Test Hercules Intero I-8: Schöne E-Bikes für den Alltag gibt es viele, doch die meisten sind ganz schön teuer. Wo Preise oberhalb von 3.000 Euro aufgerufen werden, winken viele Alltagsradler ab – so viel wollen sie nicht für ein Alltagsfahrzeug ausgeben. Doch es geht auch anders, wie das Hercules Intero I-8 zeigt.
Was erwarten Radfahrer von einem Pedelec für die täglichen Wege? Kräftig motorisiert sollte es sein; funktionell, bequem und einigermaßen formschön – eigentlich Mindestanforderungen, sollte man meinen. Das scheint man beim Traditionshersteller Hercules auch so zu sehen, denn nichts davon fehlt dem Intero; dabei nimmt es sich mit knapp 2.500 Euro geradezu bescheiden aus.
Los geht’s mit dem Antrieb, beigesteuert von Panasonic – ein Mittelmotor mit 60 Nm, der so harmonisch arbeitet, dass man nicht groß über ihn nachdenken muss. Man spürt ihn deutlich, doch man hört ihn kaum; er schiebt nachdrücklich an und regelt sanft ab. Die Antriebscharakteristik ist sehr ausgewogen, und so verwundert es nicht, dass der Panasonic GX Power auch bei E-Bikes um 4.000 Euro zum Einsatz kommt – wenn auch mit anderer Peripherie. Am Intero ist nämlich ein mit 400 Wattstunden recht kleiner Akku verbaut und die Bedienelemente fallen eher schlicht aus – doch in der Praxis ist beides kein spürbarer Nachteil.
Panasonic-Antrieb am Hercules Intero von deutlich teureren Bikes
Die Reichweite ist groß genug für mehrere Tage im Stadtverkehr, und alle Tasten links am Lenker lassen sich ohne Hinsehen gut erreichen. Wer nicht gerade Komponenten-Feinschmecker ist, kommt damit gut zurecht.
Und das gilt auch für die Komponenten am Hercules: Die Achtgang-Kettenschaltung mit 11 bis 32 Zähnen hinten ist in etwa so breit übersetzt wie eine Achtgang-Nabenschaltung, lässt sich aber schneller schalten und ist damit gerade im Stadtverkehr praktisch, wo häufige Gangwechsel die Regel sind. Die Scheibenbremsen wiederum verhalten sich so, wie man das von ihnen erwartet: Sie lassen sich mit leichter Hand bedienen und beißen bei Bedarf kraftvoll genug zu.
Funktionelle Komponenten – tolles Preis-Leistungsverhältnis
Anständig hell ist auch die Frontleuchte; nur wer öfter mal bei völliger Dunkelheit unterwegs ist, könnte sich mehr als die gebotenen 40 Lux wünschen. Gut gewählt ist die Bereifung: Schwalbe steuert abriebfeste Energizer Active Plus bei, deren GreenGuard-Schutzgürtel viel Pannensicherheit verspricht.
Rahmen | Aluminium |
Federgabel | SR Suntour NEX-E25, 63 mm Federweg |
Antrieb | Panasonic GX Power |
Akku | INtube 400 Wh |
Laufräder | 28 Zoll |
Reifen | Schwalbe Energizer Active Plus GreenGuard |
Schaltwerk | Shimano Alivio |
Schalthebel | Shimano Acera |
Kurbel | Miranda |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Shimano hydraulische Scheibenbremse 180/180 mm |
Sattelstütze | alloy SP-612N, AL, 300 mm, Ø30.9 mm |
Sattel | Selle Bassano Volare XL City |
Vorbau | A-head, verstellbar |
Lenker | Ergo City, AL, 31,8 mm |
Viel Komfort mit Einrohrrahmen
Nichts zu kritisieren gibt es in Sachen Komfort. Vorne puffert die typische Federgabel grobe Stöße weg; der gebogene Lenker ist top in Sachen Ergonomie und sorgt für eine entspannte Haltung von Armen und Schultern. Geschmacksache ist der weiche Gelsattel – hier dürfte sich mancher ein strafferes Exemplar wünschen, vielleicht in Kombination mit einer gut federnden Parallelogrammstütze. Ein wichtiges Komfortmerkmal darf nicht vergessen werden: der tiefe Durchstieg nämlich. Hercules bietet dieses Modell nur in einer Rahmenform an, und wer sich mal von traditionellen Sichtweisen freimacht, erkennt sofort, dass dies der beste Rahmen für den Alltagseinsatz ist. Nirgendwo sonst ist es so einfach, auf- und abzusteigen, zumal, wenn man sich ein Körbchen auf dem Gepäckträger denkt. So gesehen versteht sich das Intero als Unisex-Bike; die Unterteilung in Damen- und Herrenrad ist passé.
Noch einmal zur Optik: Die ist auch deshalb so gelungen, weil Schaltzug und Brems- sowie elektrische Leitungen, weitgehend im Rahmeninneren verborgen sind. Zusammen mit dem integrierten Akku, der sich mit zwei Händen nach unten herausnehmen lässt, ergibt sich eine glattflächige Silhouette, was beim hellgrünen Intero vielleicht noch besser wirkt. Auch im Detail ist der Rahmen sehr wertig ausgeführt, beispielsweise, was die Befestigungsbasis des Hinterbauständers angeht.
Hercules Intero I-8: an alles gedacht
So ein Detail interessiert vielleicht nur den Fachmann; jedenfalls deutet es an, dass Hercules beim Intero so ziemlich an alles gedacht hat – der günstige Preis geht also nicht mit Verzicht einher. Als kleines Extra gibt es sogar noch den praktischen Magnethalter am Rahmenrohr, an dem sich eine Trinkflasche oder ein Täschchen befestigen lässt. Und so kann man das I-8 allen empfehlen, die sehr entspannt und etwas sparsam durch ihren Alltag radeln wollen.