TEst Fizik Infinito X1: Das Spitzenmodell der MTB-Schuhe von Fizik beweist im Test, dass es auch für Gravelbiker und Cyclocrosser eine sehr gute Wahl ist. und was an ihm nicht so gut gefällt, kann einfach ausgetauscht werden.
Was trägt der Gravelbiker an den Füßen? Schaut man sich im Programm von Fizik um, kann man zu dem Schluss kommen: nicht unbedingt etwas anderes als der Mountainbiker. Oder der Querfeldeinfahrer. Das Topmodell des italienischen Anbieters wird nämlich in allen drei Kategorien gelistet, was auch nicht weiter verwunderlich ist – schließlich wird in allen drei Disziplinen dasselbe Pedalsystem genutzt, und Graveler müssen ebenso wie Biker und Crosser ab und zu mal runter vom Rad und deshalb auch mit ihren Schuhen laufen können. Klar, wer besonders stylisch ist, legt Wert auf eine coole Optik mit Schnürung – doch die ist nicht sehr praktisch; wo’s auf Funktion ankommt, besinnt man sich also gerne auf bewährte moderne Technik.
Fizik Infinito X1: Komfort mit der liegenden Acht
Und so kommt es, dass man bei der Suche nach einem hochwertigen Schuh fürs Graveln (oder andere Offroad-Abenteuer) irgendwann auf den Fizik Infinito X1 stößt. Der nimmt seinen Namen von einem Element, dass ihn optisch wie funktionell prägt: der vordere BOA-Drehverschluss, dessen rotes Seil in der Form einer liegenden Acht verlegt ist – das Zeichen für „Unendlich“ und hier zum gleichmäßigen Festziehen am Fuß genutzt. Zusammen mit BOA Nummer zwei weiter oben soll dieser Schuh „unendlichen“ Komfort gewähren, zumal er besonders konstruiert ist: Dreht man an den Rädchen, werden zwei Materialschichten übereinander gezogen – anders als bei konventionellen Schuhen gibt es keine Zunge, über die von beiden Seiten der eigentliche Schuh lappt. Erfunden oder in den Radsport eingeführt hat dieses Prinzip vor vielen Jahren Mavic, damals freilich noch mit konventionellen Klettverschlüssen, an denen mit Kraft gezogen werden musste. Beim Infinito X1 am Rad zu drehen bedeutet dagegen, den Schuh feinfühlig um den Fuß zu wickeln, gerade so fest, wie es für einen sicheren Halt nötig ist – wobei man dank der zwei Verschlüsse den Sitz an Vorderfuß und Spann unabhängig voneinander anpassen kann.
Unendlicher Komfort also? Jedenfalls sehr, sehr hoher, zumal der Schuh im Zehenbereich etwas weiter ausfällt und angenehmen Platz bietet. Punktueller Druck ist nicht zu spüren, selbst dann nicht, wenn man ordentlich dreht. Was freilich nicht unbedingt nötig ist, denn die Form der Fersenkappe verhindert sicher, dass der Schuh hinten nicht genug Halt hat.
Zum Komfort müssen auch die Innensohlen beitragen, was beim Infinito leider nicht ganz so gut klappt. Die weiche Einlage ist im Bereich des Fußballens verstärkt, aber auch dort ziemlich dünn; im Zehenbereich macht sich nach längerer Fahrt die tropfenförmige Aussparung in der Außensohle bemerkbar, deren Funktion unklar bleibt. Eine Aftermarket-Einlegesohle à la Solestar lässt sich aber gut im Schuh unterbringen, der auf diese Weise in Sachen Passform wirklich perfekt wirkt.
Die Außensohle: steif und griffig
Zum Tragekomfort im Gelände trägt natürlich auch die Außensohle bei. Beim Fizik ist sie kräftig profiliert und bietet guten Grip; vorne lassen sich zwei Stolle einschrauben, was gerade Cyclocrosser freuen wird. Und auch die robuste Machart sorgt für Vertrauen: Der Zehenbereich ist gummiert und damit stoßresistent und wasserabweisend, das Mikrotex-Obermaterial 1,4 mm stark und damit sehr widerstandsfähig. Die Perforation an den Seiten soll für Belüftung sorgen; insgesamt erscheint der Schuh jedoch eher warm – gerade in Herbst und Frühjahr ist das sehr angenehm. Mit den recht glatten Formen lässt er sich leicht reinigen, und weder in Schwarz noch in Grau sieht er allzu schnell alt aus.
Mit 350 Euro ist das Offroad-Topmodell von Fizik ziemlich teuer, was natürlich auch (wie so oft) an der Carbon-Außensohle liegt. Ob man die unbedingt braucht? Wahrscheinlich nicht, zumal Schuhe mit herkömmliche Kunststoffsohlen nicht unbedingt weniger steif sind und auch nicht unbedingt schwerer – in Größe 44 wiegt der Infinito X1 nämlich satte 385 Gramm pro Stück mit Innensohle. Was man allerdings nach längerem Tragen auf keinen Fall missen möchte, ist die BOA-Schnürung, die es so bei keinem anderen Schuh des Herstellers gibt. Auf diesen Schuh zu setzen, lohnt sich also – ob beim Biken, beim Crossen oder eben beim Graveln.
Hier geht’s direkt zum Infinito X1 bei Fizik