hat. Der Akku-Verbauch war auch gefühlt sehr niedrig, da auch nach mehreren Runden noch einige Striche am Display über waren. Wobei man dann noch das T.E.C Pack montieren hätte können für zusätzlichen Akku. Focus sagt zum Enduro-Fahren gehört auch der Uphill. Mit dem Sam² funktioniert das trotz 170 mm Fahrwerk wirklich ausgezeichnet.
Zum Enduro gehört aber auch der Downhill und mit 170 mm sollte das Bike auch wirklich dafür gemacht sein. Die Trails um Malága boten eine gute Mischungen aus flowigen Passagen, engen steinigen Kurven und Sprüngen. Zusätzlich machte der Regen die Pisten noch etwas interessanter. Perfekter Ort um das die neue Focus Schöpfung zu testen. Geometrien werden immer extremer. Focus wollte eine beim Sam² einen guten Kompromiss finden mit dem viele Fahrer ihren Spaß haben. Dies ist auch gelungen. Das Bike ist zum einen durch die moderaten Kettenstreben sehr wenig, aber besitzt durch den flachen Lenkwinkel auch die nötige Laufruhe. Das Fahrwerk leistete auch hervorragende Arbeit. Von der Fox 36 in der Factory Version ist man das ja gewohnt, aber der F.O.L.D Hinterbau konnte auch überzeugen. Beim Anbremsen merkte man z.B. dass der Hinterbau Schläge wegnimmt und das Rad beruhigt und man somit mehr Traktion und Sicherheit am Rad hat. Auch harte Schläge steckte das Fahrwerk locker weg und das Rad machte auch einige Fahrfehler durch das hervorragende Set-Up gut. Das Bike hätte wahrscheinlich sogar noch etwas härtere Trails vertragen können. Ingesamt ein sehr stimmiges Bike auch für den Downhill. Größere Fahrer beschweren sich eventuell über den etwas kurzen Reach, zumal es das Rad auch nur bis Größe L gibt.
Focus Sam² – Fazit
Mit dem Sam² ist Focus wirklich wieder etwas zum Grundgedanken von Enduro zurückgekehrt. Der Shimano E8000 und die technologischen Kniffe machen eine sehr potente Bergab-Maschine auch zum guten Kletterer. Interessant sind auch die beiden Einstiegsversion aus Preis-/Leistungs-Sicht.
Herstellerlink: www.focus-bikes.com