Test: Zur letztjährigen Eurobike präsentierte Drössiger mit dem Mo’Flow seinen neuesten Sprössling in der Trailbike Modellreihe. Mit 140mm Federweg und einem Coil Dämpfer im Heck verspricht es viel Abfahrtsspaß, zudem bekommt man für knapp 3.500€ eine äußerst hochwertige Ausstattung. Wir wollten genau wissen, wie viel Flow im neuen Drössiger Mo’Flow steckt.
Drössiger Mo’Flow: Rahmen
Das Drössiger Mo’Flow basiert – wie der Name schon sagt – auf der bereits bekannten und bewährten Flow-Modellreihe des Herstellers aus Eschweiler. Mit seinen beiden anderen Schwestermodellen Flow Select und Flow Rookie teilt sich das Mo’Flow den Hauptrahmen – eine neu konstruierte Dämpferwippe kitzelt dagegen 10mm (Select) bzw. 20mm (Rookie) mehr Federweg aus dem bekannten Viergelenker Hinterbau, der beim Mo’Flow jetzt satte 140mm bereitstellt.
Beibehalten wurde auch die üppige Reifenfreiheit, dank derer auch 2,6″ Bereifung mehr als genügend Platz zu Sitz- und Kettenstreben hat. Apropos Laufradgröße: Auch das neue Drössiger Fully kommt ausschließlich für 29″, ab Werk jedoch mit dicker semi-Plus Bereifung für viel Traktion.
Übrigens: Beim Farbdesign überlässt Drössiger seinen Kunden wie gewohnt freie Wahl – Bei Hauptrahmen, Hinterbau und dem zweifarbigen Dekor kann man sich seine persönlichen Wunschfarben aus einer umfangreichen Palette aussuchen. Um dem Vorstellungsvermögen etwas auf die Sprünge zu helfen, kann man sich das Ergebnis auch im entsprechenden Konfigurator auf der Drössiger Webseite ansehen.
Geometrie Drössiger Mo' Flow
S | M | L | |
Sitzrohr (in mm) | 430 | 460 | 510 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 590 | 610 | 630 |
Steuerrohr (in mm) | 110 | 120 | 130 |
Kettenstrebe (in mm) | 430 | 430 | 430 |
Radstand (in mm) | 1150 | 1170 | 1195 |
Lenkwinkel (in °) | 67 | 67 | 67 |
Sitzwinkel (in °) | 75 | 75 | 75 |
Reach (in mm) | 425 | 440 | 460 |
Stack (in mm) | 625 | 635 | 645 |
Bei der Geometrie hat sich auf Grund der neuen Dämpferwippe und der längeren Gabel im Vergleich zu den anderen Flow Modellen einiges getan. Der Lenkwinkel fällt mit 67° nun ein klein wenig flacher aus, zudem kommt das Tretlager deutlich tiefer. Beibehalten wurden die eher kompakten Abmessungen: Die Streben konnten trotz großer Laufräder und üppiger Reifenfreiheit mit 430mm schön kurz gehalten werden und der Hauptrahmen selbst reiht sich bezüglich seiner Länge im Durchschnitt moderner Trailbikes ein. Etwas aus der Reihe fällt das lange Sitzrohr – 51cm in Größe L sind durchaus eine Ansage und dürfte Langbeinern entgegenkommen.
