Test Pegasus Premio EVO Lite: Auf den ersten Blick wirkt das Trekking-E-Bike Pegasus Premio Evo 10 Lite wie geschaffen für eine Vernunftentscheidung. Doch im Test zeigt sich das E-Bike von einer ganz anderen Seite: So sportlich, komfortabel und kompetent, dass aus der Zweckbeziehung bald eine emotionale wird.
Durch dick und dünn. Zum Pferdestehlen. In guten wie in schlechten Zeiten.
Wer so beschrieben wird, ist uns sehr nah, doch Emotionen schwingen kaum mit. Im Vordergrund steht die Verlässlichkeit, das Funktionelle eines Menschen sozusagen. Nah darf uns sein, wer sich bewährt, gerade auch, wenn’s hart auf hart kommt.
Eine kleine Video-Vorschau auf das Pegasus Premio EVO 10 Lite
Einfach nur schön sein reicht nicht, das gilt für Menschen wie für technische Produkte. Zu viele Bikes möchten eher gefallen, als dass sie nützen wollen, stellen die Funktion zurück und präsentieren gefällige Formen. Doch Emotionen wecken sie damit nur kurzfristig – wer viel Rad fährt, merkt sehr schnell, wo’s hakt, und „entliebt“ sich dann ziemlich bald.
Das Pegasus Premio EVO 10 Lite überrascht
Mit dem Funktionellen dagegen verhält es sich oft umgekehrt. Die Vernunftentscheidung wird gefällt, die Begeisterung hält sich in Grenzen – noch. Gekauft wurde etwas Solides, das vielseitig sein soll und zweckdienlich, doch dann kommt die Überraschung. Der tiefe Durchstieg? Geschenkt, Komfort und einfache Handhabung stand ja im persönlichen Lastenheft. Die angenehme Lenkerform? Sah ja nicht so sportlich aus, doch ganz ehrlich, so leicht und entspannt lagen die Hände noch nie an den – übrigens sehr gut geformten – Griffen.
Der Tastenblock in Griffnähe ist gut erreichbar, also mal einen mittleren Modus wählen; und das ist der Moment, wo’s umschlägt. Kein Grollen oder Aufheulen, wir testen ja kein Motorrad – einfach satter, nicht nachlassen wollender Schub, der uns den Anstieg in den Wald hinauftreibt, vorbei an dem verdutzt dreinblickenden Rennradfahrer, die Spaziergänger huschen vorbei, und jetzt kommt die Kehre, die uns bisher immer zum Absteigen zwang. Zweistellige Steigungsprozente, und immer noch ist der Pedaltritt leicht, die Geschwindigkeit so hoch, dass man die Hände vom Lenker nehmen könnte, ohne ins Trudeln zu kommen.
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Vielseitiges E-Bike mit sportlichem Charakter
Das soll der funktionelle Bestseller sein, mit dem Pegasus einen Verkaufsrekord nach dem anderen erzielt? Das Brot-und-Butter-Pedelec, das in den gut tausend Fahrradläden des Mutterkonzerns ZEG angeboten wird? In diesem Moment sitzen wir auf einem Supersportler, der sich allen Vernunftkategorien zu entziehen scheint. Wenn bei 15 % Steigung der Fahrtwind in den Ohren rauscht, was fährt man dann? Ein E-Rennrad?
Es wird flacher, und was im normalen Radlerleben das Ende der mehrminütigen Schiebepassage ist, wird nun zum Highspeed-Erlebnis. Im stärkten Fahrmodus drückt der Bosch-CX-Antrieb jetzt 85 Newtonmeter ab, schiebt das Premio Evo 10 bei immer noch vier bis fünf Prozent Steigung mit sonorem Summen in den Regelbereich. 25 km/h, für den unmotorisierten Radfahrer selbst in der Ebene kaum länger zu leisten – für das Pegasus ist das selbst am Berg ein Klacks.
Die Sitzbank an der Pferdeweide, normalerweise perfekt zum Ausruhen nach diesen hundert Höhenmetern; heute lassen wir sie links liegen, verlangsamen nur kurz und blicken auf die Anzeige der Akkuladung am Display. Immer noch alle Balken, ist aber auch eigentlich klar. 625 Wattstunden beträgt die Kapazität des Stromspeichers, was bedeutet, dass man zweieinhalb Stunden lang die Dauerleistung des Motors von 250 Watt abrufen kann. Selbst ein gut trainierter Sportler tut sich damit schwer, und auf dem E-Bike kommt ja auch noch die Eigenleistung des Fahrers hinzu. Kein Wunder also, dass man „Bio-Radler“ aller Couleur hinter sich zurücklässt, sobald es nach oben geht oder in den Gegenwind hinein.
