Radsport Highlights: Für viele Radsportfans aus Deutschland war die Tour de France 2003 die spannendste. Der Zweikampf zwischen Jan Ullrich und Lance Armstrong ging in die dritte Runde. Der Ausgang ist bekannt. Aber: So nah am Triumph war der Deutsche seit seinem Sieg 1997 nicht mehr. Eine Etappe sollte die Entscheidung bringen. Sie führte hinauf nach Luz Ardiden.
Vor Luz Ardiden träumte Ullrich vom zweiten Toursieg
Nur 15 Sekunden trennten Lance Armstrong und Jan Ullrich vor der 15. Etappe der Tour de France 2003. So spät in der Rundfahrt musste der US-Amerikaner noch nie so sehr um sein Gelbes Trikot fürchten. Obwohl er auf seinen Deutschen Widersacher schon einen komfortablen Vorsprung von über zwei Minuten hatte, wurde es dank Ullrichs Zeitfahrqualitäten doch noch einmal eng. Dieser war 2003 im Trikot von Bianchi unterwegs und schien bei der Tour de France 2003 so fit zu sein wie noch nie zuvor. Die Fans beider Lager – und auch die neutralen Radsportfans – konnten die Bergetappe hinauf zum Skigebiet in Luz Ardiden kaum erwarten. Und sie fieberten diesem Tag nicht zu unrecht entgegen. Denn was am 21. Juli 2003 geschah, wird für immer als Radsport Highlight durchgehen.
Armstrong stürzt und die Konkurrenz wartet
Die 100-jährige Frankreich-Rundfahrt sollte auf der 15. Etappe seinen Höhepunkt erleben. In Bagneres-De-Bigorre gestartet, führte das Teilstück die Fahrer über den Col d’Aspin und den Col du Tourmalet. Aber das Ziel erreichten die Profis erst nach 159,5 Kilometern im Skiort Luz Ardiden. Da Jan Ullrich in den Zeitfahren zuvor schneller war als Lance Armstrong, musste der Texaner in die Offensive gehen. Doch der Deutsche war angriffslustig wie nie zuvor. Schon am Tourmalet griff er erstmals an und testete die Konkurrenz. Aber es war zu früh, um eine solch lange Flucht durchzuziehen. So kamen die Favoriten gemeinsam am Fuße des Schlussanstiegs an. Armstrong ließ sich von seinen Teamkollegen pilotieren. Als Iban Mayo attackierte, ging das Gelbe Trikot mit. Direkt nach seinem Gegenangriff blieb Armstrong auf der rechten Fahrbahnseite mit seinem Lenker an einem gelben Beutel eines Zuschauers hängen. Gemeinsam mit Mayo ging er zu Boden. Ullrich konnte ausweichen.
Die Willensstärke von Armstrong gewinnt erneut die Tour
Nach dem Sturz fuhr Jan Ullrich mit gemäßigtem Tempo weiter. Wie im Radsport üblich, warteten die Konkurrenten auf das gestürzte Gelbe Trikot. Aber Armstrong hatte Probleme. Bei seiner Aufholjagd rutschte er aus den Pedalen und kam fast erneut zu Fall. Als er den Anschluss wiederherstellen konnte, attackierte Mayo noch einmal. Armstrong – vollgepumpt mit Adrenalin – ging mit. Es war quasi eine Wiederholung der Aktion zuvor. Nur diesmal ohne Sturz und mit dem Unterschied, dass Ullrich nicht mehr das Hinterrad halten konnte. Getrieben von den Vorfällen, dem knappen Vorsprung und einer unglaublichen Willensstärke schüttelte Armstrong schließlich auch Mayo ab. Ullrich und co. sollten in diesem Anstieg noch über 40 Sekunden verlieren – und damit die Tour de France.