Produktnews/Test: Mit dem Slogan „For those who never compromise“ stellt Shimano seine neue Dura-Ace Schaltgruppe vor und will damit auf die kompromisslose Performance seiner neuesten High-End Rennradschaltung hinweisen. Die größte Neuerung dürfte dabei direkt ins Auge stechen, denn mit einer 12-fach Kassette stockt man nun die Bandbreite noch einmal deutlich auf und bietet im Zuge dessen auch weitere interessante Verbesserungen und Features. Als weiteres Highlight kommt im Windschatten der brandneuen Shimano Dura-Ace auch eine neue, preiswertere Ultegra Schaltgruppe mit ebenfalls 2×12 Gängen auf den Markt. Wir haben die beiden Gruppen für euch vorab testen dürfen und alle Details im Überblick.
Die Shimano Dura-Ace ist seit Jahren einer der Spitzenreiter, wenn es um Sachen Schaltgruppe geht und auch die Erfolge der Profis, welche mit einer Shimano Dura-Ace unterwegs waren, suchen ihresgleichen. Um auch weiterhin oben auf zu sein, führt Shimano mit seinen neuesten Rennrad-Schaltgruppen auch einige neue Technologien ein, die laut Hersteller eine neue Ära einläuten sollen. Aber was genau soll die neue Dura-Ace und Ultegra so viel besser machen?
Die neue Shimano Dura-Ace im Überblick
Neue Brems-Schaltgriffe mit ansprechender Ergonomie
Auf den ersten Blick sieht man nur minimale Unterschiede zum Vorgänger, aber schon bei genauerem Hinsehen wir einem klar, hier hat sich was getan. Erste Station sind die Brems-Schaltgriffe, bei welchen man direkt bemerkt, dass sich die gesamte Form verändert hat. Gerade durch Anpassungen im Millimeterbereich konnte die Ergonomie der Griffe deutlich verbessert werden und uns im Test von der ersten Sekunde an bis über viele Stunden hinweg einfach nur überzeugen. Im Detail verwendet Shimano für die bessere Ergonomie einen erhöhten Griff-Kopf mit einer leichten Kurve nach Innen und bietet zudem eine vergrößerte Fläche zwischen dem Schalthebel und dem Lenker. Was sich auf den ersten Blick banal anhört ist unserer Meinung nach ein echter Gamechanger, denn hier durch erhält man nicht nur einen angenehmeren und auch sichereren Zeigefinger- und Daumengriff an den Griffköpfen sondern bringt auch die drei Finger hinter dem Bremshebel komplett zwischen Schalthebel und Lenker, um zusätzliche Kontrolle bei höherem Komfort zu gewährleisten. Eine weitere Änderung ist der vergrößerte Versatz zwischen den Di2-Tasten am Hebel, der eine bessere Unterscheidung zwischen der Hoch- und Runterschalttaste ermöglicht, insbesondere auch mit Handschuhen oder nassen Fingern. Trotz des großzügigeren Platzangebots bleiben die Bremshebel gut erreichbar und lassen sich aus allen Griffpositionen bestens erreichen.
Aus technischer Sicht kommt hier natürlich auch eine wesentliche Veränderung der gesamten Dura-Ace und Ultegra Plattform ins Spiel, denn da es sich bei der neuen Shimano Dura-Ace (und auch Ultegra) um Wireless-Schaltgruppen handelt, gibt es keine Kabel mehr die für die Ansteuerung von Umwerfer und Schaltwerk durch den Rahmen geführt werden müssen. Die Schalthebel arbeiten also mit einer drahtlosen Verbindung. Dies ermöglicht ein schnelles und einfaches Montageverfahren und bietet gleichzeitig eine sauberes Cockpit mit ansprechender Optik.
12 Gänge für hochwertigen Fahrspaß und Highend-Performance
Die neuen kabellosen Schaltgriffe benötigen natürlich auch das entsprechende Pendant, um das gesendete Signal empfangen und verarbeiten zu können. Hier spielen vor allem die neuen Shimano Dura-Ace und Ultegra Schaltwerke einen entscheidende Rolle, denn durch die neue Plattform agieren diese nicht mehr nur als Gangwechsler, sondern nehmen eine zentrale Rolle in der Steuerung des gesamten Systems ein. Zum einen ist das Schaltwerk der Punkt an dem die neue Dura-Ace und Ultegra geladen werden, zum anderen ist es auch der Empfänger für das Signal, welches über die Schalthebel kommt. Mittels eigenem Protokoll garantiert Shimano eine zuverlässige Funktion und minimiert die Anfälligkeit der kabellosen Verbindung erheblich. Zu Gunsten der Zuverlässigkeit setzt Shimano außerdem darauf die Signalübermittlung an den Umwerfer, welcher eine 33% geringer Stirnfläche bietet, vom Schaltwerk aus mittels Kabel über die zentrale Batterie zu steuern.
Das bereits zuvor erwähnte eigene Chip-Protokoll sorgt aber nicht nur für hohe Zuverlässigkeit, sondern neben einem geringeren Stromverbrauch auch für deutlich schnellere Schaltvorgänge. Diese werden durch das Zusammenspiel mit einer verbesserten Motorkonstruktion ermöglicht. Auch wenn das Resultat nur Sekundenbruchteile sind, die gespart werden, so kann man im Vergleich zum Shimano Dura-Ace oder Ultegra Vorgänger wirklich spürbar schneller schalten. In Prozent handelt es sich laut Hersteller um eine 58%ige Verkürzung der Schaltwerksbetriebszeit und einer 45%ige Verkürzung der Umwerferbetriebszeit. Trotz der kraftvollen Arbeitsweise hatten wir auch nach 1000 Kilometern noch Saft.
