Eurobike 2022 / Produktnews: Die Eurobike hat noch gar nicht so recht begonnen, da flattern schon die ersten spannenden News ins Postfach – Shimano stellt gleich eine ganze Reihe neuer Produkte vor, neben zwei neuen elektronischen Di2 Schaltgruppen für MTB (XT) und City (Cues) auch den nagelneuen Shimano EP6 Motor und eine neue Revision des Erfolgsmodells EP8 – den Shimano EP801.
Knapp ein Jahr ist es her, dass Bosch mit dem Smart System die Antriebe mit neuen Schnittstellen für die (smarte) Zukunft gerüstet hat. Es scheint, als würde Shimano nun einen ähnlichen Schritt gehen. Denn die zugleich unscheinbarste, aber zugleich technisch wohl größte Neuerung der beiden neuen Motoren ist die CAN Schnittstelle, die aus dem Automobilbereich einigen geläufig sein dürfte. Darüber können die Motoren künftig mit diversen anderen Komponenten kommunizieren, wie beispielsweise auch den neuen Di2 Schaltungen. So werden neue Features wie Auto Shift und Free Shift erst möglich.
Shimano EP801: Smarte Schnittstelle und mehr Power
Auf den ersten Blick gleicht der Shimano EP801 seinem unmittelbaren Vorgänger bis ins kleinste Detail. Doch von der neuen Schnittstelle abgesehen hat sich auch darüber hinaus so einiges getan im Inneren: Auch wenn nämlich die Leistungsdaten auf dem Papier unverändert bleiben – 85 Nm maximales Drehmoment – soll diese Leistung beim EP801 nun über ein breiteres Kadenz-Spektrum anliegen. Das macht uns ausgesprochen neugierig und wir sind auf erste Praxiserfahrungen gespannt, denn der bisherige EP8 hatte gezeigt, dass hier noch etwas Verbesserungspotenzial herrscht; gerade bei niedriger Kadenz hatte er gegenüber den Konkurrenten meist das Nachsehen. Wir sind gespannt, ob sich der EP801 besser schlägt!
E-MTB Motoren und Antriebe 2022 im Test: Shimano EP8
Produktnews / E-MTB: Im Rahmen unseres großen Motoren-Checks für die Saison 2022 werfen wir heute einen Blick auf den Shimano EP8. Neben den technischen Daten haben wir auch Laborwerte vom Prüfstand für die Leistung und Reichweite des E-MTB Antriebs. E-MTB Motoren und Antriebe 2022 im Check Für den Saisonstart 2022 werfen wir einen detaillierten Blick […]
Darüber hinaus ist uns auch die Gewichtsangabe aufgefallen: Shimano spricht für den EP801 hier von 2,7 kg, wohingegen der EP8 mit 2,6 kg angegeben war und in der Praxis hier und da sogar noch etwas darunter lag. Dies könnte mit den technischen Neuerungen oder der Schnittstelle zusammenhängen – es könnte aber ebenso gut sein, dass wir in der Praxis kaum einen Unterschied sehen werden.
Shimano EP6: Highend für die Mittelklasse?
Ganz neu im Portfolio ist der Shimano EP6, mit dem die Japaner nun im mittleren Preissegment angreifen möchten. Damit ist der Motor der Nachfolger im Geiste des Shimano E7000 – macht jedoch andere Kompromisse. So gleicht er bezüglich seiner Leistungsdaten dem EP801 bzw. EP8 – die vollen 85 Nm bekommt man also auch im etwas günstigeren Paket, ebenso wie die neuen Features bei der Konnektivität. Der entscheidende Unterschied liegt beim Gehäuse: Während am Top-Modell Magnesium zum Einsatz kommt, steckt der EP6 in einer Hülle aus Aluminium. In der Praxis heißt das, dass er mit angegeben 3 kg ungefähr 300 g schwerer ausfällt. Abhängig davon, wie groß der Unterschied beim Preis letztendlich ausfallen wird, dürfte dies ein Kompromiss sein, den viele E-Mountainbiker gerne bereit sind einzugehen.
Upgrades bei der Bedienung
Auch im Bereich der Bedienung tut sich einiges. Mit den beiden neuen Antrieben wurden auch die Bedienteile und die Displays erneuert oder teilweise sogar mit neuen Komponenten ergänzt. Shimano war für uns in diesem Bereich bislang ohnehin der Benchmark und das dürfte sich so schnell wahrscheinlich auch nicht ändern. Das sehr gelungene, kompakte Display bleibt genau das – kompakt – aber dank geschrumpfter Displayränder fällt das Display selbst nun ein wenig größer aus. Auch die Bedieneinheit selbst wurde etwas verändert, bleibt im Grunde jedoch wie gehabt.
