Radsport: Auf geht’s in die Pyrenäen. Die achte Etappe der Tour de France führt die Fahrer über den bekannten Col de Peyresourde. Die Top-Favoriten müssen sich zeigen. Doch der Etappensieg geht an die Ausreißer. Wir tippen auf Davide Formolo.
Dunkle Erinnerungen an den Zielort
Nach zwei leicht bergigen Etappen, geht es morgen ins Hochgebirge. Die 141,0 Kilometer lange Etappe wird in Cazères-sur-Garonne gestartet und endet in Loudenvielle. Der Zielort dürfte bei einigen Zuschauern – und ehemaligen Fahrern – dunkle Erinnerungen hervorrufen. 2007 nämlich gastierte die Tour de France zum letzten Mal in Loudenvielle. Es gewann Alexandre Vinokourov, ehe zwei von ihm positive Dopingtests gemeldet wurden. Außerdem lieferten sich Alberto Contador und Michael Rasmussen hinauf zum Col de Peyresourde ein episches Duell mit einer Vielzahl an Attacken. Kurz darauf wurde Michael Rasmussen im Gelben Trikot von seiner Mannschaft Rabobank zum Teufel gejagt. Heute wissen wir: Der Däne machte nicht nur falsche Angaben über seinen Aufenthaltsort, sondern war tatsächlich mehrfach mit unerlaubten Substanzen unterwegs. Doch blicken wir nach vorn. Morgen werden genau an diesem Berg die aktuell besten Bergfahrer der Welt um das Gelbe Trikot kämpfen. Aber werden sie auch den Etappensieg unter sich ausmachen?
Highlights der 8. Etappe der Tour de France 2020
- 13:30 Neutraler Start in Cazères-sur-Garonne
- 13:35 Scharfer Start in Cazères-sur-Garonne
- 98,5 km vor dem Ziel: Zwischensprint in Sengouagnet
- 81,5 km vor dem Ziel: Bergwertung Kat. 1, Col de Menté (6,9 km à 8,1 %)
- 36,5 km vor dem Ziel: Bergwertung Kat. HC, Port de Balès (11,7 km à 7,7 %)
- 11,5 km vor dem Ziel: Bergwertung Kat. 1 & Bonussprint, Col de Peyresourde (9,7 km à 7,8 %)
- Zielankunft in Loudenvielle nach 141,0 Kilometer
Angriffe auf das Gelbe Trikot
Am Samstag und am Sonntag geht es ordentlich zur Sache. In den Pyrenäen stehen zwei Bergetappen an. Danach haben sich die Profis ihren Ruhetag am Montag absolut verdient. Zwei Anstiege der ersten Kategorie und ein Anstieg der Ehrenkategorie müssen morgen bewältigt werden. So geht es morgen neben dem Etappensieg auch um die Gesamtwertung und um das Bergtrikot. Wir erwarten eine große Ausreißergruppe vorn, an die sowohl das Bergtrikot geht, als auch der Etappensieg. Das Gelbe Trikot wird Mitchelton – Scott für Adam Yates wohl verteidigen wollen. Doch der Brite muss selbst in Top-Verfassung sein, damit ihm dies gelingt. Denn den Peyresourde hinauf wird es definitiv Angriffe geben. Morgen Abend wissen wir, wer die Tour de France nicht gewinnen kann – und da sind vermutlich ein paar große Namen mit dabei. Nicht vergessen dürfen wir, dass die Abfahrt vom Peyresourde äußerst schnell ist und daher auch selektiv sein könnte.
Velomotion-Prognose: Formolo siegt als Ausreißer
Bei Bergetappen stehen die Chancen für die Ausreißer immer gut. Die Teams der Sprinter halten sich raus und die Klassementfahrer haben größeres als den Etappensieg im Blick. So gehen wir davon aus, dass es morgen zu einem Sieg aus einer Ausreißergruppe kommen wird. Diesen trauen wir einigen Fahrern zu. Dafür müssen sie aber nicht nur Qualitäten im Klettern haben, sondern auch einen entsprechenden Rückstand in der Gesamtwertung. Denn einfach so ziehen lassen wird man gefährliche Männer nicht. Wir tippen auf Davide Formolo (UAE), der sich nach der Corona-Pause in einer Top-Verfassung präsentiert hat. Muss er nicht bei Leader Tadej Pogacar bleiben und erhält er freie Fahrt, hat er beste Chancen auf den Tagessieg. Auch Warren Barguil (Arkéa – Samsic) können wir uns in der Gruppe vorstellen. Genauso wie der Italiener und der Franzose könnte auch der Brite Hugh Carthy (EF) zudem auf das Bergtrikot schielen. Immer gut für einen solchen Ritt über herausfordernde Berge ist auch Alessandro De Marchi (CCC), der mit Sicherheit die Freiheit zur Attacke genießen darf. Mogelt sich Marc Soler (Movistar) in die Gruppe, ist er nur schwer zu schlagen. Möglich aber, dass er und sein Team sich morgen noch zurückhalten.
☆☆☆ Davide Formolo
* * Warren Barguil, Hugh Carthy
* Alessandro De Marchi, Marc Soler, Nicolas Edet