Pegasus Premio EVO 10 Lite: Sporttourer mit Komfort
Vor allem aber: Auf dem Pegasus Premio EVO 10 Lite lässt sich diese Leistung aus einer ausgesprochen komfortablen Sitzhaltung heraus abrufen; ohne Buckeln über den Rennlenker oder in der seltsamen Position auf einem strömungsgünstigen Liegerad. „Sporttourer“, schießt es uns durch den Kopf, das ist der Begriff, der auf dieses E-Bike passt. GT, Gran Turismo – lange Strecken fahren, mit flottem Tempo und viel Komfort, das ist das Metier des Premio Evo 10. Und Komfort ist auch das Stichwort des folgenden Streckenabschnitts; rechts weg vom Asphalt auf den groben, unregelmäßigen Kiesweg, einige Hundert Meter lang und immer wieder mit dickeren Steinbrocken garniert. Mountainbiker lächeln über 60 mm Federweg, doch hier zeigt sich, dass es perfekt passt. Die Suntour-Gabel puffert Vibrationen und stärkere Stöße weg, zumal, wenn man sie mit geringer Vorspannung fährt. Und nein, ein unerwünschtes Eigenleben führt sie auch dann nicht – in den Wiegetritt muss man auf dem schubstarken Pegasus ohnehin nicht wechseln, und auch beim Bremsen taucht die Gabel nicht sonderlich tief ein.
Auch die Bereifung – erstklassige Schwalbe Marathon Plus in 47 mm Breite – unterstreicht den Komfortanspruch des Tourenbikes: Das zurückhaltende Profil sorgt für geschmeidigen Lauf; wer mit dem Reifendruck etwas heruntergeht, rollt spürbar weicher über Unebenheiten hinweg. Das ist vor allem deshalb positiv, weil das Heck des Pegasus eher straff ist – wer’s bequemer will, sollte eine Federsattelstütze nachrüsten.
Pegasus Premio Evo 10 Lite = zehn Gänge
Premio Evo 10 – das steht, klar, für zehn Gänge. „State of the art“ sind derzeit zwölf – eine verdeckte Sparmaßnahme? Eher nicht, denn zum einen waren wir auch am steilsten Stück des Anstiegs längst nicht im kleinsten Gang. Zum anderen aber unterstützt der Bosch Performance CX so stark, dass auch größere Gangsprünge nicht unangenehm auffallen. Stark sind auch die Shimano-Scheibenbremsen: Es geht bergab, der Tacho zeigt 30, 33 km/h, jetzt der Weg von rechts – lieber mal in die Eisen gehen, denn von dort naht ein anderer Radler. Mit zwei Fingern an die Blockiergrenze? Kein Problem.
Und dass wir auf unserer abendlichen Runde von der Dämmerung überrascht werden, ist auch nicht schlimm. Auf dem E-Bike sollte man ohnehin immer mit Licht fahren, gerade im Stadtverkehr, und mit einer Beleuchtungsstärke von 100 Lux bringt der Fuxon-Scheinwerfer extrem viel Licht auf die Fahrbahn voraus. Dutzende Meter entfernte Hindernisse sind deutlich erkennbar, sodass viel Zeit zum Reagieren bleibt.
Zum Glück bleibt es trocken, und auch eine Tasche haben wir nicht dabei gehabt – die Funktionalität von Schutzblechen und Gepäckträger steht für uns jedoch außer Frage. So viele gute Seiten hat das Pegasus in der vergangenen Stunde gezeigt, dass unsere anfängliche Nüchternheit der Begeisterung gewichen ist. Auch optisch nehmen wir das Trekking-Modell nun anders wahr: War der erste Eindruck „gradlinig und schnörkellos“, erscheint uns der schwarzweiße Rahmen mit integriertem Akku und innenliegenden Leitungen nun elegant und sportlich. Und die Erfahrungen der vergangenen Kilometer haben einen solch positiven Eindruck hinterlassen, dass man fast sagen könnte: Wir haben uns ins Premio Evo 10 verliebt.