Drössiger Mo’Flow: Ausstattung
Rahmen | Drössiger XMR29 |
Federgabel | Rock Shox Pike RC |
Dämpfer | Cane Creek DB Coil IL |
Laufräder | DT Swiss 350 / WTB ST i29 |
Reifen VR | Schwalbe Nobby Nic 2,6 |
Reifen HR | Schwalbe Nobby Nic 2,6 |
Schaltwerk | Sram GX Eagle |
Schalthebel | Sram GX Eagle |
Kurbel | Sram X1 1400 32t |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Magura MT Trail |
Bremsscheiben | Magura Storm HC 180mm |
Sattelstütze | BikeYoke Revive 160mm |
Sattel | Ergon SM30 |
Vorbau | Race Face Aeffect R35 |
Lenker | Race Face Aeffect R35 780mm |
Das Drössiger Mo’Flow ist derzeit nur in einer Ausstattungsvariante erhältlich. Für 3.499€ bekommt man hier jedoch „volle Kapelle“ und eine Ausstattung, die für ein Rad aus dem Fachhandel bemerkenswert hochwertig ausfällt. Sprechen wir gleich zu Beginn über das wahrscheinlich auffälligste Ausstattungsmerkmal: Drössiger spendiert seinem neuen Trailbike nämlich einen CaneCreek DB Coil IL Dämpfer – ein Federbein mit Stahlfeder also, wie viele sie wahrscheinlich eher aus dem Gravity-Bereich kennen. In den letzten zwei, drei Jahren konnten Coil Dämpfer jedoch eine Art Revival feiern und wohl kein anderes Produkt verkörpert diesen neuen Trend so sehr wie der kompakte Dämpfer aus dem Hause Cane Creek.
Waren Stahlfederdämpfer bis dato nämlich einerseits zwar für ihre feinfühlige Performance bekannt, so waren sie gleichzeitig aber auch deutlich schwerer als ihre Luft-Pendants und auch stark wippanfällig. Kurz gesagt: Super, wenn’s nur runter geht, sonst eher träge. Dass es auch anders geht, zeigt der Coil IL: Er ist je nach verwendeter Feder nur minimal schwerer als ein potenter Luftdämpfer und besitzt mit dem sogenannten Climb Switch auch die Möglichkeit, im Uphill für Ruhe im Hinterbau zu sorgen. Das coil-typische, sahnig-weiche Ansprechverhalten leidet dabei natürlich nicht.
An der Front gesellt sich dazu eine Rock Shox Pike RC Federgabel mit 140mm Federweg. Die Gabel ist inzwischen zwar etwas in die Jahre gekommen, kann aber nach wie vor problemlos im Konzert der Großen mitspielen und ist für die gebotene Steifigkeit außerdem ausgesprochen leicht. Ein weiterer Vorteil ist die auch für Neulinge sehr einfache Abstimmung: Mit ein paar grundlegenden Kenntnissen findet so jeder schnell das passende Setup.
Die Sram GX Eagle Schaltung bietet dank ihrer 10-50 Kassette eine riesige Bandbreite trotz nur einem Kettenblatt an der Front. Standardmäßig kommt das Mo’Flow mit einem 32er Kettenblatt, das auch auf dem 50er Ritzel bei langen Anstiegen durchaus nach etwas Bums in den Beinen verlangt – wer hier nicht ganz so fit ist, sollte eventuell über ein kleineres Kettenblatt nachdenken.
Ein Highlight der Ausstattung sind sicherlich die Laufräder: Während hier nämlich andere Hersteller auch in dieser Preisklasse leider oftmals an der Qualität sparen, vertraut Drössiger auf vielfach bewährte Komponenten: Bei den Naben setzt man auf DT Swiss 350, die dank Zahnscheibenfreilauf deutlich langlebiger und auch einfacher zu warten sind als herkömmliche Naben mit Sperrklinken. Die WTB ST i29 Felgen sind zwar keine Leichtgewichte, bieten dafür aber mit 29mm eine üppige Innenweite und sind unserer Erfahrung nach äußerst robust.
Wie bei den Laufrädern zeigt sich auch bei der übrigen Ausstattung, dass am Mo’Flow nicht an den scheinbar ‚unwichtigen‘ Komponenten und Anbauteilen gespart wurde. Bei der Sattelstütze vertraut man beispielsweise auf die BikeYoke Revive mit 160mm Verstellweg – eine sehr gute Wahl unserer Meinung nach, schließlich führt die Stütze auch unsere Bestenliste Variostützen an. Das Cockpit kommt komplett vom kanadischen Hersteller Race Face, der Steuersatz von Acros, Griffe und Sattel von Ergon.
Abgerundet wird die wirklich gelungene Ausstattung von Maguras MT Trail Bremse, die mit einer Kombination aus 4-Kolben Sattel vorn und 2-Kolben Sattel hinten ein gutes Gleichgewicht aus Gewicht, Bremspower und Dosierbarkeit bietet.
