Radsport: Jakob Fuglsang gehört seit vielen Jahren zu den Top-Stars im Profiradsport. 2019 gelang ihm bei Lüttich – Bastogne – Lüttich der erste Sieg bei einem Monument. Jetzt hat er sich mit Velomotion unterhalten und einen Einblick in sein Training gegeben. Außerdem verrät er uns, wieso der Radsport die geilste Sportart der Welt ist.
Name: | Jakob Fuglsang |
Nation | Dänemark |
Geburtstag: | 22. März 1985 |
Geburtsort: | Genf (Schweiz) |
Team: | Astana |
Größte Erfolge: | Gesamtsiebter der Tour de France 2013 Olympia-Silber 2016 Critérium du Dauphiné 2017 & 2019 Lüttich – Bastogne – Lüttich 2019 |
Jakob Fuglsang hat 2019 noch einmal eine Wandlung vollzogen
Obwohl Jakob Fuglsang schon seit vielen Jahren zu den Topfahrern im Radsport gehört, hat sich der Däne in der vergangenen Saison noch einmal gesteigert. Beeindruckend war dabei vor allem seine Konstanz. Denn es gelang ihm, über den gesamten Rennkalender hinweg Top-Resultate einzufahren. Angefangen mit seinem Gesamtsieg bei der Ruta Del Sol, einem Mehretappenrennen über bergiges Terrain. Nur rund drei Wochen später wurde er bei Strade Bianche Zweiter, einem Eintagesrennen über Schotterpisten. Allein diese beiden Ergebnisse zeigen, wie vielseitig Jakob Fuglsang mittlerweile ist.
In der Ardennen-Woche Mitte/Ende April hatte er dann seine Sternstunde. Als Dritter beim Amstel Gold Race fuhr er innerhalb dieser Tage noch sein schwächstes Resultat ein. Es folgte Rang zwei beim Flèche Wallonne und der große Sieg bei Lüttich – Bastogne – Lüttich. In den Kreis der Tour-Favoriten fuhr er sich spätestens mit seinem Gesamtsieg beim Critérium du Dauphiné. Doch bei der Grand Boucle blieb ihm dann das Glück verwehrt. Nach einem Sturz konnte er seine Höchstform nicht mehr präsentieren und musste das Rennen vorzeitig aufgeben.
2020 schien er genauso stark weiterzumachen, da er seinen Gesamtsieg bei der Ruta del Sol wiederholen konnte. Doch dann bremste ihn – wie viele von uns – die Corona-Pandemie. In unserer Serie „10 Fragen an die Top-Stars“ erzählt er uns von seinen Anfängen als Radprofi und wie wichtig es ist, als Nachwuchstalent niemals aufzugeben. Außerdem lässt er uns in seinen Verpflegungsbeutel blicken – und dieser hat scheinbar einiges zu bieten.
Wie motivierst du dich während der Corona-Pause für das Training?
Jakob Fuglsang: „Während des Lockdowns war ich mit meiner Familie in Luxemburg und hatte somit das Glück, draußen trainieren zu können. Ich habe mich jedoch an die Vorgaben und Regeln gehalten und war immer nur maximal eine Stunde draußen fahren. Ansonsten fuhr ich zu Hause im Garten oder in der Garage auf unserer Tacx-Rolle. Da gab es einige virtuelle Ausfahrten mit unseren Fans mit der Tacx-Software oder aber auch den Giro Virtual, den wir bestritten haben. Da war es nicht schwer sich zu motivieren, denn die Programme und Grafiken sind so gut, dass man fast denkt, man fährt draußen.“
Wie entspannst du dich nach einer harten Trainings-Session oder nach intensiven Rennen?
„Verschieden. Bei Trainingseinheiten wäre das dann duschen, essen, Kaffee trinken und Zeit mit meiner Tochter und Frau verbringen, ein wenig zu Hause spielen oder einen Spaziergang machen. Bei Rennen sieht das ganze etwas anders aus. Nach Interviews etc. im Bus duschen, etwas essen und dann wartet Social Media auf mich. Und ich höre Musik, versuche etwas zu schlafen bis wir im Hotel sind, oder unterhalte mich mit meinen Kollegen oder sportlichen Leitern, die mit im Bus sind.“
Kannst du unseren Lesern eine gute Serie oder einen guten Film empfehlen?
„Ich bin nicht unbedingt der große Serien-Fan. Aber ich sah zuletzt Formula 1 auf Netflix. Die war ziemlich gut.“
Über was freust du dich im Verpflegungsbeutel besonders?
„Mein Physio, Fante (Cristian Valente) macht die besten Rice-Cakes. Er variiert immer, mal süß, mal etwas sauer. Aber immer mit tollen Zutaten. Erdbeeren zum Beispiel. Die sehe ich immer gerne in meinem Feeding-Bag. Aber auch Oreo, Cola oder Ananas-Kokosnuss finde ich gut.“
Wer ist deiner Meinung nach der größte Radprofi aller Zeiten? Hattest du in deiner Jugend ein Vorbild?
„Schwierig. Es gab und gibt viele tolle Fahrer. Aber für mich war und ist Fabian Cancellara der Größte, mit dem ich die Ehre hatte, fahren zu dürfen.“
Warum ist der Radsport die geilste Sportart der Welt?
„Ich weiß nicht, ob es für jeden der geilste Sport ist, für uns aber auf alle Fälle. Ich denke, vor allem für die Fans, dass sie den Sportlern so nahekommen, wie bei keiner anderen Sportart. Im Fußball sitzt man im Stadion und die Spieler sind einige Meter weit weg. Im Radsport können sie zu uns an die Busse kommen oder nach der Ziellinie im Auslauf warten. Aber auch die lange Tradition, die Monumente oder die Tour de France haben einfach eine lange Geschichte und einen Mythos. Es ist schon etwas ganz Besonderes dabei zu sein, sei es für Fahrer oder Fans. Und ich liebe die Freiheit, die einem das Rad im Training gibt. Man kann so viele Plätze erkunden und man kann entscheiden, wo man hinfährt. Man ist an keinen Platz oder Stadion gebunden. Die ganze Welt ist dein Trainingsort.“
Schaust du selbst gerne Radrennen? Erinnerst du dich an das erste Rennen, welches du gesehen hast?
„Klar. Wenn es sich ausgeht, dann schaue ich immer die Rennen und fiebere mit meinen Kollegen mit. Das erste Rennen, welches ich sah, war die Tour de France. Da war ich noch ein Kind. Das erste Radrennen, bei dem ich teilnahm, war ein Mountainbike-Rennen bei mir zu Hause. Auf der Straße war mein erstes Rennen ein nationales kleines Rennen.“
Welches war deiner Meinung nach das beste Rennen aller Zeiten?
„Es ist sehr schwierig nur eines zu nennen. Für mich persönlich war es in Rio die Silber-Medaille zu gewinnen. Das war einfach ein tolles Gefühl und es war ein tolles Rennen. Ich denke, die Klassiker, Monumente sind immer eine Sache für sich. Der Mythos, das Drama. Die sind immer einfach nur Gänsehaut pur.“
Wie sieht dein nächstes großes Ziel aus?
„Sicherlich die Olympischen Spiele, die nun leider auf kommendes Jahr verschoben worden sind.“
Welche Tipps kannst du an junge Nachwuchsfahrer weitergeben?
„Nie aufgeben! Trainieren, motiviert bleiben, aber auch nie den Spaß an der Sache verlieren. Denn man darf nie die Freude an dem verlieren, was man tut.“