Radsport: Sky is the limit – oder Sky is over? Floyd Landis äußerte im Guardian seine Vermutung, dass der Fall Chris Froome die Ära des Teams Sky beenden könnte. Nach der anfänglichen Null-Toleranz-Politik könne Sky nach diesem Vorfall nicht einfach so weitermachen. Ohnehin hält Landis die Sky-Position gegen Doping für eine reine PR-Aktion.
Landis: „Die ganze Sache implodiert“
Floyd Landis ist wohl für die meisten Radsportfans kein Held. Der mittlerweile 42-Jährige hat ein sehr dunkles Kapitel der Tour de France aktiv mitgestaltet. Im Jahr 2006 gewann er die Tour de France, doch der Titel wurde ihm nachträglich aberkannt – wegen Dopings. Erst Jahre später gab er den Missbrauch zu und half als Kronzeuge und Whistleblower Lance Armstrong zu Fall zu bringen. Vor 11 Jahren sorgte Landis selbst quasi im Alleingang dafür, dass sein Team Phonak dem Ende entgegensteuerte. Jetzt sieht er im Fall Chris Froome ähnliches auf das Team Sky zukommen.
Floyd Landis: „Wenn so etwas jemandem mit so hohem Ansehen passiert, bedeutet das normalerweise, dass die ganze Sache implodiert. Wenn ich Mitglied des Vorstands, eine Führungskraft von Sky oder einer der Firmen wäre, die sie sponsern, wäre ich längst weg. Irgendwann müssen sie eine Entscheidung treffen, die ethisch ist.“
Chris Froome’s failed test will be the end of Team Sky, warns Floyd Landis https://t.co/ta40pmbBGx
— Jean Louis Legalery (@jlLegalery) 16. Januar 2018
Null-Toleranz-Politik bei Sky? Von wegen!
Auch vom auffälligen Test von Chris Froome abgesehen, scheint Floyd Landis dem Team Sky nicht über den Weg zu trauen. Noch im Jahr 2010 sprach sich Sky für eine so genannte Null-Toleranz-Politik aus. Steven de Jongh und Bobby Julich wurden als Sportliche Leiter entlassen, da ihre Verwicklung in vergangene Dopingpraktiken bekannt wurde. Spätestens nach den Vorfällen um Bradley Wiggins und eben jetzt Chris Froome, scheint die Glaubwürdigkeit von Sky dahin zu sein.
Floyd Landis: „Den Glauben an die Null-Toleranz-Politik gibt es doch nicht mehr. Das war nie Wirklichkeit. Es war einfach eine großartige PR-Aktion mit all diesen süßen kleinen Sprüchen, die sie sich ausgedacht haben.“
Landis über Froome: „Ich habe Mitgefühl mit ihm“
Bradley Wiggins‘ ehemaliger Trainer Shane Sutton verteidigte seinen Schützling nach all den Vorwürfen erwartungsgemäß. Allgemein scheint die gesamte Führung des Teams voll hinter seinen Fahrern zu stehen – egal was kommt. Eine solche eingeschworene Truppe erinnert stark an die Zeiten von Lance Armstrong in seinem damaligen Team US Postal – wo auch Floyd Landis mit dabei war. Verständnis für das Verhalten von Chris Froome kann Floyd Landis aktuell aber dennoch aufbringen: „Er versucht sich zu verteidigen, weil er alles zu verlieren hat. Ich habe wirklich Mitgefühl mit ihm.“
Floyd Landis: „Nach allem was Shane gesagt hat, wissen wir, dass sie die Grenzen mit bestimmten Dingen überschritten haben, so wie eben jetzt auch bei Froomes fehlgeschlagenem Test. Wenn du all diese Dinge bedenkst, kannst du dieses Team nicht mehr verteidigen. Jeder vernünftige Mensch hätte mehr und mehr Fragen.“
Floyd Landis : «Personne ne va croire à la défense de Froome» https://t.co/ppylYyeDPD via @lequipe
— antonio martins (@antonio75P) 16. Januar 2018