Um noch einmal kurz auf das Schaltwerk zurückzukommen: Durch die Erweiterung auf eine 12-fach Kassette und die damit einhergehenden Abstufungsoptionen, bringt Shimano seine neuen Schaltgruppen mit einem einzigen Schaltwerkkäfig, welcher für die gesamte Bandbreite genutzt werden kann. Beim Stichwort Bandbreite sieht man bei den neuen Gruppen auch einige Veränderungen, denn während man nun quasi alle Kassetten-Variationen zwischen 11-34 (11-28T, 11-30T und 11-34T) nutzen kann gibt es an der Kurbel die Optionen 50-34T, 52-36T oder die neuen 54-40T Kettenblätter. Hiermit erhalten Rennfahrer und ambitionierte Radsportler ein deutlich umfangreicheres Setup für jegliches Terrain. Um die neuen Abstufungen und 12-fach Kassetten optimal nutzen zu können, gibt es selbstverständlich auch eine neue 12-Gang Hyperglide Kette für wenig Reibung und lange Haltbarkeit. Die große Besonderheit an der 12-fach Kassette: Diese kann auch auf 11-fach Freilaufkörpern gefahren werden. So sind auch geliebte Laufräder mit der neuen Shimano Dura-Ace und Ultegra 12-fach kompatibel. Unserer Meinung nach eine extrem positive Nachricht und eine gelungene Lösung.
Neue Shimano Dura-Ace und Ultegra Powermeter
Das Antriebssystem ist natürlich ohne die Kurbelgarnituren nicht vollständig. Es stehen zwei Versionen zur Verfügung, die integrierte Powermeter-Version oder die Non-Powermeter-Version. Beide Kurbeln sind natürlich in verschiedenen Größen mit Kurbelarmlängen von 160 bis 177,5 mm und mit einem Q-Faktor von 148 mm erhältlich und verfügen über die Hollowtech II Technologie. Die Powermeter-Version, welche nun auch in der Ultegra Variante verfügbar ist, verwendet Bluetooth- und ANT+-Technologie, um Daten zu übertragen. Der interne Akku kann einfach geladen werden und soll ungefähr 300 Stunden Fahrzeit halten.
Neues Laufrad-Lineup: Aerodynamisch, Antriebssteif und geringeres Gewicht
Natürlich macht ein derart hochwertiges Antriebssystem nur Sinn, wenn man die Power auch in Geschwindigkeit ummünzen kann und auch behält. Hierfür hat Shimano sein komplettes Laufrad-Lineup überarbeitet. Dabei standen bei der Entwicklung folgende Faktoren im Vordergrund: Reduzierung des Luftwiderstands ohne Einbußen bei der Kontrolle, Antriebssteifigkeit dank einer neuen Direct Engagement-Nabe und natürlich ansprechendes Gewicht.
Mit jeweils drei Felgenhöhen sowohl auf Dura-Ace als auch Ultegra Niveau deckt Shimano alle Bedürfnisse ab. Die drei Felgenhöhenprofile bieten natürlich unterschiedliche Leistungsvorteile für den Fahrer.
- Das C36 Laufrad ist für Anstiege und das Klettern ausgerichtet und das leichteste Laufradangebot
- Das C50 ist ein hochwertiger Allrounder
- Das C60 ist das aerodynamische Laufrad für hohe Geschwindigkeiten und auch den Sprint
Die C36- und C50-Laufräder bieten ein 1:1-Standard-Speichenmuster mit 1,5-mm-Speichen für weniger Gewicht, während das C60 ein 2:1-Speichenmuster mit dickeren 1,8-mm-Speichen für mehr Steifigkeit und Kraftübertragung bietet. Alle Laufräder gibt es als Tubless und Tubular Version.
Shimano Dura-Ace Bremssystem: Feinste Kontrolle, Geräuschärmeres System, Wartungsfreundlich
Geschwindigkeit ist aber nichts, wenn man diese nicht kontrollieren kann. Als ein zusätzliches, essentielles Thema wurde auch das Bremssystem komplett überarbeitet. Nach intensivem Testen können wir sagen: „Es macht einen riesen Unterschied!“ Durch die neue Servo Wave-Technologie, die von Shimanos MTB- und Gravel-Bremssystemen übernommen wurde, haben Fahrer einen kürzeren Weg bis die Bremse greift und können eine direktere Verbindung zwischen Bremsbelägen und Bremsscheiben herstellen, was ein besseres Federn oder eine bessere Modulation der Bremsen ermöglicht, was zu mehr Vertrauen in technischen Situationen führt. Für die Rennfahrer bedeutet dies auch, dass man nun noch später bremsen kann.
Darüber hinaus wurde durch 10% breiteres Bremsbelag- und Bremsscheibenspiel ein deutlich leiseres System ermöglicht, das durch weniger Wärmeverformung des Rotors und weniger vorübergehende Interferenzen zwischen Belag und Rotor erreicht wird. Zudem wurde auch die Bremsenwartung verbessert. Jetzt ist es möglich, die Bremse zu entlüften, ohne den Bremssattel vom Rahmen zu entfernen, was dank eines separaten Entlüftungsanschlusses und einer separaten Ventilschraube ermöglicht wird. Ein neuer Trichter und ein Bleed Spacer tragen ebenfalls zur Verbesserung des Entlüftungsvorgangs bei.
Durch einen von Grund auf neugedachten Ansatz entstand mit der neuen Shimano Dura-Ace und Ultegra eine extrem hochwertige Schaltgruppe mit vielen spannenden und zeitgemäßen Features, die einen tatsächlichen Mehrwert bieten ohne dabei auf Schnickschnack zurückgreifen zu müssen.
Fotos: Attentions Builders/Irmo Keizer/Andreas Dobslaff