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MountainbikesTests

Mountainbikes: First Ride: Nicolai Saturn 14 – Neues Trailbike im ersten Test

4. Mai 2019 by Michael Faiß

Nicolai Saturn 14

First Ride / Test / MTB: Mit dem Nicolai Saturn 14 präsentiert die Traditionsschmiede aus Niedersachsen ein nagelneues Trailbike, das auf der bekannten und bewährten Plattform des Marathon bzw. XC-Fullys Saturn basiert. Beim Bike Festival in Riva am Gardasee konnten wir das Bike für eine kleine Testrunde vom Stand entführen.

Knapp zwei Jahre ist es her, dass Nicolai das aktuelle Saturn vorgestellt hat – mit 110mm Federweg ein spritziges Fully für Marathon und XC. Für die Saison 2019 bekommt das Saturn nun einen „größeren“ Bruder – das Saturn 14. Optisch erinnert daran vieles an das Schwesterbike, mit 130 bzw. 138mm Federweg hinten und 140mm vorn fällt es jedoch klar in die Kategorie Trailbike und ist damit auch für anspruchsvolles Gelände durchaus gewappnet.

Darf am Nicolai nicht fehlen: Der Made in Germany Schriftzug.


Der wunderschön verarbeitete Alu-Rahmen geizt nicht mit cleveren Detaillösungen, die das Bikerherz höher schlagen lassen. Dazu gehören die fast schon standesgemäßen Frästeile und die fetten Schweißraupen ebenso wie geschraubte Leitungshalter aus Metall oder die sogenannten Streben-Mutatoren. Letztere kennt man auch schon vom Enduro Bike G1 und erlauben es, Geometrie und Abmessungen des Rahmens zu verändern – vor allem erfüllen sie beim Saturn 14 den Zweck, dass der Rahmen sowohl mit 29 Zoll als auch mit 650b Laufrädern aufgebaut werden kann. Bei der 27,5 Zoll Variante besteht dann zudem noch die Option, über einen Dämpfer mit mehr Hub statt 130mm 138mm Federweg aus dem Heck zu holen.

DIe sogenannten Mutatoren erlauben Geometrie-Tuning und das Verbauen verschiedener Laufradgrößen.


Wie sämtliche Räder aus dem Hause Nicolai verfolgt auch das Saturn 14 den bewährten Geometron-Ansatz. Gemeint ist damit die außerordentlich progressive Geometrie mit insgesamt sehr langen Abmessungen, einem flachen Lenk- und steilem Sitzwinkel. In Zahlen bedeutet das für unser Testrad in Größe L beispielsweise: Reach 500mm, Oberrohr 648mm, Lenkwinkel von 65.5° und ein mächtiger Radstand von 1264mm. Zum Vergleich: Das aktuelle Specialized Stumpjumper ist beim Reach über 5cm kürzer, beim Radstand über 6 und auch der Lenkwinkel ist ein gutes Stück steiler. Doch wie es immer ist bei Fahrradgeometrie: Hier gibt’s kein richtig und kein falsch, vieles hängt von persönlichen Vorlieben und vom Fahrstil ab.

Geometrie Nicolai Saturn 14

SMLXLXXL
Sitzrohr (in mm)405440455475520
Oberrohr horizontal (in mm)595626648668693
Steuerrohr (in mm)110120130140150
Kettenstrebe (in mm)446446446446446
Radstand (in mm)12061241126412911313
Lenkwinkel (in °)65.265.565.565.565.5
Sitzwinkel (in °)76.276.576.576.576.5
Reach (in mm)450480500520540
Stack (in mm)570610618627637

Beim Bike Festival in Riva bekamen wir nun Gelegenheit, dem neuen Trailbike aus dem Hause Nicolai  in der 29″ Variante so richtig auf den Zahn zu fühlen. Bezüglich seiner Ausstattung dürfte es sich bei der von uns gefahrenen Variante um eine der Top-Varianten handeln – wobei man das bei Nicolai nie so genau sagen kann, da jedes Komplettrad individuell konfiguriert werden kann. Mit Fox Factory Fahrwerk, Sram GX Eagle, Tune Laufrädern und Magura MT Trail Bremsen gibt’s hier nun wirklich nichts auszusetzen. Für ein modernes Trailbike etwas weniger passend erschien uns die Reifenwahl mit dem Continental Mountain King 2,3″ vorn und hinten und der recht schmale (740mm) Renthal Carbonlenker.



Als wären die Trails in den Bergen rund um den Gardasee für ein Trailbike wie das Nicolai Saturn 14 ohnehin nicht schon anspruchsvoll genug, erwarteten uns am Traileinstieg nach einigen Stunden Dauerregen glitschige Steine und tiefer, schmieriger Waldboden. Bedingungen, in denen man ein Rad eben so richtig kennenlernt. Bevor es jedoch gen Tal ging, wollten zunächst die entsprechenden Höhenmeter nach oben vernichtet werden – hier konnte der neue Nicolai-Sprössling bereits groß auftrumpfen: Trotz offenem Dämpfer blieb der Hinterbau absolut ruhig und nicht einmal minimales Wippen war sicht- oder wahrnehmbar. Hier kommen ganz klar die XC-Gene des Ur-Saturn zum Tragen. Ebenfalls auffällig: Die auf dem Papier extremen Abmessungen des Bikes fühlen sich im Sattel bei weitem nicht so extrem an.



Auf dem Weg nach unten kann das Saturn 14 dann den äußerst positiven Eindruck weiter untermauern und brennt ein wahres Trailfeuerwerk ab: Laufruhig und dennoch verspielt, das Fahrwerk mit dem richtigen Maß an Pop und eine Ausstattung bei der jedes Zahnrad perfekt ins andere greift – mit zwei kleinen Ausnahmen: Der Mountain King Reifen an der Front ist nicht nur bei den nassen Bedingungen in diesen Tagen unterdimensioniert, sondern beschneidet ein Trailbike wie das Saturn 14 auch unnötig in seinem großen Potenzial. Ähnliches gilt für den recht schmalen Lenker – hier hätten wir uns zumindest 760mm gewünscht – doch das bleibt den Kunden dank der individuellen Konfiguration ohnehin selbst überlassen und ist deshalb mehr als Hinweis, als als Kritik am Bike zu verstehen.

Wie diese ersten Eindrücke vermuten lassen, waren wir wirklich schwer begeistert vom neuen Nicolai Trailbike. Selbst wirklich anspruchsvolle Passagen meisterte es trotz reduziertem Federweg zuverlässig und sobald es wieder eine Spur flowiger wurde, kam der lebendige Charakter zum Vorschein, der vor allem bei versierten Fahrern den Spieltrieb weckt.



Fazit: Nicolai Saturn 14

Pro

  • Grandiose Verarbeitung
  • Durchdachte Details
  • Gelungene Balance zwischen Laufruhe und Agilität

Contra

  • Reifen etwas unterdimensioniert

Fakten

Produktjahr2019
Preisab 6.499 Euro
Web www.nicolai-bicycles.com
Das Nicolai Saturn 14 im Velomotion Fahrradmarkt
Auch nach dem kurzen Testzeitraum beim Riva Bike Festival steht für uns fest: Das Nicolai Saturn 14 ist ein tolles Rad und zeigt auf dem Trail genau die Qualitäten, die wir uns von einem modernen Trailbike wünschen. Die gewohnt grandiose Verarbeitung des Rahmens samt cleverer Details ist das i-Tüpfelchen.
Stichworte:29er650BAMEnduroMTBNewsNicolaiTrailbike

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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