Test Tern Vektron P9: Wenig Platz in der Stadt? Da könnte ein kompaktes E-Bike die Lösung sein. Am 2018er Tern Vektron P9 wird aus kleinen Laufrädern und einem simplen Klappmechanismus ein echtes Raumwunder.
Tern Vektron P9 – Kompaktes Rad zum Pendeln?
Wenn Verkehrsexperten von E-Bikes träumen, dann sicher von Modellen wie dem Tern Vektron P9. Praktischer geht’s nämlich kaum: Kein Rad lässt sich so platzsparend unterbringen wie ein 20-Zöller, keins passt so gut in Bus und Bahn und ermöglicht damit die „Modalketten“, die immer mehr Menschen weg vom Auto bringen könnten. Und auch in Sachen Unterbringung hat ein kompaktes E-Bike Vorteile: Mit seinem kurzen Radstand bekommt man es auch enge, gewundene Kellertreppen hinunter; dank schwenkbarem Lenker und abnehmbaren Pedalen wird es so schmal, dass man es getrost im Flur abstellen kann, ohne eine Engstelle zu erzeugen. Das vergleichsweise geringe Gewicht um 23 Kilo ist ein zusätzliches Plus beim Handling. Auch der Klappmechanismus gefällt, denn anders als bei so manchem Faltrad ist er wirklich simpel zu bedienen: Einfach den griffigen Handhebel öffnen, und schon kann man die zwei Hälften des Tern zusammenlegen; nun muss man nur noch den Sattel einschieben und den Lenker umlegen. Mit etwas Übung geht das in wenigen Sekunden.
Tern Vektron P9 – Tolle Fahreigenschaften trotz kleinen Rädern
Fragt sich nur, warum die Kompakt-Klasse am Markt eine so untergeordnete Rolle spielt. Haben sich vielleicht die traumatisch schlechten Klappräder der 1970er in die kollektive Radfahrerpsyche eingebrannt? Im Gespräch mit potenziellen Käufern zeigt sich, dass viele Radler den Bikes mit den kleinen Laufrädern keine adäquaten Fahreigenschaften zutrauen. Kippelig, unsicher – das ist ein oft vernommenes Vorurteil, aber eben auch nicht mehr als das. Sitzt man nämlich zum ersten Mal auf dem Tern, fällt einem im Gegenteil dessen große Stabilität auf. Nichts wackelt oder schwankt; der lange Lenkermast und die „Doppelteleskop“-Sattelstütze sind keineswegs unangenehm nachgiebig. Ungewohnt ist freilich die große Agilität des Vektron. Um ein kompaktes Faltmaß zu realisieren, muss der Radstand kurz ausfallen; vor allem der Abstand vom Tretlager bis zur Vorderradachse ist knapp bemessen. Damit lenkt sich das Tern eher wie ein Rennrad als wie ein Tourenbike – und das spricht sportliche Radler an, die sich gerade im Alltagsverkehr über die größere Wendigkeit im Vergleich zu einem 28er Touren-Pedelec freuen. Die voluminöse Bereifung sorgt dafür, dass auch die Dynamik nicht zu kurz kommt – sie bügeln so manches Schlagloch aus und verhindern, dass sich die Fahrt rumpelig anfühlt. Auch als Familienrad macht das Tern eine gute Figur; die einfache Höhenverstellung und der längen- wie winkelverstellbare Vorbau ermöglichen eine einfache Anpassung an Körpergrößen von unter 1,50 bis über 1,90 Meter. Sogar als Tourenrad lässt es sich mit einem maximal zulässigen Systemgewicht von 120 kg und dem soliden Gepäckträger verwenden.
Tern Vektron P9 – Günstige Alternative mit Bafang-Antrieb
Ohnehin ist das 2018er Tern Vektron P9 ein Indiz dafür, dass der Bedarf an 20-Zoll-Bikes wächst. Im ablaufenden Modelljahr war das Rad noch ausschließlich mit Bosch-Motor für 2.999 Euro erhältlich; das Testrad dagegen ist mit Bafang-Antrieb ganze 400 Euro günstiger (während das neue Bosch-Modell mit Zehngang-Kettenschaltung 3.399 Euro kosten wird) und wird damit für einen größeren Kundenkreis attraktiver. Ein Schnäppchen ist das Rad damit immer noch nicht, doch das ist angesichts diverser Spezialteile auch nicht zu erwarten. Scheinwerfer, Anbauteile, Sattel – all das ist speziell aufs Kompaktrad zugeschnitten und keine Stangenware. Auch der Zweibeinständer ist ein besonderes Faltbike-Teil: Er sorgt dafür, dass auch das geklappte Rad sicher abgestellt werden kann. Neungang-Kettenschaltung und Scheibenbremsen sind solider, wenn nicht gerade edler Shimano-Standard; mit knapp über 400 Wattstunden ist auch der Akku recht geräumig und gut für mehrere Pendelfahrten, auch wenn sie alltagstypisch im „Stop and go“-Verkehr stattfinden. Der Antrieb kann insgesamt gefallen; seine Performance unterscheidet sich kaum von anderen Mittelmotoren. Vermissen könnte man ein mittig angeordnetes Display, doch im Stadtverkehr sollte man ohnehin nicht allzu lange auf den Tacho starren.
Herstellerlink: www.ternbicycles.com