Test: Das Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 bietet eine gelungene Mischung aus sportlichen Fahreigenschaften, gutem Komfort und ruhigem Handling. Mit der Shimano GRX Di2 und der Hover-Bar Konstruktion ist man für jegliches Tourenprofil gewappnet.
Canyon Grail CF SL 8.0 Di2: Die Fakten
Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße(n): 700cc
Maximale Reifenfreiheit: 42mm
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Nein
Flaschenhalter: Unterrohr oben, Sitzrohr
Sonstiges: Spezielles Topeak Taschenset erhältlich
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.630g / 1.765g / 3.395g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 8,85kg
Preis: 3.399 Euro
Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 – Sportlicher Tourer mit viel Komfort
Wo der Name Canyon Grail fällt muss logischerweise im selben Satz auch noch die Bezeichnung „Hover-Bar“ fallen. Schon vor zwei Jahren sorgte Canyon mit diesem innovativen Doppeldecker-Cockpit für viel Aufsehen. Der aus technischer Sicht durchaus plausible Ansatz polarisierte jedoch besonders stark aufgrund seiner gewagten Optik. Denn durch die Konstruktion wurde über dem eigentlichen Oberlenker ein zweiter angebracht, der durch seine schwebende Anbringung besonders stark flexen sollte und demnach für deutlich mehr Komfort sorgen soll. Dies hat aber auch spürbare Auswirkungen auf die Geometrie des Bikes, denn der Griffbereich ist nicht nur höher, sondern auch leicht nach hinten versetzt, was sich eben in Sachen Sitzposition bemerkbar macht.
Ein innovatives Cockpit alleine wäre aber nichts ohne den passenden Rahmen. Dieser besteht beim Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 aus dem etwas schwereren und dafür günstigeren Carbon-Layup im Vergleich zur SLX Premium-Variante. Vom Gewichtsunterschied (laut Canyon sind es ca. 200g pro Rahmen) abgesehen unterscheiden sich die Rahmen aber kaum und sind optisch von uns garnicht zu unterscheiden. Neben den gängigen Features wie Steckachsen, intern verlegten Züge und Leitungen finden wir auch Montageösen für Schutzbleche. Um das Canyon Grail auch für Touren-Fahrer attraktiv zu machen hat man gemeinsam mit Topeak ein speziell auf den Rahmen zugeschnittenes Taschenset entwickelt, um auch das nächste Bikepacking Abenteuer zu ermöglichen.
Die Reifenfreiheit bis 42mm sollte für die meisten Touren ausreichend sein. Außerdem bekommt das Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 schlichten und funktionellen Schutz an der Kettenstrebe, um Schäden und Kratzer durch eine schlagende Kette zu verhindern.
Die Geometrie des Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 lässt sich aufgrund der Hover-Bar Konstruktion nicht ganz mit der von anderen Gravelbikes vergleichen. Denn Reach und Stack Werte lassen sich nicht identisch messen, weshalb Canyon von Reach+ und Stack+ spricht. Es wird recht schnell klar, dass dieses Bike mit langem Radstand und recht flachem Lenkwinkel auch auf unruhigem Untergrund laufruhig bleiben und somit für ein sicheres Fahrgefühl sorgen dürfte. Außerdem sorgt die Cockpit-Konstruktion für eine sehr aufrechte Position im Oberlenker und eine angenehm sportliche Position im Unterlenker.
Geometrie Canyon Grail CF SL 8.0
2XS | XS | S | M | L | XL | 2XL | |
Sitzrohr (in mm) | 432 | 462 | 492 | 522 | 552 | 582 | 612 |
Kettenstrebe (in mm) | 415 | 415 | 425 | 425 | 425 | 425 | 425 |
Radstand (in mm) | 988 | 990 | 1020 | 1029 | 1040 | 1063 | 1073 |
Lenkwinkel (in °) | 70.25 | 71.25 | 71 | 72.5 | 72.5 | 72.75 | 72.75 |
Sitzwinkel (in °) | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 |
Reach+ (in mm) | 401 | 422 | 439 | 458 | 475 | 494 | 513 |
Stack+ (in mm) | 594 | 615 | 638 | 660 | 687 | 700 | 728 |
Vorbaulänge | 60 | 75 | 75 | 75 | 90 | 90 | 105 |
Kurbellänge | 165 | 165 | 170 | 172.5 | 172.5 | 175 | 175 |
Laufradgröße | 650b | 650b | 700c | 700c | 700c | 700c | 700c |
Canyon Grail CF SL 8.0 Di2
Das Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 kommt wie der Name schon vermuten lässt mit einer von Shimanos elektronischen Schaltgruppen. Natürlich wählte man für das Grail die gravelspezifische GRX Di2 aus, welche mit neuen STIs und idealer Graveltauglichkeit überzeugen soll.
Durch eine spezielle Ergonomie sollen die Griffe nun noch besser in der Hand liegen und auch auf unruhigem Untergrund besten Grip bieten. Zudem sind die Hebel anders geformt, sodass man auch in hektischen Situationen besser bremsen kann. Mit einer zweifach Kurbel bietet die GRX Gruppe eine erstklassige Bandbreite mit angenehmen Sprüngen zwischen den einzelnen Gängen. Alles lässt sich natürlich spielend leicht und präzise dank Di2 bedienen.
