Radsport: Endlich ist Alejandro Valverde Weltmeister geworden. Der 38-jährige Spanier gewann das Straßenrennen der Rad-WM in Innsbruck nach einem harten Kampf im Sprint einer Vierergruppe vor Romain Bardet (Frankreich) und Michael Woods (Kanada). Für ihn ist es die erste Goldmedaille einer WM, nachdem er zuvor siebenmal auf dem Podium landete, aber nie ganz oben jubeln durfte.
Peter Sagan steigt bei der Rad-WM frühzeitig aus
Um 9:51 fiel am Sonntagmorgen der Startschuss zum letzten Akt der Rad-WM 2018. In Kufstein stiegen die besten Profis ihrer Nationen bei sonnigen Temperaturen um die 20 Grad auf die Räder. Nach einer 84,9 Kilometer langen Anfahrt bis zum Zielort nach Innsbruck sollte der Showdown um das Regenbogentrikot auf eine 23,9 Kilometer langen Rundkurs erfolgen. Insgesamt siebenmal musste die Runde mit dem 7,9 Kilometer langen Anstieg hinauf zur Bobbahn in Igls absolviert werden. Haben die Profis diese Strapazen hinter sich gebracht, wartete kurz vor der Zielankunft noch die gefürchtete Höttinger Höll. Logisch, dass viele Fahrer diese Anstrengung auf der von Ex-Profi Thomas Rohregger konzipierten Strecke nicht bis zum Schluss auf sich nehmen konnten. Unter anderem ist auch Titelverteidiger Peter Sagan aus der Slowakei bereits frühzeitig aus dem Rennen ausgestiegen.
Prominente Fahrer müssen früh die Segel streichen
Noch bevor die Stadt Innsbruck erreicht wurde, hat sich eine gewöhnliche Rennsituation ergeben, in der sich elf Fahrer vom Peloton lösen konnten. Daniil Fominykh (Kasachstan), Vegard Stake Laengen (Norwegen), Tobias Ludvigsson (Schweden), Kasper Asgreen (Dänemark), Rob Britton (Kanada), Jacques Janse van Rensburg (Südafrika), Laurent Didier (Luxemburg), Karel Hník (Tschechien), Ilia Koshevoy (Weißrussland), sowie Ryan Mullen und Conor Dunne (Irland) konnten einen großen Vorsprung herausfahren. Dahinter kontrollierten die großen Nationen das Tempo im Hauptfeld, darunter vor allem die Spanier und die Briten. Rund 50 Kilometer vor dem Ziel kam es erstmals zu Attacken namhafter Fahrer. Unter anderem versuchten es Greg Van Avermaet (Belgien), Omar Fraile (Spanien) und Damiano Caruso (Italien) vergeblich. Der Tempoverschärfung fielen mit Daniel Martin (Irland), Wout Poels (Niederlande), Simon Yates (Großbritannien) und Michal Kwiatkowski (Polen) aber prominente Fahrer zum Opfer.
The pace of the peloton is getting higher and higher…@kwiato 🇵🇱 is dropped#InnsbruckTirol2018 pic.twitter.com/O5Pa4kqdPp
— UCI (@UCI_cycling) 30. September 2018
Vorentscheidung in der Hölle
Auf den letzten 40 Kilometern übernahmen die Italiener die Kontrolle im Peloton. Allerdings nicht für Vincenzo Nibali, denn der mehrfache Grand Tour-Sieger konnte in der letzten Runde nicht mehr folgen. Kasper Asgreen und Vegard Stake Laengen wurden als letzte Ausreißer gestellt. Die nur noch rund 30 im Hauptfeld verbliebenen Fahrer sollten die Medaillen auf den letzten 20 Kilometern unter sich ausmachen. Nach einer beeindruckenden Attacke hinauf nach Igls fuhr der Däne Michael Valgren mit 30 Sekunden Vorsprung als Erster in die Höttinger Höll hinein. Doch der kleine Abstand sollte nicht ausreichen, denn dahinter wurde das Tempo selbstverständlich nicht mehr herausgenommen. Die Franzosen setzten mit Thibaut Pinot ihre finale Attacke und kaum noch jemand konnte folgen – auch nicht Kapitän Julian Alaphilippe. So wurde Romain Bardet auf einmal zum neuen Leader, der gemeinsam mit Michael Woods (Kanada), Alejandro Valverde (Spanien) und Gianni Moscon (Italien) ein Quartett bildete.