Komplett neu ist hingegen eine kompakte Einheit, die eine Taste zum Ein- bzw. Ausschalten des Systems mit LEDs kombiniert, die Auskunft über den Ladestand des Akkus und die gewählte Unterstützungsstufe geben. Gut vorstellbar, dass die Hersteller bei einigen Modellen künftig ganz auf ein Display verzichten und nur diese kompakte Einheit im Oberrohr verbauen. Ebenfalls neu ist ein großes Farbdisplay, das vor dem Vorbau angebracht wird und vor allem bei Touring-, Trekking- und Citybikes zuhause sein dürfte.
Fine Tune in der E-Tube Project App
An der sehr gelungenen E-Tube Project App gibt es keine grundlegenden Änderungen, jedoch bietet sie im Zusammenspiel mit den beiden neuen Motoren nun deutlich feinere Einstellmöglichkeiten für die einzelnen Parameter. So lassen sich die bestehenden Unterstützungsstufen nun deutlich passender auf die individuellen Bedürfnisse anpassen; darüber hinaus lassen sich bis zu 15 eigene Profile anlegen, um während der Fahrt zwischen den eigenen Parametern wechseln zu können.
Shimano Free Shift und Auto Shift: Voll Automatikpower mit Di2 Schaltungen
Im Zusammenspiel mit den beiden ebenfalls neu vorgestellten Di2 Gruppen XT Di2 und Cues Di2 bieten Shimano EP6 und EP801 zwei ziemlich spannende Automatik-Features: Free Shift und Auto Shift.
Mit der Free Shift Funktion bietet der Fahrradgigant aus dem Fernen Osten eine geradezu revolutionäre Neuerung: Sie ermöglicht, den Gang zu wechseln, ohne dabei in die Pedale zu treten. Was bislang also nur Nabenschaltungen vorbehalten war und worauf man am (E-)MTB entsprechend verzichten musste, wird nun auch mit Kettenschaltungen möglich. Betätigt man bei aktiviertem Free Shift während der Fahrt den Schalthebel und die Kurbeldrehung reicht nicht aus, treibt der Motor das Kettenblatt von selbst an, bis der Gang erfolgreich eingelegt ist – natürlich ohne dass sich die Kurbel bewegt. So ist es beispielsweise problemlos möglich, schon während der Abfahrt den Gang für einen Gegenanstieg zu wechseln, ohne durch Tretbewegungen aus der Balance zu geraten.
Wie der Name schon sagt, setzt die Auto Shift Funktion sogar noch einen drauf: Sie übernimmt die Gangwechsel abhängig vom individuellen Fahrerprofil, der Leistung, Kadenz und anderen Informationen komplett selbständig. Natürlich sind manuelle Änderungen über den Schalthebel jedoch nach wie vor jederzeit möglich. Wem also der automatisch gewählte Gang nicht passt, der kann problemlos selbst eingreifen.
Beide Funktionen sind ausschließlich mit den beiden neuen Motoren, also Shimano EP801 und Shimano EP6 und den beiden neuen Schaltungen möglich. Die Auto Shift Funktion während des Pedalierens wird außerdem nur von der Shimano XT Di2 LinkGlide und der Shimano Cues Di2 unterstützt. Mit der Shimano XT Di2 HG werden automatische Gangwechsel nur im Freilauf und in Verbindung mit Free Shift unterstützt.
Erstes E-Bike ABS von Shimano
Last but not least hat Shimano außerdem sein erstes ABS für E-Bikes angekündigt. Dabei handelt es sich jedoch um keine Eigenentwicklung, sondern es basiert auf dem System von Blubrake, das wir in der Vergangenheit auch immer wieder getestet hatten. Kombiniert wird es nun natürlich mit Bremsen von Shimano – die Funktionsweise bleibt dabei gleich: Es greift nur am Vorderrad ein und ist komplett unsichtbar im Rahmen verstaut. Wer mehr zu diesem System erfahren möchte, schaut am besten in den entsprechenden Artikeln zum Blubrake ABS vorbei. Aber ganz schön spannend, dass das Thema E-Bike ABS erneut Fahrt aufzunehmen scheint – nach der neuen Systemgeneration von Bosch scheint auch Shimano eine Zukunft für das Assistenzsystem zu sehen. Man wird abwarten müssen, wie viele E-Bikes in den nächsten Jahren mit entsprechenden Systemen zu haben sein werden und wie hoch der Aufpreis ausfallen wird.
Erste E-Bikes mit den neuen Motoren dürften wir im Frühjahr 2023 zu gesehen bekommen – wir hoffen natürlich, bis spätestens dahin auch erste Praxiserfahrungen zu haben.