Test Specialized S-Works Tarmac: Nach 15 Jahren Specialized Tarmac gibt es nun seit Anfang des Jahres mit dem Specialized S-Works Tarmac Disc die erste Version mit Scheibenbremsen in der „Tarmac-Ära“. Schon im letzten Jahr sorgte Specialized mit einer kompletten Überarbeitung und Neuentwicklung des Tarmacs für viel Aufsehen. Um das Highend-Bike noch kompletter zu machen hat man das Model nun auch für Disc-Bremsen optimiert, ohne dabei die Vorzüge der Rim-Version zu schwächen. Velomotion durfte das Specialized S-Works Tarmac bereits ausgiebig testen.
Specialized S-Works Tarmac Disc – Rahmen und Gabel
Zugegeben den Rahmen kennen wir ja eigentlich schon vom Tarmac SL6. Das Specialized S-Works Tarmac Disc unterscheidet sich nämlich auf den ersten Blick kaum von der Variante mit Felgenbremsen. Dies wird unter anderem auch sehr schnell bei einem Blick auf die Geometrie Tabelle deutlich, da das Specialized S-Works Tarmac Disc über die selbe Geometrie wie die Rim-Version verfügt. Lediglich die Kettenstrebenlänge hat sich beim Tarmac Disc verändert.
Außerdem haben beide Varianten die gleichen erstklassigen Aerodynamikwerte, da das Disc so konstruiert wurde, dass die Scheibenbremsen zu keinem aerodynamischen Nachteil werden. Durch die von Specialized bereits bekannte Rider-First-Engineered Konstruktion bietet das Tarmac Disc das gleiche Handling und die selbe Rahmensteifigkeit, wie die Felgenbremsvariante.
Größe | 49 cm | 52 cm | 54 cm | 56 cm | 58 cm | 61 cm |
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Sattelrohr | 431 mm | 462 mm | 481 mm | 501 mm | 522 mm | 553 mm |
Oberrohr (horizontal) | 508 mm | 531 mm | 540 mm | 562 mm | 577 mm | 595 mm |
Steuerrohr | 115 mm | 126 mm | 143 mm | 163 mm | 190 mm | 210 mm |
Lenkwinkel | 71,7 | 72,5 | 73,0 | 73,5 | 73,5 | 74,0 |
Sitzwinkel | 75,5 | 74,0 | 74,0 | 73,5 | 73,5 | 73,0 |
Kettenstrebe | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm |
Tretlagerabsenkung | 74 mm | 74 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm |
Radstand | 973 mm | 975 mm | 978 mm | 990 mm | 1005 mm | 1012 mm |
Reach | 375 mm | 380 mm | 384 mm | 395 mm | 402 mm | 408 mm |
Stack | 514 mm | 527 mm | 544 mm | 565 mm | 591 mm | 612 mm |
Der Rider-First Engineered Rahmen aus FACT 12r Carbon soll somit für perfektes Handling, ultimative Geschwindigkeit und hohe Fahrstabilität sorgen. Die für jede Rahmengröße individuell abgestimmte Faserbelegung ermöglicht eine optimale Balance aus Steifigkeit und Gewicht für alle Fahrer. Bei der Konstruktion des Rahmens fügte man 200 weitere Stücke Carbon hinzu, um eine höhere Komplexität zu erhalten und dadurch bei höherer Steifigkeit mehr Gewicht zu sparen.
Auch die Gabel wurde bereits bei der Rim-Version komplett verändert, denn auch hier kam erstmals das Rider-First-Engineerd Konzept zum Einsatz. Dadurch erhält jede Größe eine optimierte Gabel für identische Fahreigenschaften. Natürlich wurde die Gabel des Specialized S-Works Tarmac Disc nochmals verändert, um die den Scheibenbremsen geschuldete andere Bremskraft besser zu absorbieren, ohne das Fahrgefühl zu beeinträchtigen. Ausgestattet mit einem Flush Axle System bietet man eine bündige Achse, die mit dem Rahmen abschließt und mit einem 6mm Inbus betätigt werden kann.
