Test: Beim überwiegenden Teil der Fahrradfans dürfte Giant primär als Fahrradhersteller im Kopf sein – klar, wie sollte es bei einem der größten Zweirad-Produzenten überhaupt auch anders sein. In den vergangenen Jahren hat der Fahrrad-Riese sein Zubehör- und Komponentensortiment jedoch kontinuierlich ausgebaut. Mit dem Giant Contact Neutral SL hatten wir einen der inzwischen recht zahlreichen Sättel aus dem Sortiment im Test.
Satteltests sind immer so eine Sache – auch für den Tester. Jeder Hintern ist anders und ob man nun bequem sitzt oder nicht, hängt oft einfach auch von persönlichen Vorlieben und anamtomischen Voraussetzungen ab. Ein großer Pluspunkt ist aber eben genau deshalb auch, wenn ein Hersteller für seine Sättel unterschiedliche Größen oder Ausrichtungen anbietet – genau hier kann Giant punkten. Die drei Sattel-Produktreihen Contact Comfort, Contact SL und Contact SLR gibt es jeweils in drei verschiedenen ausrichtungen: Forward, Neutral und Upright.
Diese drei unterschiedlichen Ausrichtungen beziehen sich auf die Sitzposition von Fahrer oder Fahrerin auf dem Rad – eben ob gestreckt, neutral oder aufrecht. Entsprechend kommen die drei Varianten in unterschiedlicher Form, Breite und auch Polsterung daher. Während beispielsweise gestreckt sitzende Fahrer mit ihren Sitzknochen sehr punktuell Unterstützung benötigen, verteilt sich das Gewicht bei aufrechten Fahrern über eine größere Fläche. Welche der drei Formen nun die richtige für einen selbst ist, kann man entweder vom Giant-Händler bestimmen lassen oder am besten via Testsattel ausprobieren. Natürlich gibt auch die Art des Rads bereits vor, in welche Richtung es gehen kann: Auf einem Aero-Rad wird man wohl kaum die aufrechte Position wählen, ebenso wie man auf einem Enduro kaum allzu gestreckt sitzt.
Der Giant Contact SL ist ein echter Allrounder und wird von Giant sowohl für Straße, Cross, Gravel als auch für die MTB-Disziplinen bis hin zu Enduro vorgesehen. Mit nachgewogenen 235g ist er für einen Sattel mit Metallstreben recht leicht – letztere bestehen beim Contact SL aus einer speziellen Stahl-Legierung und sind deshalb auch stabil genug um am MTB einige Saisons und Stürze schadlos zu überstehen.
Die Oberfläche des Sattels besteht aus einem leicht perforierten Microtex-Material, das sich leicht gummiert anfühlt und damit auch bei Nässe noch genügend Halt bietet, dass man nicht wie Wild hin und herrutscht. Durch die Mitte zieht sich ein Kanal, der den Dammbereich entlasten und unangenehmen Taubheitsgefühlen auch bei längerer Fahrt vorbeugen soll.
So weit, so gut: Die Eckdaten des Sattels machen einen vielversprechenden Eindruck. Zum Test hatten wir die Contact SL Neutral Variante, die sich sowohl auf dem XC-Race Hardtail als auch am Trailbike beweisen musste. Die Montage des Sattels ist dank der Runden Metallstreben überhaupt kein Problem, völlig unabhängig von der verwendeten Sattelstütze. Der Sattel ist über die gesamte Oberfläche dünn gepolstert, fühlt sich aber ziemlich straff an. Durch die flexende Schale bleibt er jedoch auch über einen längeren Zeitraum äußerst angenehm – zumindest dann, wenn man selbst mit der straffen Polsterung zurechtkommt.
Der Kanal in der Mitte des Sattels erfüllte seinen Zweck bei uns äußerst zuverlässig. Taubheitsgefühle konnten wir auch bei längeren Fahrten über mehrere Stunden keine feststellen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt war das etwas angenehmere Klima am Gesäß vor allem an heißen Tagen. Wie bereits erwähnt: Wir waren mit dem Neutral Sattel sowohl am XC Hardtail als auch am Trailbike unterwegs. Hierfür passte er ausgesprochen gut, wenngleich man erwähnen sollte, dass auch das Hardtail keine extrem gestreckte Sitzposition aufweist.
Richtig punkten konnte der Sattel vor allem dann, wenn es nass und schlammig wurde. Die Oberfläche erwies sich in diesem Fall nicht nur als enorm griffig, sondern auch als sehr langlebig: Obwohl die Mischung aus Wasser, Schlamm und scheuerndem Gesäß für jede Satteldecke eine Härteprobe darstellt, sieht man dem Giant Contact SL Neutral nach über einer halben Saison und vielen Kilometern kaum Gebrauchsspuren an. Er musste auch den einen oder anderen Sturz einstecken – auch diese hinterließen nur wenige, harmlose Spuren.
Nicht ganz so gut gefallen haben uns die extrem harten Seitenbereiche: Gerade beim Einsatz auf dem Trailbike hat der Sattel auf der abgesenkten Sattelstütze immer wieder recht schroffen Kontakt mit den Oberschenkeln. Durch die nicht vorhandene Polsterung an den Seiten kann sich dieser Umstand doch schnell als recht schmerzhaft erweisen.