Dauertest: Mit der XTR M9100 wagte Shimano 2018 den ersten Schritt in Richtung 12-fach Mountainbike-Gruppen. Knapp ein Jahr später wurde das 12-fach Vergnügen mit der Shimano XT M8100 erschwinglicher und zugänglicher für die Massen. Wir haben die Gruppe jetzt eine Saison lang auf unserem Ibis Ripley 4 Dreambuild auf Herz und Nieren getestet.
Shimano Deore XT M8100 – Die Eckdaten
Zum Launch haben wir die Gruppe bereits umfangreich vorgestellt. Hier könnt ihr den Artikel nachlesen. An unserem Ibis Ripley Testbike haben wir die komplette XT-Gruppe montiert, um einen möglichst guten Gesamteindruck zu bekommen. Bei der Übersetzung haben wir uns für 30er Kettenblatt entschieden und diese mit der 10-51 Kassette kombiniert. So bekommen wir satte 510% Übersetzungsbandbreite und in Kombi mit dem 30er Kettenblatt eine gute Bandbreite für den Trail-Touren Einsatz.
Allerdings erfordert es für die Kassette den neu entwickelten Microspline-Freilauf. Hier sollte man überprüfen, ob man seinen bestehenden Laufradsatz darauf umrüsten kann. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten ist das jedoch für die gängigsten Naben meist kein Problem mehr. Dazu passend haben wir auch die Trail-Variante der Bremssättel gewählt mit vier statt zwei Bremskolben und zusätzlichen Kühlrippen. Zusammen mit der 180 mm Scheibe an Front und Heck sollte dies eine gute Kombination sein.
Hier eine Übersicht der verbauten Teilen mit nachgewogenen Gewichten:
Bei der Markteinführung lag der Preis für die XT M8100 bei ca.950 Euro, mittlerweile bekommt man die Komplettgruppe (Anfang 2021) aber schon für ca. 760 Euro. Im Vergleich dazu kostet die XTR-Gruppe in gleicher Ausführung in etwas das Doppelte, wobei man damit lediglich ca. 300 Gramm an Gewicht einspart.
Bauteil | Gewicht |
---|---|
XT-Kassette (10-51) | 469 g |
Innenlager (Hollowtech) | 76 g |
Kettenblatt mit Spider (30 Z.) | 113 g |
Kurbel mit Schrauben | 523 g |
Schalthebel mit ungekürztem Schaltzug | 133 g |
Bremse Vorderrad (ohne Scheibe) | 287 g |
Bremse Hinterrad (ohne Scheibe) | 301 g |
Schaltwerk (langer Käfig) | 281 g |
Kette (126 Glieder) | 278 g |
Shimano Deore XT M8100 – Die Optik
Persönlich würde ich fast soweit gehen, die XT M8100 als die schönere XTR-Gruppe zu bezeichnen. Die 12-Fach XT Gruppe ist größtenteils in schlichtem Schwarz gehalten. Somit ist die Gruppe optisch sehr neutral und kann in verschiedene Aufbauten farblich gut integriert werden, ohne jedoch optisch langweilig zu sein. Auch bei der Verarbeitung sind uns keine Schwächen begegnet, die Teile sind schön eloxiert und es sind uns keine Grate oder andere Makel an der Gruppe aufgefallen.
Shimano Deore XT M8100 – Ergonomie & Performance
Die Ergonomie einer Gruppe wird durch die Kontaktpunkte zum Fahrer bestimmt. Das sind im Grunde Schalthebel und Bremsgriff. Bei der XT-Gruppe sind diese durch die I-Spec Technologie ergonomisch und aufgeräumt am Lenker befestigt. So sind Schalt- und Bremshebel gut angeordnet, um diese jederzeit gut erreichen zu können. Der Schalthebel kann zusätzlich nach links und rechts um ca. 0,5 cm verschoben werden, um die bestmögliche Position zu erreichen.
Hochgeschalten wird mit dem kleineren Hebel dieser kann mit Druck und Zug ausgelöst und mit dem größeren Hebel wird heruntergeschaltet, beide Hebel haben eine griffige Oberfläche, so rutscht man selbst bei nassen und schlammigen Bedingungen nur schwer beim Schalten ab. Zudem sind die Schalthebel ergonomisch geformt und schmiegen sich gut an den Daumen bzw. Zeigefinger.
Die Bremshebel sind als Einfinger-Bremshebel ausgelegt, was dem Anspruch der meisten Biker genügen sollte. Shimano setzt auf dieses bewährte Design schon seit einigen Jahren. Die Hebel liegen sehr ergonomisch am Finger an und an der Außenseite sind runde Einsenkungen eingefräst worden, damit man mehr Grip bei den Bremsmanövern hat und der Hebel einem nicht so leicht vom Finder rutscht. Außerdem verfügen die Bremshebel über einen großzügigen Einstellbereich der Griffweite, dieser kann werkzeuglos über einen Drehregler eingestellt werden. So sollte sehr kleine als auch sehr große Hände die richtige Griffposition finden können. Außerdem kann auch der Leerweg mit einem Kreuz-Schraubenzieher je nach Belieben angepasst werden.
