Test: Mit dem Bulls Wild Edge Team Di2 hatten wir ein echtes Racefully bei uns im Test, denn das Bike wurde von den Bulls Ingenieuren gemeinsam mit dem deutschen MTB-Profi Karl Platt entwickelt. Über etliche Prototypen hinweg wurde das Rad immer weiter verbessert, um auf der Rennstrecke kompromisslos angreifen zu können. Für unseren Straßenfahrer und Tester Florian Nowak hatte Karl einige Tipps parat, wie er mit dem Bulls Wild Edge Team Di2 Spaß und Erfolg auf einen Nenner bringt.
Das Bulls Wild Edge Team Di2 wurde wie Karl Platt uns verrät in erster Linie für die Rennstrecke und vor allem für anspruchsvolles Gelände, wie beim Cape Epic in Südafrika konzipiert. In den Entwicklungsprozess wurden aber auch auf den ersten Blick banale Dinge miteinbezogen, die ein gutes Rad jedoch zu einem sehr guten machen. Darunter: mehr Fersenfreiheit bei den Kettenstreben, ein zweiter Flaschenhalter für eine 0,75l große Trinkflasche oder die Beinfreiheit beim Stehen über dem Rahmen. Zudem kamen dann aber auch fahrtechnische Details ins Spiel, was die Wahl des Dämpfer- und Federkonzept für den Rahmen beeinflusst hat oder welche Lager verbaut wurden, wie die Lenkgeometrie ausfällt und vieles mehr.
https://www.instagram.com/p/BgYx_iGjXzQ/?taken-by=karlplatt1403
Bulls Wild Edge Team Di2 – Der Rahmen
Als erstes wollen wir uns mal kurz den Rahmen anschauen. Für den 2018er Wild Edge 100 mm Rahmen wurde der Hinterbau speziell optimiert. Dieser ist relativ schmal, wodurch man mehr Fersen- und Beinfreiheit hat. Außerdem hat man spezielle Lager am Hinterbau verwendet, um diesen sensibler zu machen. Daraus soll ein besseres Ansprechverhalten resultieren, wodurch selbst kleinste Schläge spürbar aufgenommen werden können. Dies schlägt sich natürlich im Komfort nieder, da die Schläge weniger stark an den Fahrer weitergegeben werden und das Rad ruhiger läuft.
Zwei sehr interessante Punkte waren für mich als Straßenfahrer das Thema Federung und Geometrie beziehungsweise Sitzposition. In Zeiten, wo am Rennrad alles auf Vortrieb und Steifigkeit getrimmt wird, war es für mich eigentlich klar, dass durch die Federungen am Bulls Wild Edge selbst mit Lockout ordentlich Watt verloren gehen müssen. Im Gespräch hat Karl mir eine weitere Neuerung am Rahmen gezeigt, die dieses Problem so gut wie komplett beseitigt.
Die Lagerpunkte wurden so optimiert, dass sich die Federung beim Treten auseinanderzieht. Das heißt, je fester man tritt, desto mehr zieht sich die Federung auseinander, was dazu führt, dass sich der Dämpfer im Wiegetritt nicht bewegt. Im Fachjargon nennt sich dieses Auseinanderziehen Anti-Squat.
Klar ist man als Straßenfahrer auch zunächst etwas skeptisch, was die Sitzposition an geht, was hauptsächlich der MTB-Geometrie geschuldet ist. Das Bulls Wild Edge Team Di2 ist aber auf eine sehr effiziente Sitzposition ausgelegt, was sich sportlich auf die Fahrweise auswirkt. Durch diese ausgeglichene Geometrie konnte ich das Bulls mit meinen üblichen Rennradmaßen einstellen und direkt losfahren, ohne mich groß umstellen zu müssen.
Bulls Wild Edge Team Di2 – Die Ausstattung
Rahmen | Bulls Wild Edge Team 100mm |
Federgabel | RockShox RS-1 |
Dämpfer | RockShox Deluxe RL |
Laufräder | DT Swiss XRC 1200 Spline |
Reifen VR | Schwalbe Rocket Ron |
Reifen HR | Schwalbe Thunder Burt |
Schaltwerk | Shimano XTR Di2 |
Schalthebel | Shimano XTR Di2 |
Kurbel | Shimano XTR 36/26 |
Umwerfer | Shimano XTR Di2 |
Bremse | Shimano XTR |
Bremsscheiben | Shimano RT-86 180/160mm |
Sattelstütze | Bulls Duroflex Carbon |
Sattel | Fizik Tundra M3 |
Vorbau | FSA-OS 98 |
Lenker | FSA K-Force |
Klar ist auch, dass bei einem solchen Rahmen nicht an der Ausstattung gespart wird, um den Profis vom Team Bulls ein bestmögliches Setup zu bieten. Wir hatten das Topmodell im Test und wie der Name schon verrät ist eines der Ausstattungshighlights die elektronische Shimano XTR Di2 Schaltung, welche für den Renneinsatz bestens geeignet ist. Denn selbst unter Zug schaltet diese sich präzise und weich. Mit einer gesamten XTR Bremseinheit bringt man das Bulls Wild Edge Team Di2 auch in den rasantesten Abschnitten blitzschnell zum Stehen.