Specialized S-Works Tarmac Disc – Die Austattung
Ein erstklassiger Rahmen macht aber nur wirklich Spaß, wenn das Setup stimmt. Aber auch hier braucht man sich beim Specialized S-Works Tarmac Disc keine großen Gedanken machen. Mit einer Shimano Dura-Ace Di2 hat man eine der Top-Elektronischen-Schaltgruppen am Rad. Die Schaltvorgänge verliefen während unseres Tests wie gewohnt einwandfrei und auch die Zugführung war sehr aufgeräumt und angenehm. Interessant war die Einstellung, dass man bei einem Wechsel auf das kleine Kettenblatt automatisch hinten zwei Gänge schwerer geschalten wurde. Im ersten Moment natürlich gewöhnungsbedürftig aber eine doch sehr sinnvolle Möglichkeit, den Rhythmus beizubehalten.
Natürlich dürfen wir nicht vergessen über den Hauptnamensgeber zu sprechen und zwar die Disc-Bremsen. Mit 160-mm-Scheibe vorne und 140 mm hinten bietet das mit Shimano Dura-Ace Di2-Scheibenbremsen ausgestattete Bike eine super Bremsbalance. Zur weiteren Ausstattung gehören die hauseigenen Roval CLX 50 Carbon-Laufräder. Diese liefern eine perfekte Mischung aus Aerodynamik und Leichtgewicht, weshalb sie auf jeglichem Terrain überzeugen können.
Auch das Reifen-Setup des Specialized S-Works Tarmac Disc erwies sich auf unserer Testfahrt als vom Feinsten: Mit 26mm Turbo Cotton hat man nicht nur einen der vermeintlich schnellsten Reifen auf dem Markt sondern auch noch eine extra Portion Komfort und Grip durch die zusätzliche Breite. Die Laufräder sind mit zwei Achsensätzen ausgestattet, zum einen mit DT RWS Hebeln und mit den verschraubten Achsen. Letztere sind 30 g leichter pro Achse. Die verbauten Achsen haben eine Einbaubreite von Vorne 12×100 mm und Hinten 12×142 mm.
Bei den zusätzlichen Anbauteilen setzt man bei Specialized auf die gewohnt guten hauseigenen Produkte, wie Lenker, Sattel, Sattelstütze und Vorbau. Die steife Sattelstütze aus FACT Carbon ist aerodynamisch perfekt an den Rahmen angepasst und sorgt bei angenehmen Dämpfungskomfort für eine direkte Kraftübertragung. Auch die Abdeckung der innenliegenden Sattelklemmung ist elegant gelöst.
Ein zusätzliches Highlight am Specialized S-Works Tarmac Disc ist die Kurbel, welche mit dem brandneuen hauseigenen Leistungsmesser versehen ist. Die Specialized S-Works Power Cranks bieten laut Hersteller die leichteste und genaueste Leistungsmessung auf dem Markt. Mit Hilfe der Universität Boulder wurde ein aufwändiges Entwicklungsverfahren durchgeführt, um den Fahrern das beste System zu bieten. Mit gerade einmal 440 Gramm (ohne Kettenblätter) können sich die beidseitig messenden Dual Power Cranks sehen lassen. Mit einer einfach zu wechselnden Knopfzellenbatterie sind keine langwierigen Batteriewechsel nötig. Zusätzlich sind die Kurbeln extrem robust und wasserdicht.
Testfahrt: Specialized S-Works Tarmac Disc – Volle Kraft voraus!
Nachdem bereits einiges über das neue Specialized S-Works Tarmac Disc geschrieben und berichtet wurde, waren wir natürlich entsprechend heiß auf unsere Testfahrt mit dem Top-Renner und auch unsere Erwartungshaltung war dementsprechend hoch. So viel können wir vorweg schon verraten – Wir wurden keineswegs enttäuscht! Schon beim Losfahren vom Hof konnte man feststellen, dass es sich beim Specialized S-Works Tarmac Disc um eine echte Waffe handelt. Denn auch wenn man nicht mit voller Kraft in die Pedale tritt, spürt man den direkten Vortrieb regelrecht. Dies liegt vor allem an der wahnsinnig guten Steifigkeit, besonders im Tretlagerbereich.
