Test: Das Trekkingbike orientiert sich am Mountainbike, ist aber vielfach auf dem Stand von vor zehn Jahren steckengeblieben. Anders das KTM Urban 12 SX: Mit Zwölfgangschaltung orientiert es sich an topmodernen MTBs und sorgt damit für leichte Bedienbarkeit und viel Fahrspaß.
Auch als Alltagsräder sind Trekkingbikes seit gut zwei Jahrzehnten bewährt. Robuste Komponenten aus dem Mountainbike-Bereich, kombiniert mit einer alltagstauglichen Ausstattung – Licht, Träger, Schutzbleche, Ständer –, so lautet das Patentrezept für vielfältige Einsatzbereiche. Doch gerade die klassische MTB-Schaltung traf nicht überall auf Gegenliebe. Drei Kettenblätter vorne, sieben bis zehn Ritzel hinten – Einsteiger kommen mit dieser Gangvielfalt nicht immer zurecht bzw. können sie nicht optimal bedienen, und bei vielen Radlern bleibt die Kette dauerhaft auf dem mittleren Kettenblatt liegen, sodass ein großer Teil des Getriebes ungenutzt bleibt. Ohnehin sind besonders lang übersetzte Gänge wie 48-11 am Trekkingbike nicht sehr sinnvoll – um das flüssig zu treten, muss man schon über 45 km/h schnell fahren. Und nicht zuletzt ist das Dreifach-Kettenblatt auch am Mountainbike längst auf dem Rückzug – die meisten modernen Bikes sind mit 2×10 oder 2×11 Gängen ausgestattet, oder sogar mit nur einem Kettenblatt vorne und zehn bis zwölf Ritzeln hinten. Abgesehen von der einfacheren Bedienung hat das am Offroader noch ein paar andere Vorteile; interessanter ist jedoch die folgende Erkenntnis: Wenn zwölf Gänge im Mountainbike-Sport ausreichen, warum nicht auch am Alltags- und Tourenrad?
KTM Urban 12 SX: Sportlich und voll alltagstauglich
Dieser Einsicht folgend, präsentiert KTM das Modell Urban 12 SX – ein sportives Alltagsrad, das sich vom Trekkingbike erst einmal nur durch die fehlende Federgabel unterscheidet. „Prima“, werden viele Radler denken, die dynamisch auf dem Bike sitzen und den schweren Stoßdämpfer an der Front nicht brauchen. Fahrkomfort ist auch mit Starrgabel möglich, um obendrein spart man so einiges an Gewicht. Und nicht zuletzt ist die schlanke Gabel in Rahmenfarbe auch der Optik zuträglich – mit seinem ungewöhnlichen Farbton und den mattschwarzen Komponenten sieht das KTM ausgesprochen schick aus. Schaltzug und Bremsleitung sind im Unterrohr verlegt, was zusätzlich elegant wirkt; sehr gelungen ist die Montage von Gepäckträger und hinterem Schutzblech ohne weitere Streben. Und natürlich fallen der vordere Umwerfer nebst Schaltzug und zwei Kettenblätter weg.
1×12: Mehr braucht man nicht
Dafür prangt ein riesenhaftes Ritzelpaket am Hinterrad: Die Zwölfgang-Kassette der Sram SX kommt mit 11-50 Zähnen, was einem Übersetzungsumfang von satten 454 % entspricht. Klar, das ist weniger, als eine typische 3×9-Schaltung aufbieten kann. Der kleinste Gang der Zwölffach-Schaltung (38-50) entspricht allerdings ziemlich genau jenem, den es gemeinhin bei 3×9 gibt (26-34), und der größte Gang ist für den Alltagsgebrauch immer noch ausreichend lang übersetzt. Auch die einzelnen Gangsprünge sind nicht größer – es sei denn, man würde bei 3×9 ständig vorne und hinten gleichzeitig schalten, um immer den kleinsten Gangsprung zu erhalten, was in der Praxis unmöglich ist.
In jedem Fall gefällt die innovative Zwölffach-Schaltung mit solider Präzision und einfacher Bedienbarkeit. Alle Schaltschritte gehen geschmeidig und recht geräuscharm vor sich, und auch unter Last lassen sich die Gänge wechseln. Das passt gut zum handlichen Starrbike, das sich flott durch den Alltag bewegen lässt und wie geschaffen für zügige Pendeltouren erscheint, zumal die technische Reduktion auch Wartungsaufwand und Defektanfälligkeit reduziert. Mit genau 1.078 Euro kostet das Urban 12 SX außerdem nicht mehr als ein klassisches 3×9-Trekkingbike mit Federgabel, ist aber deutlich moderner und gerade für sportliche Fahrer und Fahrerinnen (es gibt auch ein Trapez-Modell) die bessere Wahl.