Drössiger Mo’Flow: Auf dem Trail
Mit einem Gewicht von etwas über 14kg (14,13kg ohne Pedale) ist das Drössiger für ein Trailbike mit Alurahmen, Coil Dämpfer und großvolumigen 29 Zoll Reifen sicherlich kein Schwergewicht. Umso überraschter waren wir, dass sich das Mo’Flow anfangs gerade auf der Ebene ein wenig träge anfühlte und nicht so richtig auf Touren kommen wollte. Die Ursache dafür war schnell ausgemacht: Der Hinterbau und der Dämpfer schluckten bei beherztem Antritt einiges an Energie.
Zum einen liegt das am sehr sensiblen Cane Creek Dämpfer, zum anderen an dem zu Beginn des Federwegs scheinbar etwas degressiven Hinterbau. Mit umgelegtem Climb Switch am Dämpfer zeigte sich dann auch sogleich ein komplett anderes Bild: Plötzlich ging es richtig gut voran und wir bekamen die Antrittstärke, die wir uns anfangs auch erwartet hatten. Nach ein paar Testläufen fanden wir bei der Druckstufe des Dämpfers auch ein Setup, mit dem wir dem Mo’Flow seine Trägheit auch bei offenem Dämpfer austreiben konnten. Also: Es lohnt sich, sich mit den Einstellmöglichkeiten des Dämpfers auseinanderzusetzen, die Webseite von Cane Creek bietet hierzu einige wertvolle Hilfestellungen.
Mit diesem Setup nahmen wir dann auch die ersten längeren Uphills unter die Räder: Dank der Sram Eagle Schaltung steht eine große Bandbreite zu Verfügung, das 32er Blatt passt bei durchschnittlich trainierten Fahrern für die meisten Anstiege. Das Mo’Flow klettert gemütlich und effizient, ist bergauf aber auch kein Sprinter. Legt man den Climb Switch am Dämpfer um, bekommt man gefühlt ein paar Watt mehr auf den Untergrund und das leichte Wippen im Hinterbau verschwindet gänzlich.
Okay, aber die Paradedisziplin eines Trailbikes sind weder öde Tretpassagen in der Ebene, noch zähe Anstiege auf Schotter und Asphalt. Auf dem Trail, da sollen die sprichwörtlichen Funken fliegen. Und genau dort, wo es dann darauf ankommt, spielt das Mo’Flow seine Stärken voll aus und wird seinem Namen voll gerecht: Mehr Flow! Hatten wir anfangs so unsere Probleme mit dem Dämpfer, sind diese nach den ersten Metern auf dem Trail komplett vergessen. Der Hinterbau ist sensibel, schluckfreudig und verhärtet auch bei schnellen Schlägen nicht. Die Pike an der Front hat ganz schön Mühe, mit dem Pendant hinten mitzuhalten und zieht teilweise etwas den kürzeren – dennoch ist auch hier die Performance super und das Fahrwerk insgesamt macht richtig Laune.
Dank der kurzen Kettenstreben lässt sich das Bike spielend um die Kurven zirkeln und fliegt förmlich in die Anlieger. Wird das Gelände etwas steiler und verblockt, fühlt sich das Mo’Flow nicht mehr ganz so wohl, bleibt aber dennoch gut beherrschbar. Hier fühlt es sich für unseren Geschmack einen Ticken zu stelzig an. Aber klar, das 140mm Trailbike ist einfach auch kein Vollblut-Enduro und will es auch gar nicht sein – insofern schlägt es sich hier dennoch durchaus beachtlich.
An der Ausstattung hatten wir ansonsten rein gar nichts auszusetzen: Die Reifen machten einen sehr guten Job und boten viel Grip auf unterschiedlichstem Gelände. Die Magura Bremsen packten falls notwendig fest zu, blieben aber zu jeder Zeit gut dosierbar. Besonders gut gefallen hat uns das Cockpit mit einem schön breiten Lenker, der viel Kontrolle vermittelte.