Beim Beschleunigen um eine Kurve oder beim Antritt am Berg, wo das Tarmac Disc auch sein Gewicht ausspielen kann, will man nach kurzer Zeit eigentlich gar nicht mehr langsam fahren, da diese Kraftübertragung und der Vortrieb süchtig machen. Aber auch auf schnelleren Passagen weiß das neue Tarmac Disc voll zu überzeugen. Ein Großteil der Arbeit wird hier natürlich von den guten Laufrädern und schnellen Reifen übernommen, dennoch trägt auch der aerodynamisch optimierte Rahmen seinen Teil dazu bei.
Zusätzlich wurde beim Tarmac Disc bei aller Steifigkeit und Aerodynamik aber auch darauf geachtet, dass der Komfort nicht zu kurz kommt. Dies erreicht man zum einen schon durch den abgesenkten Hinterbau, welcher Stöße deutlich besser absorbieren kann und dies kaum an den Fahrer weitergibt. Zum anderen haben Reifen bis zu 30mm Platz, was sich ebenfalls positiv auf den Komfort auswirken dürfte. Bei unserem Testbike waren 26er Turbo Cottons verbaut, welche für unsere Zwecke bei weitem ausgereicht haben.
Interessant wurde es, als wir versucht haben das Tarmac Disc ein wenig mit der Rim Verison aus einem früheren Test zu vergleichen. Denn ein häufiges Problem vieler Disc-Renner ist, dass sie sich häufig sehr träge und schwerfällig anfühlen. Dies liegt in einigen Fällen auch daran, dass diese Räder, die ursprünglich für Felgenbremsen konzipiert wurden und im Rahmen einer Überarbeitung nun auch für Discs erhältlich sind, häufig deutlich unpräziser und auch schlechter zu kontrollieren sind als ihre Rim-Vorfahren.
Der Hauptgrund dafür ist, dass bei Scheibenbremsen ganz andere Kräfte und auch Hebel auf das Rad und den Fahrer einwirken als bei Felgenbremsen. Alleine vom Fahrgefühl können wir aber ganz klar sagen, dass beim Tarmac diese Wandlung erfolgreich vollzogen wurde und sich das Tarmac Disc genauso präzise und leicht Steuern und bremsen lässt, wie die Rim-Version, ohne dass man auf die Vorteile der Scheibenbremsen verzichten muss.
Und damit auch schon zu den Scheibenbremsen. Diese machen das Specialized S-Works Tarmac Disc zu einem der komplettesten Räder, die es auf dem Markt gibt. Nicht nur die uneingeschränkt gute Bremsperformance bei jeglichen Bedingungen, sondern auch die gute Dosierbarkeit und Präzison der Discs bieten eine Menge Fahrspaß. Auch der Druckpunkt der hydraulischen Scheibenbremsen hat uns sehr gut gefallen und wirkt keineswegs „schwammig“.
Beim besten Willen können wir auch nach einem fordernden Test, keinerlei Schwächen am Specialized S-Works Tarmac Disc feststellen. Die bestechende Gesamtperformance und ein hochwertiges Setup machen das Tarmac Disc zu einem Rad, wie man es nur selten sieht. Wer sich also dafür bereit erklärt knapp 10.000 Euro für ein Rennrad auszugeben, der kommt hier sicherlich auf seine Kosten.
Specialized Tarmac Disc Modelle & Preise
Das Specialized Tarmac Disc ist bereits seit dem 14. März 2018 verfügbar.Allerdings nur in der S-Works Version, die mit 9.999 € einen ordentlichen Preis aufruft. Dafür gibt es aber ein Rad der Extra-Klasse mit hochwertigen Anbauteilen und sogar integriertem Powermeter. Zudem wird es ein Specialized S-Works Tarmac Disc Frameset für 3.699 € geben.