Ein weiteres, nicht nur optisches Highlight ist die Upsidedown RS1 Federgabel von Rock Shox. Mit den leichten aber durchaus stabilen DT Swiss XRC 1200 Spline Laufrädern ist man für jedes Terrain bestens gewappnet und kann sich voll auf die Fahrt konzentrieren. Für zusätzlichen Komfort während der Fahrt sorgt die Duroflex Sattelstütze. Auch die T-One Griffe bieten ordentlichen Komfort und Grip zugleich, was die Fahrt deutlich entspannter macht.
Bulls Wild Edge Team Di2 – Unterwegs wie die Profis ?!
Nachdem ich mir alles wie gewohnt auf meine üblichen Rennradmaße eingestellt hatte konnte es auch schon losgehen. Direkt auf den ersten Metern spürt man schon, was für ein hochwertiges Bike man da gerade fährt. Zum einen bietet das Bulls Wild Edge Team Di2 ein überragendes Handling, zum anderen fährt es sich mit geschlossenem Lockout dank des steifen Antriebs wie ein erstklassiges Hardtail. Zusammen mit einem Kampfgewicht von gerade einmal 10,4 kg ist das Bulls Fully ein überragender Kletterer. Man spürt einfach, wie jeder Tritt in Vortrieb umgewandelt wird und die Kraft nicht irgendwo im Material verschwindet. Das kommt einem auch auf kurvigen Abschnitten zugute bei denen man immer wieder Antreten muss.
Ehrlich gesagt am meisten überzeugt hat mich das Wild Edge aber in „Roller“-Passagen. Hier läuft das Geschoss wahnsinnig gut und lädt förmlich zum Ballern ein. Aber auch bergab kann es seine Stärken voll ausspielen. Dank des kurzen Hinterbaus fährt es sich sehr verspielt, während es aber auch in schnelleren Abschnitten wegen des langen Reaches extrem spurtreu ist. Hier kommt dann auch die Gabel ist Spiel, welche gerade auf harten Wurzelpassagen und Trails durch ihr sensibles Ansprechverhalten einen guten Job macht und eine tolle Lenkpräzision hat.
Abgerundet wird das Race-Fully durch die Shimano XTR Di2 Schaltung, welche in jeder Situation perfekt arbeitet. Was vielen Fahrern wohl gar nicht bewusst ist: Man kann die zweifache XTR Di2, wie eine Schaltung mit Monoblatt fahren. Durch eine kurze Einstellung in den richtigen Schaltmodus arbeitet die Gruppe so, dass sie ab einem bestimmten Gang automatisch das Kettenblatt wechselt, je nach dem ob man eben schwerer oder leichter schaltet. Somit genießt man die komplette Bandbreite und Abstufung von zwei Kettenblättern, kann aber alles mit dem rechten Shifter für das Schaltwerk bedienen – wie bei den Einfach-Gruppen. Meiner Meinung nach ein Top-Feature!
Als einzigen „Negativ-Punkt“ kann ich nur den Lenker anführen, welcher mir als Straßenfahrer einfach zu breit war, dies ist aber in erster Linie Gewohnheit und auch vom Fahrertyp abhängig sehr individuell.
Wer jetzt behauptet das Bulls Wild Edge ist nur etwas für echte Profis: Weit gefehlt! Dadurch, dass es für jedes Gelände geeignet ist, muss man sich nicht auf einen bestimmten Einsatzbereich festlegen. Egal ob auf der Ultradistanz bei Marathons, bei einer Transalp mit langen Anstiegen oder auf einer knackigen Hausrunde, mit dem Bulls Wild Edge Team Di2 hat man immer den perfekten Begleiter. Wer weiß vielleicht wage sogar ich mich als Straßenfahrer mit so einem Bike mal an die Herausforderung Cape Epic.