Radsport: Es ist noch gar nicht lange her, da galt das Team BikeExchange als eines der stärksten Mannschaften der WorldTour. Damals noch unter den Namen Mitchelton – Scott oder Orica – GreenEdge unterwegs, ist von altem Glanz kaum noch etwas übrig.
BikeExchange 2021: Ohne Yates sähe es düster aus
In den vergangenen Jahren hat die australische Mannschaft nie viele Fahrer ziehen lassen müssen, dafür aber meist Sieggaranten. Die Auswirkungen dieser Verluste zeigten sich in der Saison 2021. Als drittschwächstes Team steht BikeExchange im WorldTour Ranking nur auf Rang 19, sogar hinter zwei Mannschaften, die gar keine WorldTour-Lizenz besitzen. Auch Simon Yates konnte dies nicht verhindern, obwohl er eigentlich keine schlechte Saison fuhr. Schließlich gewann er beim Giro d’Italia eine Etappe und wurde Gesamtdritter. Außerdem platzierte er sich bei Tirreno – Adriatico und der Katalonien-Rundfahrt in den Top 10. Die Tour of the Alps beendete er ebenso siegreich. Enttäuschend verlief für ihn lediglich die Tour de France, die er ohne Etappensieg und Chance auf eine gute Platzierung aufgeben musste. Auch bei den Klassikern blieb er erfolglos.
Der zweite starke Kletterer im Team war Esteban Chaves. Als Sechster in Katalonien, Neunter im Baskenland, Zehnter in der Schweiz und 13. bei der Tour de France wusste er bei Rundfahrten zu überzeugen. Auch die Eintagesrennen liefen nicht schlecht. Den Flèche Wallonne beendete er als Achter, Lüttich – Bastogne – Lüttich als 14. Seinen einzigen Tagessieg fuhr er bei der Katalonien-Rundfahrt ein, wo er ebenfalls die Berg- und die Punktewertung gewann. Damit darf sich der Kolumbianer über die erfolgreichste Saison seit Jahren freuen.
Ohne einen einzigen Sieg muss Michael Matthews auf die Saison 2021 zurückblicken. Schlecht lief das Jahr für den Rückkehrer aber dennoch nicht. Der Australier fuhr sechsmal aufs Podium, je zweimal bei Etappen der Tour de France und der Vuelta a Espana. Er kann es also doch noch – braucht nur noch das Quäntchen Glück. Der Rest des Teams jedoch – abgesehen von den besagten drei – konnte dem Jahr 2021 nicht wirklich den Stempel aufdrücken. Hoffnung macht Lucas Hamilton. Der 25-Jährige wurde Vierter bei Paris – Nizza, Achter bei der Tour de Romandie und Zehnter bei der Katalonien-Rundfahrt.
BikeExchange 2022: Die Hoffnung heißt Groenewegen
Da das Jahr 2021 nicht nach Wunsch lief, hat sich die Teamleitung einiges einfallen lassen. Abgegeben werden mit Mikel Nieve und Esteban Chaves zwei starke Kletterer, die jahrelang für diese Mannschaft unterwegs waren. Auch Brent Bookwalter, Andrey Zeits, Robert Stannard und Bamabas Peak verlassen das Team. Neu begrüßt werden mit Jan Maas, Campbell Stewart, Alexandre Balmer, Kelland O’Brien und David Pena viele Fahrer, welche die Wenigsten kennen dürften. Immerhin Lawson Craddock bringt ein Profil mit. Er kann gut Zeitfahren und gilt als treuer Helfer.
Die beiden Königstransfers sind jedoch Matteo Sobrero und Dylan Groenewegen. Der Italiener hat unter Beweis gestellt, dass er ein Top-Zeitfahrer ist und auch bei großen Landesrundfahrten im Kampf gegen die Uhr um den Sieg mitfahren kann. Im Team BikeExchange – welches traditionell schon immer gute Zeitfahrer ausgebildet hat – könnte er den letzten Feinschliff erhalten. Der Niederländer hingegen war bereits ein feingeschliffener Diamant, hat jedoch den Glanz verloren, nachdem er bei der Polen-Rundfahrt 2020 für den schweren Sturz von Fabio Jakobsen verantwortlich war. Nun sucht er bei BikeExchange seine alte Form. Gelingt ihm dies, hat man plötzlich einen Top-Sprinter in den eigenen Reihen.