Test / Gravel: Mit dem Bergamont E-Grandurance präsentiert der Hersteller aus St. Pauli sein erstes E-Gravelbike und gleichzeitig auch sein erstes Rad mit dem leichten Fazua Antrieb. Als Basis dient – wie der Name schon sagt – das bekannte Grandurance, von dem das E-Bike seine Vielseitigkeit und seine tolle Optik erbt. Wir konnten das Rad im Rahmen eines Pressecamps bereits antesten.
Bergamont E-Grandurance: Bekannte Basis mit Fazua Antrieb
Das Bergamont Grandurance dürfte Gravel-Fans hierzulande durchaus ein Begriff sein. Das Schotter-Bike geht in diesem Jahr nun in seine bereits dritte Saison und ist eine Erfolgsgeschichte. Als einer der ersten großen Hersteller hatte man bei Bergamont erkannt, wie vielseitig ein Gravelbike einzusetzen ist und mit dem Grandurance eine Plattform geschaffen, die genau diese Vielseitigkeit bedient. Vom schnellen Schotter-Racer bis hin zum sportiven Tourer oder gar zum Pendlerrad. Dank des clever konstruierten Rahmens, der wahlweise auch mit Schutzblechen und Beleuchtung auszurüsten ist, fand das Rad aus St. Pauli viele Fans.
Rennräder: Test: Bergamont Grandurance 6 – Stylischer Allrounder
Test: Mit dem Bergamont Grandurance stellte der Hersteller aus St. Pauli vor zwei Jahren bereits ein vielseitiges Gravelbike vor – noch bevor diese Radgattung auch hierzulande Schlagzeilen machte. Im Test zeigt sich, dass das vielseitige Rad auch weiterhin sehr gut gegen die Konkurrenz zu bestehen weiß. Bergamont Grandurance 6: Die Fakten Rahmenmaterial: Aluminium Laufradgröße(n): 700c Achsmaß […]
Angesichts dieses Erfolgs ist es also nicht weiter verwunderlich, dass man an den Grundzutaten des E-Grandurance kaum etwas verändert hat. Stark vereinfacht gesagt ist das neue E-Gravelbike aus dem Hause Bergamont das bekannte Alu-Grandurance, nun jedoch eben mit einem Fazua Motor und einem Akku im Unterrohr. Auch bezüglich des Designs bleibt man beim bewährten Konzept und setzt auf einen nüchternen Rahmen und eine farbenfrohe, fast knallige Gabel. Die Rechnung geht durchaus auf und durch den kompakten Motor lässt sich eine schlanke Silhouette verwirklichen; auf den ersten Blick ist das E-Grandurance von seinem Pendant ohne Motor kaum zu unterscheiden.
Geometrie Bergamont E-Grandurance
49 | 53 | 55 | 57 | 61 | |
Sitzrohr (in mm) | 475 | 510 | 535 | 555 | 585 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 530 | 545 | 560 | 575 | 590 |
Steuerrohr (in mm) | 115 | 135 | 160 | 180 | 200 |
Kettenstrebe (in mm) | 425 | 425 | 425 | 425 | 425 |
Radstand (in mm) | 1029 | 1046 | 1042 | 1058 | 1074 |
Lenkwinkel (in °) | 70 | 70 | 71 | 71 | 71 |
Sitzwinkel (in °) | 75 | 75 | 74 | 74 | 74 |
Reach (in mm) | 385 | 395 | 391 | 401 | 411 |
Stack (in mm) | 542 | 560 | 588 | 607 | 626 |
Bergamont E-Grandurance: Modelle und Preise
Das neue Bergamont E-Gravelbike wird in zwei Ausstattungsvarianten erhältlich sein, die sich nicht nur bei den verbauten Komponenten, sondern auch in ihrer Ausrichtung unterscheiden. Während einerseits das von uns getestete E-Grandurance Elite ein durch und durch sportliches Gravelbike ist, ist das E-Grandurance RD Expert mehr in Richtung Alltagseinsatz getrimmt. Mit fest verbauten Schutzblechen, LED Beleuchtung und einem Gepäckträger dürfte es ein hervorragender Commuter für Stadt und Land sein.
