Radsport: Am Samstag beginnt die Spanien-Rundfahrt. Zeit für uns, auf die Vuelta a Espana Favoriten zu blicken. Dabei erkennen wir: Viele Teams treten mit einer Doppelspitze an.
Primoz Roglic (Jumbo – Visma)
Unangefochtener Top-Favorit auf den Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana ist Primoz Roglic. Der Slowene musste die Tour de France frühzeitig wegen eines Sturzes aufgeben. Danach begann er sofort mit der Vorbereitung auf die Spanien-Rundfahrt. Schließlich gewann er diese in den vergangenen beiden Jahren. So soll es auch 2021 laufen. Und die Chancen stehen gut, denn selbstverständlich kann Primoz Roglic auf ein Top-Team vertrauen. Mit Steven Kruijswijk und Sepp Kuss befinden sich zwei Fahrer in seiner Mannschaft, die selbst auf Gesamtwertung fahren könnten. Auch Sam Oomen, Koen Bouwman und Robert Gesink sind im Hochgebirge zu gebrauchen. Der Gesamtsieg führt nur über Primoz Roglic und die Mannschaft Jumbo – Visma, die gemeinsam als Vuelta a Espana Favoriten bezeichnet werden müssen.
Egan Bernal (Ineos Grenadiers)
Als Sieger des Giro d’Italia muss Egan Bernal natürlich automatisch auch zu den Vuelta a Espana Favoriten zählen. Der Kolumbianer scheint nach einem kleinen Tief im Vorjahr wieder fast der Alte zu sein. Sein Problem jedoch ist seine Schwäche im Zeitfahren. In dieser Disziplin schneidet er als leichter Kletterer zwar gar nicht so schlecht ab, aber gegenüber Primoz Roglic sind da doch noch einige Defizite zu erkennen. Dementsprechend muss Egan Bernal im Hochgebirge Zeitgewinne herausfahren. Und genau dafür hat man ihm ein starkes Team zur Seite gestellt. Während er mit Richard Carapaz eine Doppelspitze bildet, fungieren Adam Yates, Thomas Pidcock, Pavel Sivakov und Dylan van Baarle als Edelhelfer. Läuft alles nach Plan, kann die britische Mannschaft dadurch den Unterschied machen. Unter den Vuelta a Espana Favoriten zurecht auf Platz zwei eingeschätzt wird daher Egan Bernal.
Richard Carapaz (Ineos Grenadiers)
Ob Richard Carapaz tatsächlich in der Lage sein wird, bei der Vuelta a Espana um den Gesamtsieg zu fahren, steht in den Sternen. Nicht mal er selbst wird aktuell wissen, ob seine Power für weitere drei Wochen reichen wird. Schließlich fuhr der Ecuadorianer nach seinem dritten Rang bei der Tour de France in Tokio zu Olympia-Gold. Lange vorbereiten konnte er sich körperlich und mental auf die Spanien-Rundfahrt also nicht. Wird sich jedoch herausstellen, dass Egan Bernal in Spanien nicht um den Gesamtsieg fahren kann, wird Richard Carapaz automatisch in die Kapitänsrolle schlüpfen. Doch auch er wird im Zeitfahren wertvolle Zeit auf Topfavorit Primoz Roglic verlieren. So oder so müssen also er und sein Teamkollege im Hochgebirge ein Feuerwerk abfackeln – und genau das können wir auch erwarten. Im vergangenen Jahr verlor er als Gesamtzweiter bei der Vuelta a Espana aber das Duell gegen den Slowenen.
Hugh Carthy (EF – Nippo)
Genau wie Egan Bernal hat auch Hugh Carthy den Giro d’Italia in den Beinen. Dort wurde der Brite am Ende nur Achter und enttäuschte damit viele seiner Fans und Experten. Bei der Vuelta a Espana 2021 soll es nun wieder besser laufen, wie schon im Jahr zuvor. Damals wurde er nämlich hinter Primoz Roglic und Richard Carapaz Gesamtdritter. Ein ähnliches Resultat wünscht sich die Teamleitung auch diesmal. Allerdings ist sein Team dann doch deutlich schwächer aufgestellt als das der Topfavoriten. Hoffnung macht seine Vorstellung bei der Vuelta a Burgos, wo er die Schlussetappe gewinnen konnte. Damit es für einen Podiumsplatz reicht, muss aber einiges zusammenlaufen.
Rigoberto Uran (EF – Nippo)
Die Anwesenheit von Rigoberto Uran sorgt dafür, dass auch die Mannschaft EF – Nippo auf eine Doppelspitze bauen kann. Der Kolumbianer hat aber bereits die Tour de France in den Beinen und hat es bislang noch nie geschafft, zwei gute Grand Tours in einer Saison zu absolvieren. Sein bestes Resultat in Spanien fuhr er mit seinem siebten Gesamtrang im Jahr 2018 ein. Ob er diesmal auf Gesamtwertung fährt oder auf Etappensiege, wird sich innerhalb der ersten Woche herausstellen. So oder so ist er ein wichtiger Baustein für die Mannschaft und für – vermutlich den Kapitän – Hugh Carthy. Der Vorteil von Rigoberto Uran ist jedoch, dass er im Kampf gegen die Uhr in Bestform auch mit den Besten mithalten kann. Bewiesen hat er dies zuletzt bei der Tour de Suisse mit einem souveränen Etappensieg.
