Test / MTB: Liest man Neuvorstellungen von Mountainbikes ist es keine Seltenheit mehr, dass man bei den UVPs über 5-stellige Beträge stolpert. Edelbikes statt Preis-/Leistungskracher. Nicht so im Falle des Drössiger One Rookie. Hier gibt’s für „nur“ 2.000 Euro ein vollwertiges Fully mit 150mm Fahrwerk und ohne versteckte Sparmaßnahmen. Die Frage stellt sich: Reicht das für ein ordentliches All-Mountain?
Das Drössiger One Rookie basiert auf dem XR29 Rahmen, einer Viergelenker-Full-Suspension-Konstruktion, die sich durch das gesamte Fully-Line-Up von Drössiger zieht. Am Drössiger One gibt die Konfiguration 150 mm Federwerg am Heck frei. Der Dämpfer ist parallel zum Oberrohr eingebaut und wird über eine filigrane Wippe angesteuert. Das gewählte Rahmenmaterial ist Alu und wurde durch Hydroforming-Bearbeitung in Form gebracht. So entsteht ein ansprechender Rahmen mit schönen Rahmenformen. Der Hinterbau ist auf den Boost 148mm Standard mit Steckachse ausgelegt. Die Leitungen und Züge für Bremse und Schaltung sind außen verlegt, was die Wartungsfreundlichkeit steigert. Am Tretlager befindet sich eine ISCG05-Aufnahme für die Montage von Kettenführungen. Der Hinterbau ist ausgelegt für 29er Bereifung in bis zu 2,4″ Breite. Mit 2150 g in mittlerer Rahmengröße ist der Rahmen zudem erfreulich leicht.
Individualität steht bei Drössiger ganz vorne. Mit dem Farbkonfigurator kann man sich seine eigene Farbkomposition zusammenstellen. Hierbei kann man bei Hinterbau, Rahmendreieck und Dekor aus über 20 verschiedenen Farben wählen und seinen individuellen Stil verwirklichen. Unser Testmodell kommt in einen beige mit schwarzen und goldenen Akzenten, was dem Bike eine sehr hochwertige Optik gibt.
Die Geometrie des Drössiger One Rookie: Agilität vor Laufruhe?
Das Drössiger One wird in den Rahmengrößen S bis L angeboten. Damit werden Fahrer von 160 cm bis 195 cm glücklich. Mit der Geometrie ist Drössiger voll am Puls der Zeit und schafft eine gute Basis für ein modernes All-Mountain. Hier wurde darauf geachtet, dass man den besten Kompromiss aus Wendigkeit, Laufruhe und Uphillperformance findet. Mit einem steilen Sitzwinkel von 74,5° klettert das Bike auch Rampen nach oben und hilft dem Fahrer das Vorderrad am Boden zu lassen. Zusammen mit dem moderat langen Reach ergibt das insgesamt eine gute Sitzposition auf dem Rad. Auffällig ist der mit 68° recht steile Lenkwinkel für dieses Federwegsklasse – das dürfte wohl etwas zu Lasten der Laufruhe gehen, der Agilität jedoch entgegenkommen. In die gleiche Kerbe schlagen die Kettenstreben. Mit 430 mm fallen diese nämlich für ein 29er Fully sehr kurz aus.
Geometrie Drössiger One Rookie
S | M | L | |
Sitzrohr (in mm) | 430 | 460 | 510 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 590 | 640 | 630 |
Steuerrohr (in mm) | 120 | 120 | 120 |
Kettenstrebe (in mm) | 430 | 430 | 430 |
Radstand (in mm) | 1140 | 1160 | 1180 |
Lenkwinkel (in °) | 68 | 68 | 68 |
Sitzwinkel (in °) | 74.5 | 74.5 | 74.5 |
Reach (in mm) | 415 | 435 | 455 |
Stack (in mm) | 640 | 640 | 640 |
Äußerst solide Ausstattung mit einem Pflicht-Upgrade
Was bekommt man heutzutage noch für 2.199 €? Wenn man sich bei vielen Bike-Herstellern umsieht, dann eher nicht so viel Ansprechendes. Anders ist das beim Drössiger One Rookie – blickt man hier auf das Menü, kann man soweit keine großen Schwächen erkennen. Mit Sektor RL DebonAir mit 150 mm und Monarch RT3 Debonair steht das Drössiger One Rookie komplett auf einem Rock Shox Fahrwerk. Aus dem Hause Sram kommt ebenfalls die Schaltgruppe. Hier wird ein moderner 1×12 Antrieb mit der Einstiegsgruppe NX Eagle verbaut. Mit 30er Kettenblatt an der Kurbel und 11-50 Kassette ist die Übersetzung für den Einsatzbereich gut gewählt. Auch bei der Bremse wird mit der MT4 auf Qualität gesetzt. Die Magura Stopper kommen am Drössiger One Rookie mit 203 mm Scheiben vorne und 180 mm Scheibe hinten. Bei den Laufrädern wird auf eine Kombi von WTB Felgen in 25 mm Breite mit Shimano Deore Naben und DT Swiss Speichen gesetzt. Bei den Reifen setzt Drössiger auf Schwalbe Nobby Nic in 2,35″ Breit mit der Performance Addix Mischung.
