Radsport: Alejandro Valverde ist seit 2002 im Profiradsport unterwegs. Der mittlerweile 40-Jährige scheint nicht müde zu werden. Im Velomotion-Interview spricht er über sein nächstes großes Ziel und über seine Motivation, so lange im Radsport aktiv zu sein.
Name: | Alejandro Valverde |
Nation | Spanien |
Geburtstag: | 25. April 1980 |
Geburtsort: | Las Lumbreras, Murcia |
Team: | Movistar |
Größte Erfolge: | 1x Etappensieg beim Giro d'Italia 4x Etappensieg bei der Tour de France 12x Etappensieg bei der Vuelta a Espana Gesamtsieger der Vuelta a Espana 2009 4x Sieger von Lüttich – Bastogne – Lüttich 5x Sieger des Flèche Wallonne 4x Gesamtsieger der UCI-Rennserie Straßen-Weltmeister 2018 |
Alejandro Valverde prägt zwei Jahrzehnte
Wer in den letzten 18 Jahren den Straßenradsport verfolgt hat, kommt um den Namen Alejandro Valverde nicht herum. Seit 2002 ist der Spanier als Profi auf den Straßen dieser Welt unterwegs – und erfolgreich wie kein anderer. Er gewann Etappen beim Giro d’Italia, bei der Tour de France und der Vuelta a Espana. Bei der Spanien-Rundfahrt konnte er im Jahr 2009 sogar den Gesamtsieg feiern. Doch neben seiner Qualität als Rundfahrer sticht er vor allem als Kapitän bei Klassikern heraus. Viermal gewann er Lüttich – Bastogne – Lüttich, fünfmal sogar den Flèche Wallonne. 2018 krönte er sich – längst überfällig – zum Weltmeister. Viermal beendete er die UCI-Rennserie als Gesamterster und damit bester Fahrer des Jahres. Zweifelsohne muss Alejandro Valverde also als einer der besten Fahrer aller Zeiten bezeichnet werden. Und nachdem er bereits zwei Jahrzehnte geprägt hat, geht er nun in sein drittes – und will dort seine Karriere noch einmal krönen.
Wie motivierst du dich während der Corona-Pause für das Training?
Alejandro Valverde: „Zunächst einmal Hallo an alle bei Velomotion. Ich hoffe, nach so schwierigen Zeiten auf unserer Welt geht es euch allen gut. Ich selbst dachte ehrlicherweise, dass ich mit dieser Situation – dem Mangel an Outdoor-Training – nicht so gut fertig werde. Doch es gelang mir besser als erwartet. Ich habe das Glück, von Januar bis Dezember fast die gesamte Saison über gutes Wetter zu genießen, da Murcia eher ein trockenes Klima hat und dennoch überall gute Temperaturen herrschen. Das Indoor-Training – insbesondere mit Apps wie Zwift – hat wirklich gut funktioniert. Man ist aber sichtlich nicht in der Lage, die Anstrengungen zu simulieren, die man auf der Straße hat. Denn das Krafttraining ist das, was man in solchen Zeiten wirklich vermisst. Doch mit mehreren Fahrten am Tag – mindestens zwei morgens, kombiniert mit ein bisschen Core-Training am Nachmittag – konnte ich in guter Form bleiben, bis das Trainieren draußen am 2. Mai wieder erlaubt wurde.“
Wie entspannst du dich nach einer harten Trainings-Session oder nach intensiven Rennen?
„Wie viele andere Athleten bin ich einer, der versucht, in jedem Rennen oder Trainingsblock eine gewisse Routine einzuhalten. In meinem Fall geht es als Ehemann und Vater von vier Kindern mehr darum, das Leben mit ihnen zu genießen und zu versuchen, sich so gut zu erholen wie möglich. Ich versuche, mich gut zu ernähren und erlaube mir wahrscheinlich ein Bier (nur eines) zum Abendessen, aber sonst nichts.“
Kannst du unseren Lesern eine gute Serie oder einen guten Film empfehlen?