Shimano Deore XT M8100 – Performance
Die Shimano XT Schaltgruppe ist seit vielen Jahren eine feste Größe am Fahrradmarkt und steht wie kaum ein anderer Name für Qualität. Diesem Ruf wird sie auch in ihrer neuesten Ausführung als M8100 voll und ganz gerecht – nun jedoch eben mit deutlich größerer Bandbreite. Das im Vergleich zum Vorgänger hinzugekommene Ritzel beeinträchtigt die Schaltperformance nicht. Die Schaltvorgänge finden fast digital mit dem richtigen Feedback am Schalthebel statt. Aufs kleinere Ritzel können zwei Gänge mit einem Druck geschalten werden. Zum größeren Ritzel hin kann man gleich vier Gänge schalten, was vor allem bei plötzlichen Steigungen sehr von Nützen ist.
Auch nervöse Schaltvorgänge mit viel Zug auf der Kette bereiteten der XT-Gruppe keine Probleme. Schlamm und Dreck machen das Treten und Schalten lauter, beeinflussen die Performance jedoch nicht eklatant. Die Übersetzung mit dem 30er Kettenblatt und der Kassette von 10-51 ist mehr als ausreichend für den Traileinsatz. Über Jahre hinweg hat sich die Shadow Plus Schaltwerksdämpfung bewährt und auch am neuen XT 12 Fach-Schaltwerk wurde die Kette ruhig gehalten. Das senkt einerseits die Geräuschkulisse, schont die Nerven des Fahrers und den Lack an der Kettenstrebe; durch Umlegen eines kleinen Hebels am Schaltwerk kann der Shadow Plus Dämpfer deaktiviert werden, was das Ausbauen des Hinterrads erleichtert – auch wenn das bei der Konkurrenz von Sram mit dem Cage Lock noch etwas leichter von der Hand geht.
Auch die Shimano-Scheibenbremsen haben sich über die Jahren hinweg schon bewährt. Inzwischen sind sie an einem Punkt angekommen, wo man sich fragen muss, ob Verbesserungen überhaupt noch notwendig sind. Doch auch bei der aktuellsten Evolutionsstufe der Shimano-Bremsen wurde ein kleines Detail ergänzt, was die Performance sehr positiv beeinflusst. Nahe der Hebelachse des Bremsgriff wurde ein Steg ergänzt, der sich am Lenker abstützt. Bisher gab es nur über die Schelle den Kontakt zum Lenker. Mit dieser zusätzlichen Abstützung wird der Griff an sich um einiges steifer. Im direkten Vergleich mit der Vorgängerbremse ist das nicht nur spür- sondern auch sichtbar, da sich der Hebel nicht mehr verwinden kann. Durch diese Versteifung ist der Druckpunkt der neuen Bremse deutlich definierter.
Ansonsten war die Performance der Bremse sehr solide. Manchmal werden Shimano Bremsen als eher schwieriger dosierbar beschrieben. Unserer Meinung war aber die Dosierbarkeit für den Traileinsatz mehr als ausreichend. Trotz der Standard-Shimano-Bremsscheiben hatten wir keine Temperaturprobleme mit der Bremse. Die Kühlrippen an den Bremsbelägen erledigten auf jeden Fall ihren Job.
Shimano Deore XT M8100 – Das fiel uns auf
Was fiel uns allgemein an der Gruppe auf? Eigentlich relativ wenig, was bei einer Mountainbikegruppe für sich spricht. Zunächst einmal funktionierte die Montage völlig problemlos. Die Schaltung war schnell eingestellt und auch die Bremsen waren schnell befüllt und entlüftet. Über die gesamte Saison hinweg mussten wir an keiner Stelle wirklich nachjustieren. Daran hat jedoch auch der edle Ibis Ripley Rahmen seinen Anteil. Die Züge konnten schnell verlegt werden und der Rahmen war top ausgerichtet. Kettenlinie und Ausrichtung des Schaltauges waren perfekt für die verbaute XT-Gruppe. Die Hinterbauten vieler Rahmen sind leider leicht verzogen, was sich negativ auf die Schaltperformance auswirkt, obwohl die Schaltung selbst nicht dafür verantwortlich ist. Einen winzigen Kritikpunkt haben wir aber doch: Die Kassette auf dem neuen Microspline lockerte sich nach einiger Zeit. Seitdem diese nachgezogen wurde, ist dieses Problem aber auch nicht mehr aufgetreten.
Nach ca. 1500 km mit der Gruppe konnten wir nur sehr wenig Verschleiß feststellen. Die Kette sitzt noch sehr stabil auf dem Kettenblatt und auch die Zähne an den Kettenblätter und Kassette sehen noch sehr frisch aus. Auch die Bremsbeläge würden wir als sehr haltbar beschreiben. Das Innenlager war über den gesamten Testzeitraum sehr ruhig und zeigte keine Auffälligkeiten.
Shimano Deore XT M8100 – Fazit
Die neue Shimano XT-Gruppe kann alles genauso gut wie der teurere Bruder XTR. Wer nicht nicht aufs letzte Gramm schaut und den Geldbeutel schonen möchte, der muss mit der günstigeren Shimano-Gruppe keine Abstriche machen. Von uns gibt es eine klare Kaufempfehlung!