Test: Mit dem Checkpoint schickte Trek in der vergangenen Saison sein erstes Gravelbike ins Rennen um die Schotter-Krone. Das Topmodell Checkpoint SL 7 überzeugt im Test auf ganzer Linie – wenn man mit der sehr sportlichen Grundausrichtung zurecht kommt.
Trek Checkpoint SL 7: Die Fakten
Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße(n): 700c
Maximale Reifenfreiheit: 45mm
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Ja / Ja
Flaschenhalter: Unterrohr oben (2x), Sitzrohr
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.460g / 1.585g / 3.045g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 8,63kg
Preis: 5.499 Euro
Durchdachter Rahmen mit zahlreichen Features
Mit dem Checkpoint wagte der US-Amerikanische Fahrradgigant Trek zur vorigen Saison den ersten selbstbewussten Schritt ins Gravel-Segment, nachdem man hier zuvor mit dem Endurance-Bike Domane erste Erfahrungen sammeln konnte. Unverändert – zumindest technisch – geht das Rad nun in die Saison 2020. Nach wie vor bietet Trek das Checkpoint mit Alurahmen (in zwei Versionen, AL und ALR) und mit Carbonrahmen an. Mit dem Checkpoint SL 7 hatten wir das Topmodell mit Kohlefaser-Chassis im Test, das schon optisch ganz schön Eindruck macht. Anteil daran hat sicherlich auch die tiefrote, im Licht schimmernde Lackierung, die dem Rad optisch das gewisse Etwas verleiht.
Ansonsten setzt man auf eine klassische Linienführung mit einem leicht geslopten Oberrohr und einem Steuerrohr mit dem markanten Trek-Knick, den Fans der Marke sicherlich schon von Weitem erkennen. Bezüglich der Technik und den Features, die der Rahmen mitbringt, wird klar, dass Trek hier viel Hirnschmalz investiert hat und das Checkpoint kein Endurance+, kein MTB-Light, sondern ein echtes Gravelbike geworden ist. Als Basis bei allen Checkpoint SL Modellen kommt Treks 500 OCLV Carbonfaser zum Einsatz, die zu den hochwertigsten im Portfolio gehört. Mit dabei ist auch die IsoSpeed Technologie, die einst gemeinsam mit Fabian Cancellara entwickelt wurde und mittlerweile an den verschiedensten Trek Bikes zum Einsatz kommt – vom MTB Hardtail bis zum Aerorad. Das Sitzrohr wird durch die spezielle Konstruktion vom Oberrohr entkoppelt, um Vibrationen und Erschütterungen vom Untergrund nicht direkt an den Fahrer bzw. dessen Gesäß weiterzugeben.
Erst auf den zweiten Blick erkennbar, aber umso besonderer sind die Ausfallenden am Checkpoint SL: Diese sind nämlich horizontal verschiebbar, was zum einen Anpassungen der Geometrie bzw. Kettenstrebenlänge (15mm) erlaubt, zum anderen aber auch den Aufbau des Trek Gravelbikes beispielsweise als Singlespeed ermöglicht.
https://www.youtube.com/watch?v=4zZTCSY3sFs
Während jedoch Strangehold-Ausfallenden und IsoSpeed eher zur „Kür“ am Checkpoint SL gehören, zeigen die weiteren Features, dass die Konstrukteure obendrein auch die „Pflicht“ nicht vergessen haben: So bieten Rahmen und Gabel eine üppige Reifenfreiheit von 45mm, Ösen für Schutzbleche und Zubehör bzw. Gepäckträger vorne wie hinten und sogar Platz für drei Flaschenhalter im Rahmendreieck. So wird in wenigen Handgriffen aus dem Rad ein veritabler Begleiter für das nächste Bikepacking-Abenteuer. Pflicht und Kür zugleich ist der großzügig aufgebrachte Unterrohrschutz, der den Rahmen bei heraufgewirbelten Steinen vor Beschädigungen schützt.
Bei der Geometrie bleibt sich Trek als Hersteller vornehmlich sportiver Räder treu: Wer auf der Suche nach einem gemütlichen Tourenrad mit aufrechter Sitzposition ist, sollte sich eventuell andernorts umsehen: Das Checkpoint SL bringt den Fahrer mit einer tiefen Front und eher langem Oberrohr direkt in eine gestreckte Sitzposition. Natürlich ist diese weit entfernt von einem rassigen Racebike und lässt sich mit zusätzlichen Spacern und/oder einem anderen Vorbau entschärfen, doch die grundsätzliche Marschrichtung ist klar – nach vorn, und zwar zackig!
Geometrie Trek Checkpoint SL 7
49 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 | |
Sitzrohr (in mm) | 490 | 520 | 540 | 560 | 580 | 610 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 515 | 536 | 551 | 566 | 577 | 592 |
Steuerrohr (in mm) | 90 | 107 | 126 | 145 | 171 | 200 |
Kettenstrebe (in mm) | 425 | 425 | 425 | 425 | 425 | 425 |
Radstand (in mm) | 995 | 1005 | 1014 | 1020 | 1032 | 1044 |
Lenkwinkel (in °) | 71.4 | 71.6 | 71.8 | 72.2 | 72.3 | 72.6 |
Sitzwinkel (in °) | 75 | 74 | 73.5 | 73 | 73 | 73 |
Reach (in mm) | 373 | 379 | 383 | 387 | 391 | 397 |
Stack (in mm) | 532 | 549 | 567 | 586 | 609 | 638 |
Mit 5.499 Euro tummelt sich das von uns getestete Topmodell Checkpoint SL 7 in einer Preisregion, wo die Käufer bei der Ausstattung nur bedingt bereit sind, Kompromisse einzugehen – um es an dieser Stelle vorwegzunehmen: Das ist im Falle des Checkpoint SL 7 auch nicht notwendig. Dass in dieser Preisklasse eine Vollcarbongabel zum Einsatz kommt, versteht sich eigentlich von selbst, schön ist, dass diese am Trek trotz geringem Gewicht allerlei Ösen für Zubehör mitbringt. Apropos Gewicht: Mit 8,63kg ist das Trek leicht, wird aber von dem einen oder anderen Topmodell doch noch unterboten. Andererseits hat unser Test gezeigt, dass ein paar Gramm hin oder her nur selten eine Relevanz für das Fahrverhalten haben.