Do we have our podium here?
But in what order?@rusty_woods 🇨🇦 @alejanvalverde 🇪🇸@romainbardet 🇫🇷 #InnsbruckTirol2018— UCI (@UCI_cycling) 30. September 2018
Alle gegen Alejandro Valverde
Nach einer Attacke von Michael Woods ging auch bei Gianni Moscon der Motor aus. Die Medaillen schienen vergeben, doch in der Abfahrt kam plötzlich der Niederländer Tom Dumoulin noch einmal heran. Anstatt direkt durchzuziehen, drosselte der Zeitfahr-Vizeweltmeister jedoch das Tempo. So belauerten sich die vier Spitzenreiter auf den letzten 1.000 Metern, da der Fünfte Gianni Moscon weit genug entfernt war. Alle wussten, dass Alejandro Valverde der Sprinstärkste unter ihnen ist. Genau deshalb musste der Spanier den Sprint auch von vorn beginnen – und das tat er. Der 38-Jährige, der bei Weltmeisterschaften schon siebenmal auf dem Podium stand, aber noch nie gewinnen konnte, erfüllte sich endlich seinen großen Lebenstraum. Alejandro Valverde ließ niemanden mehr vorbei. In Tränen aufgelöst jubelte der Altmeister im Zielbereich mit seinen Betreuern und Mannschaftskollegen. Silber sicherte sich Romain Bardet vor Michael Woods und dem unglücklichen Tom Dumoulin.
It’s @alejanvalverde 🇪🇸!
Alejandro is our 2018 UCI Road World Champion 🌈
WHAT A FINISH!#InnsbruckTirol2018 pic.twitter.com/35RgxBH5tI— UCI (@UCI_cycling) 30. September 2018
Anna van der Breggen rast mit fulminantem Solo ins Regenbogentrikot
Bereits gestern haben die Damen in Tirol um Medaillen gekämpft. Wie schon beim Einzelzeitfahren am Dienstag haben die Niederländerinnen auch das Straßenrennen dominiert. Vier Profis der Oranje waren am Ende unter den Top 9 – doch nur für eine von ihnen reichte es für eine Medaille. Anna van der Breggen fuhr mit einem beeindruckenden Solo ins Regenbogentrikot. Als die Olympiasiegerin rund 40 Kilometer vor dem Ziel attackierte, rechneten wohl nur die Wenigsten damit, dass sie Anna van der Breggen erst wieder im Ziel sehen werden. Mit einem Rückstand von 3:42 sicherte sich die Australierin Amanda Spratt Silber vor der Italienerin Tatiana Guderzo. Auch sie profitierten von einem taktisch geprägten Rennen, in dem durch die Flucht von Anna van der Breggen kein Tempo mehr ins Hauptfeld kam. Durch eine späte Attacke fuhr Landsfrau Annemiek van Vleuten noch auf Rang sieben, obwohl sie sich ca. 100 Kilometer vor dem Ziel bei einem Sturz den Tibiakopf brach. Deutlich glücklicher war nach dem harten Rennen Clara Koppenburg. Auf Rang 18 durfte sie sich als beste Deutsche feiern lassen. 22. wurde die Schweizerin Jolanda Neff.
👏 @annavdbreggen is our 2018 Women Road World Champion 🌈 Masterclass from the Dutch @Olympics Champion! #InnsbruckTirol2018 pic.twitter.com/vUQrGFbG4B
— UCI (@UCI_cycling) 29. September 2018