Auch bei den Anbauteilen wurde nicht gespart. Sattelstütze, Lenker und Vorbau kommen aus der Race Face Ride Serie. Der Lenker ist mit 760 mm Breite und leichtem Rise auf jeden Fall eine gute Wahl für das Bike. Optional kann gegen Aufpreis statt der starren Race Face Stütze eine BikeYoke Variostütze gewählt werden, was wir auf jeden Fall empfehlen würden. Kontakt zwischen Fahrer und Bike stellt ein Selle Italia SL und Herrmans Cuadro Griffe her. Zusammen ergeben alle Teile mit Rahmen ein Gesamtgewicht von 14,4 kg, was für diese Preisklasse und Bikekategorie auf jeden Fall ein guter Wert ist.
Ingesamt waren wir überrascht, wie viel Bike man für diesen Preis noch bekommen kann. Die Ausstattung ist sehr stimmig und wird dem Einsatzbereich gerecht. Der niedrige Einstiegspreis lässt auch noch Budget über für individuelle Tuningmaßnahmen.
Rahmen | XM29 / 150mm |
Federgabel | Rock Shox Sektor RL DebonAir |
Dämpfer | Rock Shox Monarch RT Debonair |
Laufräder | WTB ST i25 TCS 29" / Shimano Deore |
Reifen VR | Schwalbe Nobby Nic 29" x 2.35" Performance Addix |
Reifen HR | Schwalbe Nobby Nic 29" x 2.35" Performance Addix |
Schaltwerk | Sram NX Eagle |
Schalthebel | Sram NX Eagle |
Kurbel | Sram NX Eagle |
Umwerfer | |
Bremse | Magura MT4 |
Bremsscheiben | Magura Storm CL 203/180mm |
Sattelstütze | Race Face Ride XC (BikeYoke Revive gegen Aufpreis) |
Sattel | Selle Italia SL |
Vorbau | Race Face Ride 35 |
Lenker | Race Face Ride 35 Riser 760mm |
Das Drössiger One Rookie auf dem Trail
Auf dem Papier macht das Bike also schon einmal eine sehr gute Figur. Doch kann es das in der Praxis auch bestätigen? Die erste Sitzprobe auf dem Bike fällt ingesamt positiv aus. Man sitzt sportlich auf dem Drössiger One Rookie. Der Selle Italia Sattel ist komfortabel, nur die Herrmans Griffe fühlen sich nicht ganz so hochwertig an. Etwas wenig Platz im Rahmendreieck ist für die Trinkflasche. Ein herkömmliche Flasche steht hier am Dämpfer an und der Lockout-Hebel ist nur noch schwierig zu erreichen.
Auf den ersten Metern im Flachen rollt das Bike sehr gut. Gabel und Dämpfer kann man für längere Überführungen auf Asphalt komplett blockieren. Die ersten Rampen klettert das Bike trotz des Gewichts von knapp 14,5kg leichtfüßig nach oben. Man sitzt schön über dem Tretlager und kann die Kraft gut auf die Pedale bringen. Der Hinterbau ist antriebsneutral und kleine Antriebseinflüsse können durch die zuschaltbare Plattform eliminiert werden. Die Übersetzungsbandbreite bietet auch für sehr steile Rampen die nötigen Reserven und die NX Eagle Gruppe wechselt die Gänge spielerisch leicht.
Auf schmalen kurvigen Trails machten sich die kurzen Kettenstreben bemerkbar. Das One Rookie lässt sich flink und agil um Kurven bewegen. Wird es technischer und steiler kann man mit dem Hebel am linken Lenkgriff die Sattelstütze versenken. Der Hinterbau arbeitet gut und bietet ordentlich Rerserven. Der Dämpfer spricht sensibel, aber bietet im mittleren Federwegsbereich trotzdem noch genug Rückhalt. Nicht ganz so mithalten konnte die Gabel. Vor allem an Anfang des Test war das Ansprechverhalten eher weniger sensibel und die Gabel rauschte dann sehr schnell durch den Federweg, bevor Sie zum Ende hin wieder progressiv wurde. Nach einigen Testrunde hat sich dies zwar verbessert, aber es war dennoch präsent.
Dennoch machte das Bike auch im schwierigen Gelände eine allgemein gute Figur und vermittelte Sicherheit. Auch die Magura MT4 Bremsen waren auf den Testrunden verlässliche Stopper. Während unseres Tests schlugen sich die Schwalbe Nobby Nic auch wirklich gut, dennoch dürfte die Reifenwahl wohl eher ambitionierte Tourenfahrer ansprechen. Bergab-orientierte Fahrer könnten sich hier etwas robustere Reifen wünschen.