Test Kettler Quadriga P5 Belt: Vor mehr als 40 Jahren schob Kettler den Aluminiumrahmen an. Heute steht die Firma für eigenständig gestaltete E-Bikes mit innovativen Merkmalen, die dazu beitragen, dass sich komplette E-Bikes, wie das Quadriga P5, weiter vom Fahrrad emanzipieren.
Kettler Quadriga P5 Belt nur mit tiefem Durchstieg
Aluminium als Rahmenmaterial? Das bot Kettler bereits in den späten 1970ern an, gut zwei Jahrzehnte, bevor sich das Leichtmetall im Trekking- und City-Bereich allgemein durchsetzte. Fahrräder mit Elektroantrieb? Die gibt es von der innovativen Marke seit der Mitte der Nuller Jahre, womit Kettler auch hier ein paar Jahre früher dran war als viele andere Hersteller. Wobei der inzwischen zur Kölner ZEG gehörende Anbieter in diesem Segment erst nach und nach ein eigenes, unverwechselbares Gesicht bekam – genauer gesagt mit der Vorstellung der Baureihe Quadriga, die inzwischen zahlreiche unterschiedliche Modelle vom vollgefederten Sportbike bis zum City-Pedelec umfasst. Letzteres ist dabei vielleicht besonders typisch für die Serie – den markanten Kettenschutz, der sich perfekt ins Design des Rahmens einpasst, gibt es so nirgendwo anders. Außergewöhnlich ist auch die Machart des Oberrohrs bei Trapez- und Diamantrahmen: Was traditionell für größere Stabilität des Rahmens sorgte, wurde von Designer Tomas Fiegl seiner Funktion beraubt und auf ein Gestaltungselement reduziert – ein wegweisender Schritt in Richtung einer Unisex-Rahmenform, die ohne Steifigkeitseinbußen Frauen wie Männern viel Komfort und leichtes Handling bietet.
Womit wir beim Kettler Quadriga P5 Belt wären, das es in diese Ausstattung in der Tat nur als Tiefeinsteiger gibt – wer es mit Diamantrahmen will, muss auf die Vorzüge des Riemenantriebs verzichten, und das wäre gerade bei der Alltagsnutzung schade. Der Zahnriemen ist nämlich praktisch wartungsfrei; abgesehen davon, dass seine Spannung stimmen muss, ist keinerlei Ölen oder Schmieren notwendig, womit sich auch das umständliche Reinigen à la Kette erübrigt. Den schon erwähnten integrierten Kettenschutz bietet natürlich auch das Riemen-Quadriga, und damit die typische Optik der Baureihe mit dem dezent eingepassten Motor, der fast komplett hinter einer formschönen Abdeckung verschwindet.
Wie bei so vielen E-Bikes mit Mittelmotor kommt auch am Quadriga Bosch-Technik zum Einsatz: Kettler verbaut den drehmomentstarken Performance Line, der druckvoll anschiebt und mit leichtem Lauf gefällt. Flankiert wird der Treibsatz vom Intuvia-Display und einem Intube-Akku, der mit 400, 500 oder 625 Wattstunden verfügbar ist. Und auch sonst ist das mintgrüne Citybike ansprechend ausgestattet, auch wenn man sich angesichts der starken, verlässlichen Scheibenbremsen fragen kann, ob eine Variante mit zusätzlichem Rücktritt wirklich nötig ist.
Fünfgang Nabenschaltung: Perfekt fürs E-Bike
Keine Fragen ergeben sich angesichts der Fünfgang-Nabenschaltung; die ist nämlich am City-E-Bike die wohl beste Wahl. Na gut, warum das so ist, muss vielleicht doch kurz erklärt werden: Angesichts der starken Unterstützungsleistung der aktuellen Antriebe nutzt man bei der bewährten Shimano-Achtgangnabe vorwiegend die obersten drei bis vier Gänge – und zwar selbst bei zweistelligen Steigungsprozenten. Da die acht Gänge vergleichsweise dicht beieinander liegen, muss zudem recht oft geschaltet werden, was bei der Nabenschaltung ja immer mit einer kurzen Tretpause verbunden ist. Bei der Fünfgangnabe fallen die leichtesten Gänge weg, da man sie am E-Bike ohnehin nicht braucht; da die Abstufung nicht so fein ist, schaltet man außerdem weniger häufig. Bequemer geht es kaum, wenn man durch den Alltag radelt.
Vor allem, wenn man dabei die Vorzüge einer funktionellen, wenn auch nicht sehr langhubigen Federung genießen kann. Federstütze und -gabel sorgen am Quadriga für viel Komfort, gerade angesichts der aufrechten Sitzhaltung, die durch den angenehm geformten Lenker zustande kommt. So lässt es sich perfekt durch die Stadt cruisen, wobei man sich an den sonstigen Merkmalen des P5 Belt erfreuen kann – etwa am soliden Gepäckträger, der nun nicht mehr rahmenfest ist wie beim Ur-Quadriga, aber dadurch filigraner wirkt, oder an der ordentlich hellen LED-Lichtanlage.
Und das ist noch nicht alles: Wer genauer hinschaut, entdeckt zusätzlich Details wie den Magnethalter am Unterrohr, an dem sich eine spezielle Trinkflasche oder ein Täschchen befestigen lässt, außerdem die in die linke Kettenstrebe integrierte Kupplung für einen Kettler-Kinderanhänger. Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal mit hohem Nutzwert – vielleicht nicht so revolutionär wie einst der Einsatz von Aluminium, aber jedenfalls so praktisch, dass es zusammen mit den anderen Vorzügen des Kettler Quadriga P5 Belt für eine Kaufentscheidung reichen könnte.