„Wenn ich einen Film auswählen müsste, wäre es wahrscheinlich die Rocky-Saga. Mit Juan Carlos Escámez – einer unserer Teambetreuer und ein guter Freund von mir – witzel ich immer mit diesen Pointen und Gesten aus dem Film herum. Das zaubert uns jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht und wir kommen direkt in diese Rocky-Stimmung.“
Wie sieht dein Lieblingsessen aus und über was freust du dich im Verpflegungsbeutel besonders?
„Ich mag Schokoriegel und alles, was auch immer meinen Körper während eines Rennens im Gleichgewicht hält. Ich würde sagen, das gilt grundsätzlich für meine Ernährung. Ich versuche es einfach und sauber zu halten. Auch wenn das jetzt sehr langweilig klingt, aber das bringt mir die größtmögliche Sicherheit.“
Wer ist deiner Meinung nach der größte Radprofi aller Zeiten? Hattest du in deiner Jugend ein Vorbild?
„Es ist schwierig, an Eddy Merckx als den Größten aller Zeiten vorbeizukommen. Aber in jüngeren Jahren war Miguel Indurain mein Held. Ich hatte immer das Ziel, Mitglied des Teams zu werden, für das er während seiner gesamten Karriere gefahren ist. Und das hat mir in den vergangenen 15 Jahren viel Freude bereitet – und wird es hoffentlich auch darüber hinaus!“
Warum ist der Radsport die geilste Sportart der Welt?
„Ich würde sagen, dass keine andere Sportart die Fans so nah an die Action ran bringen kann. Und das macht den Radsport und alle, die Teil des Pelotons sind, für mich so besonders. Der Nervenkitzel, das Leiden, das Engagement und den Charakter der Athleten erleben zu können – im Grunde genommen ohne Eintritt – ist unübertroffen.“
Schaust du selbst gerne Radrennen? Erinnerst du dich an das erste Rennen, welches du gesehen hast?
„Ich schaue einige Rennen, wenn ich nicht daran teilnehme. Es ist zwar nicht so, dass ich wirklich jedes einzelne Rennen beobachte, aber ich genieße es aus der Entfernung zu sehen, was meine Teamkollegen leisten und was Rivalen tun. Mein erstes Fahrrad war ein Mountainbike. Es wurde mir von meinem Vater geschenkt, als ich sechs Jahre alt war. Dann fing ich an, zum Spaß Rennen zu fahren.“
Welches war deiner Meinung nach das beste Rennen aller Zeiten?
„Es ist schwer, nur eines auszuwählen, vor allem, weil ich selbst in den letzten Jahrzehnten an vielen großen Rennen teilgenommen habe. Wie gesagt, mit Miguel Indurain als meinem Heimatidol würde ich mir einen seiner Erfolge bei der Tour de France aussuchen, auch wenn es nicht nach dem aufregendsten aller Zeiten klingt. Es gibt einfach so viel zur Auswahl, dass ich mich nicht wirklich entscheiden kann.“
Wie sieht dein nächstes großes Ziel aus?
„Tokio natürlich! Selbst wenn es durch die Verschiebung der Olympischen Spiele erst 2021 gefahren wird, habe ich das Gefühl, dass ich dort angesichts der Strecke und meiner Erfahrung eine gute Chance haben könnte. Das würde meine Karriere wirklich krönen, wenn ich es schaffen könnte, dort etwas zu erreichen.“
Welche Tipps kannst du an junge Nachwuchsfahrer weitergeben?
„Genieße einfach diesen Sport, bevor es richtig ernst wird. Ich bin so lange im Profi-Radsport geblieben, weil es das ist, was mir am meisten Spaß macht. Genieße das Radfahren, kümmere dich um deine Ausbildung und sei immer nett zu anderen Menschen. Dann hast du Zeit darüber nachzudenken, ob du das Zeug zum Profi hast.“