Spektrum: Bikeregionen in den Alpen gibt es viele – doch nur wenige bieten eine solch gelungene Mischung aus Trails, Infrastruktur, tollen Unterkünften und Wettersicherheit wie die Region am Reschenpass, rund um Nauders und den Reschensee. Wir waren zum Saisonabschluss zu Besuch.
Seinen Ruf als Bike-Eldorado hat sich der Vinschgau in Südtirol in den vergangenen Jahren durch eine hervorragende Infrastruktur, schöne und gepflegte Trails und nicht zuletzt eine aktive lokale Community redlich verdient. In Ferienzeiten, an Brückentagen – sogar an regulären Wochenenden strömen Biker vor allem aus dem Süden Deutschlands in die für ihr trockenes und warmes Klima bekannte Region, um ein paar schöne Tage auf dem Rad zu verbringen.
In den meisten Fällen, in denen Zweirad-Enthusiasten jedoch vom Vinschgau sprechen, kreisen die Gedanken um das grüne Tal zwischen Monte Sole und Nördersberg, um die Wege und Pfade rund um Latsch und Schlanders. Viele Höhenmeter weiter oben, nicht weit vom majestätischen Ortler-Massiv entfernt, befindet sich jedoch eine weitere Region, die zu Unrecht noch immer im Schatten des Vinschgauer Tals steht: Der Reschenpass. Auch hier findet der gemeine Biker alles, was das Herz begehrt: Ein bestens ausgewiesenes und gepflegtes Netzwerk aus Trails, Wegen und Liften und atemberaubende Aussichten. Ebenso gehören entsprechende Unterkünfte dazu, wo man die geschundenen Beine nach einem anstrengenden Tag auf dem Rad ausruhen kann.
Hier gibt’s beispielsweise eine Trailmap kostenlos zum Download
Zu Besuch im Aktiv Hotel Edelweiss in Reschen am See
In einer dieser Unterkünfte waren wir Anfang Oktober einige Tage zu Gast – im Aktiv Hotel Edelweiss direkt in Reschen am See. In unmittelbarer Nähe zum Ausgang des berühmt-berüchtigten Bunker-Trails liegt das familiengeführte Hotel, in dem Biker seit über 20 Jahren gern gesehene Gäste sind. „Das ist meine Passion, in gewisser Weise hab ich mein Hobby zum Beruf gemacht,“ sagt Reini, der hier im Hotel seit 1998 gemeinsam mit seiner Frau Petra die Zügel in der Hand hat. Wir sitzen am wärmenden Kaminfeuer im Barbereich des Hotels.
Hier liegt hinter einer Glaswand auch der hauseigene Weinkeller. „Wein ist neben dem Biken mein zweites Hobby,“ erklärt Reini, bevor er mit einem Funkeln in seinen Augen über den mineralischen Geschmack eines deutschen Rieslings spricht. Dabei schwingt so viel Freude und Begeisterung in seiner Stimme, dass selbst ich als bekennender Wein-Banause beginne, Interesse am Thema zu hegen. Eben dieses Funkeln, diese Begeisterung erkenne ich wieder, als die Konversation beginnt, sich um das Thema Fahrrad zu drehen. „Als meine Frau und ich das Hotel übernommen haben, hatten wir uns lange überlegt, in welche Richtung es gehen soll. Schnell stand fest, dass das Rad ein integraler Bestandteil des Konzepts werden soll,“ plaudert Reini aus dem Nähkästchen.
Dass Reini, der Hotelier, Chefkoch, Fahrradmechaniker und Bike-Guide im Edelweiss in Personalunion ist, für das Thema Fahrrad brennt, spürt man in jeder Pore des Hotels. Direkt an der Rezeption liegen verschiedene Trailmaps und anderes Infomaterial aus, zudem hat man eine sehr gut ausgestattete Leihflotte an Rädern von BH Bikes und Bold. Damit jedoch nicht genug; Gäste können sich Helme, Protektoren, Schuhe und vieles mehr ausleihen. So ist es selbst kompletten Neueinsteigern problemlos möglich, mit hochwertigem Equipment in einer der schönsten Bike-Regionen der Alpen in den Sport hineinzuschnuppern. Schlechtwetter-Ausreden gibt’s ebenfalls keine: Auch Dirtsuits kann man ausleihen.