Bergamont E-Grandurance Elite
Gabel: Grandurance Carbon II
Schaltung: Shimano GRX
Bremsen: Shimano BR-RX400
Laufräder: DT Swiss GR1600
Schutzbleche: –
Beleuchtung: –
Gewicht: 15,2kg
Preis: 3.999 Euro
Bergamont E-Grandurance RD Expert
Gabel: Grandurance Aluminium
Schaltung: Shimano GRX
Bremsen: Shimano BR-RX400
Laufräder: BGM Allroad
Schutzbleche: Racktime Wingee
Beleuchtung: B&M IQ-XS / Herrmans H-Trace Mini
Gewicht: 17,5kg
Preis: 3.799 Euro
Bergamont E-Grandurance: Erste Fahreindrücke
Im Rahmen des Pressecamps in der idyllischen Westschweiz, unweit der französischen Grenze, bekam ich die Gelegenheit, das neue E-Grandurance auf einer kurzen, aber knackigen Gravelrunde zu testen. Die erste ungeahnte Härteprüfung wartete schon nach dem Losfahren; da ich den Abfahrtstermin der Gruppe um einige Minuten verpasst hatte, musste ich direkt durch den dichten Feierabendverkehr wieder zu meinen Mitfahrern aufschließen. Hier machte der E-Graveller direkt eine gute Figur. Die leicht rollenden Reifen fallen nicht zu breit aus und lassen sich auch auf Asphalt wirklich gut beschleunigen. Die recht leichten Laufräder tun ihr übriges, dass das E-Grandurance direkt vom ersten Antritt nach vorn will. Der Fazua Antrieb hat bei mir zum Start Pause, da ich eigentlich konstant mit über 25km/h unterwegs bin – macht aber nix, auch über die Grenze hinaus rollt das Bike wirklich hervorragend und wirkt keineswegs träge.
Nachdem ich schließlich auch meine Gruppe gefunden hatte, konnte der eigentliche Test losgehen. Spielend ging es einige kürzere Schotter-Anstiege nach oben. Die Gelegenheit war günstig, den Motor und seine Charakteristik zu testen. Auf ein Bedienteil am Lenker verzichtet Bergamont und das Wählen der Unterstützungsstufe erfolgt über das neue Bedienteil auf dem Oberrohr. Das klappt ziemlich gut und man bekommt ein cleanes Cockpit, ohne klobige Remote und unnötiges Kabel-Wirr-Warr. Doch zurück zum Motor: So gut das E-Grandurance auch ohne Unterstützung nach vorn geht, ist es ein großer Unterschied, sobald man den Motor zuschaltet.
Ein leises, aber keineswegs unangenehmes, Surren begleitet das aufgeregte Knirschen der Schwalbe Reifen auf dem feinen Schotter. Ich war meist in der niedrigsten Unterstützungsstufe unterwegs – einerseits war das Fahrgefühl damit für mich am natürlichsten, andererseits fand ich den Sprung zu den beiden höheren Levels ohnehin recht gering. Farbige LEDs am Bedienteil geben übrigens Auskunft, in welcher Unterstützungsstufe sich der Motor befindet. Apropos Bedienteil: Ich hatte während der Ausfahrt immer wieder das Problem, dass sich die Unterstützungsstufe scheinbar von Geisterhand verstellte oder der Motor ganz deaktiviert wurde. Nach genauerer Betrachtung fiel mir auf, dass dies wohl an dem äußerst sensitiven Touch-Bedienteil lag. Ein leichter Kontakt am Oberschenkel oder mit der Short genügte und es wurde ein Eingabe registriert. Nach Rücksprache mit Fazua wird aber derzeit wohl noch an dem richtigen Maß an Sensitivität gefeilt.
Die Shimano GRX macht einen überaus unauffälligen Job. Die Gangwechsel sind zügig und ziemlich knackig – eigentlich recht untypisch für Shimano, aber genau mein Geschmack. Das Fahrverhalten insgesamt ist angenehm, die Geometrie ausgewogen. Keine Frage: Wer vom Racebike kommt, wird sich etwas umgewöhnen müssen, denn die Sitzposition fällt verhältnismäßig aufrecht aus; so macht das E-Grandurance jedoch auch als Langstreckentourer oder Alltagsrad eine hervorragende Figur.
Unsere kleine Testrunde führte uns auch über den einen oder anderen Trail; dass man hier auch mit dem Gravelbike durchaus seinen Spaß haben kann, ist längst kein Geheimnis mehr. Bedingt trifft das auch auf das E-Grandurance zu – bedingt jedoch deshalb, weil Rahmen und Gabel Stöße von Wurzeln doch recht resolut an den Fahrer weitergeben. Ausstattung und Geometrie sind hingegen voll Offroad-tauglich und so macht das Bergamont E-Gravelbike auch auf dem Trail eine Menge Freude – wenn es nicht zu ruppig wird.