Mit der Sram Force eTap AXS ist eine der momentan besten Schaltgruppen überhaupt verbaut. Kabellos, mit riesiger Bandbreite trotz nur einem Kettenblatt und ergonomisch wirklich gelungenen STIs gibt es hier kaum etwas auszusetzen. Ach ja: Kabellos ist die elektronische Gruppe auch! Die entsprechenden hydraulischen Scheibenbremsen aus der Force-Gruppe konnten uns in der Vergangenheit ebenfalls durch sehr gute Performance überzeugen.
Rahmen | 500 Series OCLV |
Federgabel | Checkpoint Vollcarbon |
Laufräder | Bontrager Aeolus Pro 3V |
Reifen | Bontrager GR1 Team Issue |
Schaltwerk | Sram XX1 Eagle AXS |
Schalthebel | Sram Force eTap |
Kurbel | Sram Force 40t |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Sram Force |
Sattelstütze | Bontrager Carbonsitzturmaufsatz |
Sattel | Bontrager Arvada Elite |
Vorbau | Bontrager Pro |
Lenker | Bontrager Pro IsoCore VR-CF |
Mit den Bontrager Aeolus Pro 3V sind am Checkpoint SL 7 die vielleicht besten Laufräder im Testfeld verbaut. Sie sind sehr leicht und bringen trotz breiter Bereifung insgesamt nur etwas über 3kg auf die Waage – trotz üppiger 25mm Innenweite und den 108 Rastpunkten des Freilaufs, die im Gelände feinfühliges Anfahren ermöglichen und dem Bike einen herrlichen Sound bescheren. Dass die Carbonfelgen Tubeless-kompatibel sind, versteht sich schon fast von selbst. Darauf montiert sind 40mm breite Gravelreifen, ebenfalls von Bontrager. Das Profil der GR1 Team Issue erinnert mit den feinen Noppen stark an den zu recht so beliebten G-One von Schwalbe.
Auch beim Sitzbereich hat sich Trek für sein Top-Gravelbike einiges einfallen lassen: Auf dem festen, unkürzbaren Sitzdom wird ein entsprechender Aufsatz befestigt, auf dem wiederum der Sattel sitzt – also quasi umgekehrt wie bei einer gewohnten Sattelstütze. So soll das Gewicht niedrig und der Flex hoch bleiben. Optisch ist es ein klein wenig gewöhnungsbedürftig.
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Let’s Gravel: Das Trek Checkpoint SL 7
Beim ersten Aufsitzen am Trek Checkpoint bestätigt sich der Eindruck, den das Rad bereits optisch auf uns hinterlassen hatte: Die Sitzposition ist für ein Gravelbike ganz schön sportlich – wer ansonsten auf dem Renner daheim ist, fühlt sich direkt zuhause, genießt vielleicht sogar die etwas aufrechtere Position; wer hingegen von etwas entspannteren Tourenrädern auf das Checkpoint wechselt, wird sich entweder auf die Sitzposition einlassen oder diese etwas entschärfen müssen. Letzteres ist aber mit ein paar Spacern unter dem Vorbau ohne allzu großen Aufwand möglich. Wir belassen es jedoch bei der sportlichen Ausrichtung und freuen uns schon auf den ersten Metern über eine tolle Beschleunigung, die das spritzige Gravelbike im Nu auf Tempo bringt. Der Unterschied zu einem hochwertigen Endurance-Rad ist für uns in diesen Momenten quasi nicht vorhanden, trotz der mit 40mm ganz schön breiten Reifen.
Sofort finden wir den Weg auf einen der unzähligen Schotter- bzw Forstwege im bayerischen Wald: Der positive Eindruck setzt sich auch hier fort und vor allem bei leichtem Offroad-Untergrund wie feinem Schotter ist das Rad enorm komfortabel. Ob das nun auf die IsoSpeed Technologie, den Rahmen oder einfach das Gesamtsystem zurückzuführen ist, spielt für uns in diesem Moment keine große Rolle. Die Gangwechsel gehen mit der kabellosen Sram Force Schaltung knackig und präzise voran, die Ergonomie ist mit den STIs und dem gelungenen Lenker hervorragend. Nur wenn es richtig rumpelt, rächt sich die sportliche Ausrichtung des Bikes ein wenig und es wird ungemütlich. Dennoch bleibt das Rad gut beherrschbar und weiß mit Laufruhe zu überzeugen.
Das Handling allgemein ist ziemlich ausgewogen: Es trifft eine gelungene Balance zwischen Agilität und Laufruhe, auch wenn es an den jeweiligen Randbereichen sicherlich bessere Räder gibt. Für diejenigen, die aber eben keinen Spezialisten suchen, ist das Checkpoint SL extrem gelungen. Nicht ganz warm geworden sind wir mit den Reifen: Auch wenn sie auf den ersten Blick den G-One von Schwalbe sehr ähnlich sind, neigen sie etwas mehr zum Rutschen, vor allem wenn es nass wird. Zudem neigen sie bei Spurrillen etwas zum Verziehen.
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