Test Dynamics E-Lightning 6: Die Eigenmarke des Zweiradcenter Stadler stellt ein SUV-Bike vor, das Funktionsmerkmale vom E-MTB mit tourentauglichem Charakter vereint und damit einen wichtigen Lückenschluss vornimmt. Das Ganze ergibt ein Crossover-Bike zu einem interessanten Preis.
Ein alltagstaugliches E-MTB – SUV-Bike würde man neudeutsch sagen
Ein E-Mountainbike ist nicht nur ein Zweirad, sondern auch eine Ansage – und die fällt umso deutlicher aus, je geländetauglicher es ist. Breite Reifen und langer Federweg suggerieren Abenteuerlust und Fahrkönnen, doch das ist gar nicht das, worum es vielen Nutzern geht. Sie wollen Komfort und Sicherheit, und ein richtiges Offroad-Bike ist ihnen vom Anspruch her oft zu viel. Was der Grund dafür ist, dass in jüngerer Zeit die Gattung des SUV viel Zuspruch bekommen hat – ein E-Bike, das sich in einigen Merkmalen stark am Mountainbike orientiert, aber mit alltagstauglicher Ausstattung verhaltener und dazu praktischer daherkommt.
Beispielhaft für die Gattung kann das E-Lightning 6 von Dynamics gesehen werden. Die Eigenmarke der deutschlandweit vertretenen Zweiradcenter Stadler führt das Bike bei den E-MTBs, doch dass dieses Modell anders ist, sieht man auf den ersten Blick. Das Trio aus Schutzblechen, Seitenständer und Lichtanlage verdeutlicht, dass der sportliche Geländeeinsatz bei diesem Bike nicht im Fokus steht, und auch die vergleichsweise aufrechte Sitzhaltung spricht eine deutliche Sprache: Sie erinnert eher an die Position auf dem Trekkingbike, sorgt für Komfort und Übersicht im Verkehr und ist damit für zahlreiche Einsatzbereiche ideal.
Tiefer Einstieg – wer will entscheidet sich für die Herren-Variante mit geradem Oberrohr
Als Einrohr-Variante mit tiefem Einstieg ist das E-Lightning ein dezidiertes Unisex-Modell, und auch das ist eine deutliche Ansage in Sachen Funktionalität wie Komfort. Das massige Rahmenrohr, dass auch den Akku beherbergt, geht großflächig in die Motorhalterung über; zusammen mit dem Steg überm Antrieb entsteht ein überaus stabiler Verbund, der das klassische Oberrohr überflüssig macht. Das Auf- und Absteigen fällt damit deutlich leichter, außerdem signalisiert diese Rahmenform dem Beobachter keineswegs übertriebene Sportlichkeit, sondern eher ein Verständnis für das, worauf es wirklich ankommt. Und wer möchte, für den ist das Dynamics E-Lightning auch als klassische „Herren“-Variante auch mit geradem Oberrohr erhältlich.
Ähnliches trifft auf den Antrieb zu. Mit dem „Bosch Performance Line“-Aggregat ist das Dynamics definitiv nicht übermotorisiert, aber auch keineswegs schwach auf der Brust: Der Vortrieb ist stark, setzt aber immer noch harmonisch genug ein; im Anstieg ist der Motor auch bei sportlich hoher Tretfrequenz aktiv und zeigt damit seine gelungene Abstimmung. Mit 625-Wattstunden-Akku ist die Reichweite dazu extrem hoch. Touren über 100 km sind selbst in hohen Unterstützungsstufen kein Problem mehr.
Die Schaltung fällt mit neuen Gängen im Vergleich zwar etwas bescheidener aus, wobei die Abstufung mit 11-36 Zähnen recht groß ist. Angesichts der kräftigen Antriebsunterstützung ist eine feinere Abstufung ohnehin nicht nötig. Mehr MTB als Trekkingbike ist die bewährte Suntour Federgabel: Sie ist mit 100 mm Weg deutlich langhubiger ausgelegt als konventionelle Exemplare, spricht weich an und lässt sich sensibel abstimmen.
Bosch Performance Motor mit großem 625-Wh-Akku
Der Gesetzgeber verlangt es nicht mehr, dennoch das E-Lightning ist mit einer fest montierten Lichtanlage ausgestattet, die vom Antriebsakku gespeist wird. Der Scheinwerfer ist mit 30 Lux nicht gerade überbelichtet, erfüllt freilich seinen Zweck und weist darauf hin, dass Dynamics mit diesem Rad eher einen Tourensportler statt eines Alltags-Bikes auf die Räder gestellt hat. Wer sich nach einer längeren Fahrt über Feld- und Waldwege und den einen oder anderen Trail im Biergarten stärkt und dann den Heimweg durch die Stadt antritt, braucht nicht unbedingt eine Lichtanlage auf Berufspendler-Niveau.
Nicht vergessen wollen wir schließlich, dass jedes einzelne Teil am E-Bike Geld kostet – und ein Bosch-Modell mit dem größten Einzelakku plus Intube-Rahmen für knapp 2.800 Euro zu realisieren, ist ohnehin eine gute Leistung. Wer sein E-Lightning um- oder aufrüsten will, ist dazu herzlich eingeladen; so kann man beispielsweise einen Gepäckträger montieren, und auch eine gefederte Sattelstütze oder eben ein hellerer Strahler ließe sich leicht anbringen. Die Basis ist da – und die ist ausgesprochen hochwertig und vom Gesamtkonzept her rundum gelungen.