Mit unverkennbarem Stolz in der Stimme spricht Reini über die Region und die Trails vor Ort. „Mir gefällt es, dass hier alles so schön natürlich ist. Es ist zwar wurzelig wie Sau, aber trotzdem ist für jeden was dabei.“ Erreichbar sind die meisten Trails entweder über das hervorragend ausgebaute und beschilderte Wegenetz oder über die Lifte, in denen auch Biker willkommen sind. Aber klar: Mit dem E-Bike Boom nutzen inzwischen viele ehemalige Lift-Fahrer die Schotterwege hinauf. „Natürlich spüren wir im Hotel die Begeisterung beim Thema E-Bike. Immer mehr Besucher kommen zum Biken, bringen entweder ihr eigenes E-Bike mit oder leihen sich von uns eines aus,“ berichtet Reini.
Neben dem eigentlichen Hotelgebäude steht eine unscheinbare Scheune – hier haben nicht nur die Räder der Gäste Platz, sondern hier ruht auch die Verleihflotte des Hotels. Zudem findet man hier Werkzeug für alle erdenklichen Reparatur- oder Wartungsaufgaben.
BH Bikes Test Days am Reschensee – Testflotte und Panorama-Tour
Der kleine Platz zwischen Fahrradgarage und Hotelgebäude wird in regelmäßigen Abständen für Events genutzt. Auch hier stehen während der Sommersaison vor allem Fahrräder und Biker im Mittelpunkt. So fand dort während unseres Aufenthalts ein Testival von BH Bikes aus Spanien statt: Zu den Leihbikes des Hotels von BH Bikes gesellte sich noch eine deutlich größere Testflotte direkt vom Hersteller. Auch hier standen natürlich E-Bikes bzw. E-MTBs im Mittelpunkt, aber auch das eine oder andere MTB ohne Motor und auch Rennräder konnte man sich für eine kurze oder längere Testfahrt ausleihen.
An den BH Bikes Test Days – so der offizielle Titel des Events – konnten sowohl reguläre Hotelgäste teilnehmen, oder aber man hatte bereits im Vorfeld das Teilnahmepaket über das Hotel gebucht. Hier arbeitet Reini eng mit BH Bikes zusammen. „Mir ist es wichtig, dass man miteinander sprechen kann und dass die Kommunikationswege kurz sind,“ so der Hotelier über die Zusammenarbeit mit BH Bikes. Man kennt sich, der Umgang ist vertraut, freundschaftlich. „Als ich nach einem Partner für das Hotel gesucht habe, wollte ich bewusst keinen anonymen Großkonzern haben. Ich bin überglücklich, dass es mit BH so super funktioniert.“
Im Rahmen des Events lud uns Reini auch zu seiner selbst gestrickten Panorama-Tour ein. Hoch in die Gipfel der umliegenden Berge, inklusive wunderschöner Ausblicke und traumhafter Trails. Als Guide war unter anderem „der Chef“ persönlich mit dabei. Nach dem Passieren der Baumgrenze zierten immer wieder ein paar zarte weiße Flocken den Wegrand, bevor der Schnee dann etwas tiefer wurde und uns hin und wieder zum Absteigen zwang. Dank der sehr guten Ortskenntnis wurde die Tour kurzerhand umgeplant, was ihrer Schönheit keinerlei Abbruch tat. Zurück im Hotel waren alle Mitfahrer damit beschäftigt, sich von der nasskalten Tour zu erholen und etwas aufzuwärmen, während Reini das Bike-Outfit kurzerhand gegen Kochhut eintauschte und sich in der Küche um unser Abendmenü kümmerte.