Auch bei den Laufrädern setzt man auf gravelspezifische Modelle. Mit der „G-Linie“ hat der Laufradhersteller DT Swiss spezielle Laufräder für den Graveleinsatz entwickelt. Bei unserem Modell handelt es sich um die DT Swiss G1800 Spline db, welche mit ihrer robusten Bauweise, geringem Gewicht und Langlebigkeit überzeugen können. Mit 25mm Felgenhöhe und 24mm Maulweite sind sie perfekte Begleiter für lange Touren. In Verbindung mit dem Schwalbe G-One Pro mit 40mm Breite dürfte man nicht nur für die meisten Abenteuer bestens gewappnet sein, sondern auch in Sachen Rollwiderstand ganz vorne mit dabei.
Da wir das innovative Cockpit schon so ausführlich behandelt haben dürfen wir auch den Sitzbereich nicht außer Acht lassen. Die geteilte Sattelstütze sorgt nämlich für ein angenehmes Gefühl auf dem Sattel und steckt so manchen Schlag weg.
Rahmen | Canyon Grail CF SL Disc |
Federgabel | Canyon FK0070 Disc |
Laufräder | DT Swiss G1800 Spline db |
Reifen | Schwalbe G-One Bite 40mm |
Schaltwerk | Shimano GRX Di2 RX815 |
Schalthebel | Shimano GRX Di2 RX815 |
Kurbel | Shimano RX810 |
Umwerfer | Shimano GRX Di2 |
Bremse | Shimano GRX Disc |
Sattelstütze | Canyon S15 VCLS 2.0 CF |
Sattel | Fizik Aliante R5 |
Vorbau | Canyon CP07 Gravelcockpit CF |
Lenker | Canyon CP07 Gravelcockpit CF |
Let’s Gravel: Das Canyon Grail CF SL 8.0 Di2
Das Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 zeigt sich bereits auf den ersten Blick erstklassig. Klar ist der Hover-Bar nicht jedermanns Sache, er polarisiert. Dennoch stimmt hier alles: Design, Verarbeitung und Form sind gut aufeinander abgestimmt und bieten eine sehr schlüssige Optik.
Wer sich auch jetzt noch nicht mit der Optik anfreunden konnte, den dürfte spätestens die Performance überzeugen. Denn das Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 weiß in allen Bereichen mit einer beeindruckenden Gesamtperformance zu überzeugen.
Hauptaugenmerk liegt, wie man vielleicht auch aufgrund des Hover-Bars und der flexenden Sattelstütze schon vermuten kann, auf dem Fahrkomfort. Dieser ist erstklassig und lässt auch auf extrem ruppigem Untergrund kaum Wünsche offen. Durch die gelungene Cockpit-Konstruktion in Verbindung mit Rahmen, Sattelstütze, Laufräder und Reifen ist man hier bestens aufgestellt und weiß wie man mit unruhigem Gelände umgehen muss. Gerade leichtere Schläge und Unebenheiten werden kaum noch an den Fahrer weitergegeben, was schon fast ein bisschen an Schweben erinnert. Hinzukommt die sehr ausgewogene Geometrie des Canyon Grail CF SL 8.0 Di2. Durch die Kombination aus Cockpit und Rahmengeometrie fällt die Sitzposition deutlich aufrechter und touriger aus als man vermutet. Es sei denn man wechselt in den Unterlenker, denn hier hat man quasi schlagartig eine beinahe renntaugliche Sitzposition.
Aber nicht nur in Sachen Komfort und Sitzposition kann das Canyon Grail CF SL überzeugen, denn der Carbon-Rahmen weist auch eine gewisse Sportlichkeit auf, da er sich nicht wie so oft Komfort durch mangelnde Steifigkeit erarbeitet. So schafft es das Grail dank geringem Gewicht und ansprechendem Laufradsatz auch solide zu beschleunigen und den Antritt in Vortrieb umzuwandeln. Der lange Radstand hingegen sorgt dafür, dass sich das Canyon doch etwas ruhiger und weniger nervös fährt, als richtige Gravel-Racer. Dafür bietet es uns damit eine ordentliche Portion Sicherheit auf unruhigem Terrain und bei höheren Geschwindigkeiten. Unserer Meinung nach eine gelungene Mischung aus ruhigem Tourenfahrverhalten und sportlichem Touch.
Abgerundet wird der Canyon Grail CF SL 8.0 Di2 Tourer, wie der Name schon vermuten lässt mit Shimanos neuer GRX Di2 Gruppe, welche als spezifische Gravelgruppe für beste Schaltperformance sorgt. Besonders die STIs sind erstklassig und liegen auch nach mehreren Stunden Tour angenehm in der Hand, das alles bei bestem Grip.
Kleinere Abzüge gibt’s dann jedoch für die nur bedingte Zubehörkompatibilität gerade für einen Tourer: Schutzbleche kann man wie gesagt auf Wunsch anbringen, bei Gepäckträgern sieht es jedoch schlecht aus. Dass Canyon gemeinsam mit Topeak ein spezielles Taschenset anbietet, ist jedoch sie Rettung für diejenigen, die auf dem Grail auch längere Touren unter die Reifen nehmen möchten. Gäbe es dieses Taschensystem nicht, würden wir kopfschüttelnd das Rad in Frage stellen.