Miguel Angel Lopez (Movistar)
Mit einer enttäuschenden Leistung machte Miguel Angel Lopez bei der Tour de France (nicht) auf sich aufmerksam. Der Kolumbianer konnte auf keiner einzigen Bergetappe mit den Topfahrern mithalten und gab schließlich noch vor Paris auf. Dabei waren die Hoffnungen so groß, nachdem er beim Critérium du Dauphiné stark unterwegs war und davor sogar die Ruta del Sol und die Mont Ventoux Dénivelé Challenge für sich entscheiden konnte. Ganz klar: Zu früh in Form werden jetzt die Experten sagen. Trifft das zu, könnten wir bei der Vuelta a Espana wieder mit ihm rechnen. Falls nicht, wird er wohl nur auf Etappensiege fahren. Und das wäre erneut enttäuschend, denn schließlich fuhr Miguel Angel Lopez bei einer Spanien-Rundfahrt bereits dreimal in die Top 10.
Enric Mas (Movistar)
Da auch Enric Mas für die Vuelta a Espana nominiert wurde, kann auch die Mannschaft Movistar auf eine Doppelspitze bauen – und damit kennt man sich schließlich aus. Der Spanier hat jedoch ebenso wie sein Teamkollege bereits die Tour de France in den Beinen. Dort wurde er Sechster und war damit bester Movistar-Profi. Sogar auf Rang zwei bei der Vuelta a Espana fuhr er im Jahr 2018. Damals ging hier in Spanien sein Stern auf. Doch bis heute warten wir auf eine Bestätigung dieser Leistung. Ist diese 2021 zu erwarten? Das liegt vor allem an seinem Formaufbau. Ist ihm dieser nach der Frankreich-Rundfahrt gelungen, zählt er zu den Mitfavoriten. Falls nicht, könnte er am Ende als Etappensieger enden. So oder so ist von Enric Mas aber eine aktive Rundfahrt zu erwarten.
Mikel Landa (Bahrain – Victorious)
Pechvogel des Jahres ist wohl Mikel Landa. Der Spanier wollte eigentlich beim Giro d’Italia durchstarten. Doch bevor es dort richtig los ging, war er schon wieder raus. Nach einem Sturz musste er lange pausieren, kehrte erst zweieinhalb Monate später wieder ins Renngeschehen zurück. Doch zur alten Stärke fand er schnell, da er kurz darauf sogar die Vuelta a Burgos für sich entscheiden konnte. Bei der Spanien-Rundfahrt lief es für ihn nie gut, obwohl der Spanier eigentlich sehr heimatverbunden ist. Seit 2016 trat er hier nicht mehr an. Davor wurde er bestenfalls 25. Aber zu bedenken gilt, dass er meist als Helfer unterwegs war. In dieser Form, die er nach seinem Comeback gezeigt hat, müssen wir ihn auf der Rechnung haben. Seine Schwächen: Die Konstanz und das Zeitfahren.
Aleksandr Vlasov (Astana – Premier Tech)
Mit der Ankündigung seines Wechsels von Astana – Premier Tech zu Bora – hansgrohe hat Aleksandr Vlasov für einen Paukenschlag gesorgt. Doch in diesem Jahr zählt der Russe noch für sein aktuelles Team zu den Vuelta a Espana Favoriten. Im Vorjahr wurde er Elfter und konnte die in ihn gesetzten Erwartungen noch nicht erfüllen. Dies tat er dann einige Monate später beim Giro d’Italia, wo er Gesamtvierter wurde und das Podium nur knapp verpasste. Ähnlich soll es nun auch in Spanien laufen und zuzutrauen ist Aleksandr Vlasov das auf jeden Fall. Mit den Izagirre-Brüdern und Omar Fraile kann er auf ein starkes Team bauen.
Giulio Ciccone (Trek – Segafredo)
Als eine der Überraschungen des Jahres wird Giulio Ciccone bezeichnet werden. Der Italiener fuhr beim Giro d’Italia lange um die Podiumsplätze mit, ehe er zur 18. Etappe leider nicht mehr antreten konnte. Die Tour de France ließ er aus, um sich auf die Vuelta a Espana vorzubereiten. Durch die Unterstützung von Kenny Elissonde, Gianluca Brambilla und Quinn Simmons erhofft man sich eine starke Mannschaftsleistung, an deren Spitze am Ende Giulio Ciccone gänzen soll. Für den Gesamtsieg ist er vermutlich noch nicht weit genug, doch in den Kampf ums Podium kann der Italiener in Topform sicher mit eingreifen.