Radsport Highlights: Philippe Gilbert hat in seiner Karriere einiges erlebt. Nach herausragenden Jahren wurde es über viele Saisons hinweg ruhig um ihn. Doch 2017 kam er plötzlich zurück an die Weltspitze und gewann sensationell die Flandern-Rundfahrt.
Gilbert befand sich in einem Karriere-Tief
2011 war das Jahr von Philippe Gilbert. Damals konnte er mit Siegen beim Amstel Gold Race, dem Flèche Wallonne und Lüttich – Bastogne – Lüttich das Ardennen-Triple einfahren. Nur ein Jahr später wurde er souverän Weltmeister. Danach jedoch wurde es ruhig um den Belgier. Die in ihn gesetzten Erwartungen konnte er nicht erfüllen. Siege bei großen Eintagesrennen blieben aus. Fünf Jahre lang ist er bei keinem der Monumente unter die Top 6 gefahren. Abgestempelt als gealterter Fahrer, dessen beste Zeiten vorbei sind, wurde er selbst von vielen Experten bestenfalls noch als Edelhelfer mit großem Namen betrachtet. Doch dann wechselte Philippe Gilbert 2017 zu Quick-Step und sollte im Alter von 34 Jahren seinen zweiten Frühling erleben.
Bei der Flandern-Rundfahrt war er wieder der Alte
Die Zuschauer bemerkten einen veränderten Philippe Gilbert. Plötzlich schien der Belgier wieder Spaß an seinem Beruf zu haben. Er gewann die Driedaagse De Panne und wurde Zweiter bei E3 Harelbeke und Dwars door Vlaanderen. Wie aus dem Nichts wurde sein Name plötzlich wieder genannt, als es um die potentiellen Sieger der Flandern-Rundfahrt ging. Doch wirklich gute Chancen rechnete man ihm immer noch nicht aus, denn schließlich befand er sich in einer Mannschaft mit Niki Terpstra, Tom Boonen und Zdenek Stybar. Allesamt könnten die Ronde selbst gewinnen und haben in den vergangenen Jahren besser Leistungen gezeigt. Aber Philippe Gilbert bekam seine Chance – und er sollte sie nutzen.
Niemand konnte Gilbert zurückholen
Bei einer solchen Übermacht einer Mannschaft muss die Teamleitung manchmal eine besondere Taktik wählen. So entschied sich Quick-Step, schon 95 Kilometer vor dem Ziel mit vollem Tempo in die Mauer von Geraardsbergen hineinzufahren. Dies führte zur Zerteilung des Hauptfeldes. Abgehängte Topfahrer mussten auf ihre Helfer warten und konnten erst dann die Verfolgung aufnehmen. Eine spannende Hetzjagd begann, die 55 Kilometer vor dem Ziel ihren Höhepunkt erreichen sollte. Bei der zweiten Durchfahrt des Oude Kwaremont attackierte Philippe Gilbert aus der ersten Gruppe heraus. Seine Teamkollegen nahmen die Beine hoch. Das Peloton lief wieder zusammen – aber Gilbert war weg. Trotz vereinter Kräfte gelang es der Konkurrenz – auch auf Grund eines Sturzes – nicht, den Belgischen Meister einzuholen.