Radsport: Wer in den vergangenen 16 Jahren den Straßenradsport verfolgt hat, kennt den Namen Luis Leon Sanchez. Der mittlerweile 36-jährige Spanier fällt im Fahrerfeld nicht nur durch seine gute Laune auf, sondern auch durch Top-Resultate. Im Velomotion-Interview erfahren wir, dass seine Mentalität sein Erfolgsrezept ist.
Name: | Luis Leon Sanchez |
Nation | Spanien |
Geburtstag: | 24. November 1983 |
Geburtsort: | Murcia |
Team: | Astana |
Größte Erfolge: | Sieger der Tour Down Under 2005 Sieger von Paris – Nizza 2009 Sieger der Clásica San Sebastián 2010 & 2012 Sieger der Bergwertung der Vuelta a Espana 2014 4x Etappensieg bei der Tour de France 4x Spanischer Meister im Einzelzeitfahren |
Luis Leon Sanchez zählt zu den erfolgreichsten aktiven Profis
Sage und schreibe 48 Siege hat Luis Leon Sanchez in seiner Karriere seit 2004 bislang eingefahren. Eine stolze Zahl für jemanden, der weder als dominanter Sprinter, noch als überragender Zeit- oder Bergfahrer bekannt ist. Beeindruckend ist diese Zahl auch , weil er nicht selten als Helfer an den Start ging und am Ende einer Rundfahrt dann doch der Beste seines Teams war und sogar für den ein oder anderen Tagessieg sorgen konnte. Viermal gelang ihm dies bereits bei der Tour de France. Das Geheimnis seiner Stärke scheint neben seinen Allround-Qualitäten vor allem der mentale Bereich zu sein. Denn wie wir auch in diesem Interview mit ihm erkennen können, scheint Luis Leon Sanchez den Radsport wirklich zu lieben und seinen Beruf als Profi mit ganzer Leidenschaft auszuüben.
Wie motivierst du dich während der Corona-Pause für das Training?
Luis Leon Sanchez: „Ich versuche meine Motivation im Trainingsprozess selbst zu finden, setze mir bestimmte Ziele und versuche sie zu erreichen. Natürlich kannst du das Training auf der Straße nicht mit dem Training auf den Walzen vergleichen. Aber mit einigen Softwareprogrammen von tacx und guter Musik kannst du dich in guter Form halten, damit du zu gegebener Zeit bereit bist für das Comeback auf der Straße. Wir kehren langsam zum normalen Leben zurück. Glücklicherweise war das Team in dieser schwierigen Zeit immer da. Unsere Trainer koordinierten unser Training und blieben mit uns immer in Kontakt, genau wie die Sportlichen Leiter.“
Wie entspannst du dich nach einer harten Trainings-Session oder nach intensiven Rennen?
„Ich versuche mich auszuruhen und zu erholen, so gut ich kann. Ich versuche mich zu entspannen und meinen Kopf freizubekommen, mehr Zeit im Bett zu verbringen, fernzusehen oder nach einem harten Training die Trainingsergebnisse zu beobachten und ein wenig zu analysieren. Während des Rennens und zwischen den Etappen verbringe ich einige Zeit damit, mit meiner Familie und meinen Kindern zu plaudern. All das gibt mir viel Energie und mentale Kraft.“
Kannst du unseren Lesern eine gute Serie oder einen guten Film empfehlen?
„Das Letzte, was ich gesehen habe, war ein Dokumentarfilm: The Last Dance über Michael Jordan und die Chicago Bulls. Ich empfehle diese Doku jedem, der Sport liebt. Als gute Serie würde ich Haus des Geldes nennen. Ich mag diese Serie sehr.“
Wie sieht dein Lieblingsessen aus und über was freust du dich im Verpflegungsbeutel besonders?
„Wahrscheinlich Pasta. Diese Mahlzeit ist ein sehr wichtiger Bestandteil. Wir essen viel Pasta und die Wahrheit ist, dass ich es immer noch liebe. Im Verpflegungsbeutel finde ich immer gerne etwas Süßes. Nun, beim Rennen, wenn du 100 Prozent gibst, ist ein wenig Schokolade immer eine Freude.“
Wer ist deiner Meinung nach der größte Radprofi aller Zeiten? Hattest du in deiner Jugend ein Vorbild?
„Ich denke, für mich und für viele andere Menschen ist es Miguel Indurain. Er ist eine Figur im Radsport, die einen großen Einfluss auf die Entwicklung dieses Sports hatte. Ich hatte keine Gelegenheit, mit ihm Rennen zu fahren, aber ich weiß, dass er ein sehr guter Athlet war und gleichzeitig eine sehr ruhige und höfliche Person ist. Alle seine Leistungen sind bis heute hoch angesehen und werden bewundert.“
Warum ist der Radsport die geilste Sportart der Welt?
„Radfahren ist mein Leben. Es ist mein Traum, den ich mir als Profi erfüllen konnte. Radfahren ist für mich eine Sportart, die es dir ermöglicht, näher an der Natur zu sein, eine Sportart, die du überall ausüben kannst. Und das Radfahren wird auf der ganzen Welt sehr geliebt. Natürlich ist es auch eine gefährliche Sportart, da wir auf der Straße, im Verkehr oder bei den Rennen vor schwierigen Abfahrten stehen. Beim Radfahren geht es jedoch um frische Luft, Gesundheit, Spaß und Freiheit für Körper und Kopf.“
Schaust du selbst gerne Radrennen? Erinnerst du dich an das erste Rennen, welches du gesehen hast?
„Ich erinnere mich nicht wirklich an mein erstes Rennen im Fernsehen, aber ja, ich schaue wirklich gerne und wenn ich nicht bei den Rennen bin, schaue ich oft verschiedene Rennen. Ich mag es, sie live zu sehen. Aber mir gefällt es auch, die Geschichte des Radsports zu sehen, die Rennen aus der Vergangenheit, wie zum Beispiel die Rennen von Miguel Indurain oder sogar noch ältere Aufzeichnungen, einige berühmte Klassiker zum Beispiel.“
Welches war deiner Meinung nach das beste Rennen aller Zeiten?
„Das beste Rennen der Welt ist für mich die Tour de France. Die Tour ist die Tour, ein ganz besonderes Rennen, das mit nichts anderem zu vergleichen ist – es hat eine besondere Atmosphäre,erhält eine besondere Aufmerksamkeit, und es besteht ein großer Hype um sie.“
Wie sieht dein nächstes großes Ziel aus?
„Nach vielen Monaten ohne Rennen und mit einem neuen Kalender ist das Hauptziel, in guter Form zu sein und die Saison so gut wie möglich neu zu starten. Die Hauptsache ist, wieder Rennen zu fahren und diese Saison zu starten, und dann werden wir versuchen, unser Bestes zu geben.“
Welche Tipps kannst du an junge Nachwuchsfahrer weitergeben?
„Folge deinem Traum. Es wird viele schwierige Situationen geben, aber du musst an dich glauben und deinem Traum folgen. Wenn du dein Ziel erreicht hast und vielleicht auf dem Podium eines Rennens stehst, das du schon immer gewinnen wolltest, ist jeder Moment des Leidens und der Schmerzen verschwunden.“