Test Adidas The Velosamba Vegan: Der klassische Sportschuh mit fast unsichtbar integrierter Shimano-SPD-Sohle geht mit neuen Farben in seine dritte Saison. Seine Funktionalität ist unverändert hoch, der Preis dafür erfreulich gering. Besuch bei einem Schuh, der am Markt einzigartig ist.
Radschuhe von Adidas gibt es fast schon so lange wie die Marke selbst. Rudy Altig und Eddy Merckx siegten in den Lederschuhen mit den drei Streifen; Jahrzehnte später fuhr Jan Ullrich mit seinen „Adidas Vuelta“ nach Andorra hoch ins Gelbe Trikot. Doch schon in der Team-Telekom-Ära wandelte sich die Sportmarke vom Schuh- zum Bekleidungslieferanten, und auch das Team Sky trug in seinen frühen Jahren zwar Trikots und Hosen, aber keine Rennschuhe von Adidas. Doch seit ein paar Jahren ist der Anbieter wieder im Geschäft und bietet aktuell Schuhe für Rennrad, Gravel und Indoorcycling an – und den Velosamba Vegan, den wohl einzigartigsten Adidas-Radschuh. Dieser schließt nämlich eine wirkliche Lücke auf dem Markt und ist mit nichts zu vergleichen in seiner Kombination aus Fahrrad-Funktionalität und klassischer Sportschuh-Optik.
Adidas Velosamba: Radsportliche Tradition und Fußball-Features
Der Adidas Samba gehört zu den ältesten Modellen der Marke. Einst ein Fußballschuh mit griffiger Gummisohle für harten Untergrund entwickelt, ist er längst „Kult“ als Alltags-Sneaker mit klassischer Optik und unter anderem in der Skater-Szene sehr beliebt. Ein klassischer Samba würde auf den Moto-Pedalen des früheren BMX-Europameisters Ali Barjesteh sehr gut haften, doch es geht nun mal nichts über Klickpedale – und hier kommt der 2021 vorgestellte Velosamba ins Spiel. Der nämlich kombiniert die klassische Optik quasi unsichtbar mit der Funktionalität von SPD-Schuhplatten, mit denen sich eine zu 100 % sichere Verbindung von Fuß und Pedal herstellen lässt. Bleibt nur die Frage, ob die Integration der Cleats in die Sohle wirklich gelungen ist – und ob sich der flache Sportschuh eigentlich für längere Radtouren eignet.
Kaum anders als das Original
Optisch unterscheidet sich der Velosamba kaum vom Ausgangsmodell: Einzig die Gummisohle ist etwas höher und die Polsterung am Knöchel scheint stärker ausgeformt. Dazu wird der Velosamba etwas anders geschnürt; ein Elastikband quer zur Zunge sorgt dafür, dass sich die Senkel nicht im Antrieb verfangen. Um das Fahrrad-Feature des Sportschuhs zu erkennen, muss man ihn umdrehen und sieht dann die Vertiefung in der Sohle mit dem verstellbaren Schlitten des Shimano-SPD-Systems. Anders als bei manch anderen Allround-Radschuh kann die Öffnung nicht verschlossen werden, was aber eigentlich auch nicht nötig ist – wer sich um die Innengewinde sorgt, könnte sich mit Madenschrauben oder solchen mit flachem Kopf behelfen. Die Mulde ist gerade so tief, dass das Cleat beim Gehen nicht hörbar auf den Boden aufschlägt; nur wenn man über Split usw. läuft, kann es ein bisschen knirschen. Und ja – mit dem Velosamba kann man auch weitere Strecken zu Fuß zurücklegen. Die Sohle ist elastisch genug, damit man gut abrollen kann; den Arbeitstag im Büro inklusive Fußweg in die Mittagspause kann man so prima absolvieren. Auf längeren Fußmärschen entscheidet das individuelle Komfort-Bedürfnis, ob der Velosamba bequem genug ist.
In erster Linie ist er ja zum Radfahren da, und auch hier macht der Adidas-Schuh keine großen Kompromisse nötig. Klar, ein Race-Modell mit supersteifer Sohle ist der Velosamba nicht, doch auch angesichts der kleinen Auflagefläche von Shimano-Mountainbikepedalen sind keine unangenehmen Druckspitzen spürbar. Mit dem Velosamba Rad zu fahren fühlt sich in etwa so an, als wäre man mit normalen Sneakern und Plattformpedalen (wie den erwähnten Moto) unterwegs. Das Fußbett ist nicht allzu ausgeprägt, aber durchaus angenehm geformt; wird der Velosamba fest geschnürt (wozu man die Senkel Loch für Loch stramm ziehen muss), sitzt der Fuß auch beim Ziehen am Pedal sicher im Schuh, zumal er an der Ferse recht weit hochgezogen ist. Ein- und Ausklicken ist besonders einfach, da die Sohle rund um das Cleat komplett flach ist.
Steif und komfortabel auf mittellangen Strecken
Im Velomotion-Praxistest waren wir mehrfach gut anderthalb Stunden flott mit dem Fahrrad-Sneaker unterwegs, und bei dieser Dauer hat er sich stets bewährt; auch auf längeren Gravel-Touren lief er uns schon über den Weg. Wobei der Einsatzzweck des Adidas eher im urbanen und Commuter-Bereich zu sehen ist – ein sportlicher Radschuh für intensive Belastungen ist er nicht unbedingt. Überall dort, wo Alltagsleben und längere Radstrecken ineinander übergehen, kann der Velosamba freilich punkten; wer die Sicherheit von Klickpedalen genießen und sich gleichzeitig „casual“ kleiden will, kommt um diesen wirklich konkurrenzlosen Schuh eigentlich nicht herum.
Was ist nach zwei Jahren am Markt neu beim Adidas Velosamba? Erst einmal die Farben vom gewagten Testmodell bis hin zum Klassiker in Schwarzweiß bzw. Weißschwarz – unter den sieben Varianten finden wohl alle eine Ausführung, die ihnen gefällt. Bei allen sind die drei Streifen sowie der Besatz an der Ferse aus reflektierendem Material gefertigt. Außerdem hat Adidas das Ledermodell aus dem Programm genommen; ab sofort heißen alle Velosambas also mit zweitem Namen „Vegan“ und sind aus synthetischen Materialien gefertigt. Der Hersteller spricht von mindestens 25 % Recycling-Anteil, womit die Radschuhe dem Trend des Adidas-Hauptsortiments folgen. Im Vergleich zum Ledermodell ist der Velosamba etwas leichter; in Größe 45 wiegt ein veganer Schuh 470 Gramm gegenüber 500 Gramm in Größe 44 beim Lederschuh. Preislich hat sich nicht viel geändert – aktuell kostet der Velosamba 130 Euro, womit er kaum teurer ist als der klassische Samba.
Lohnt sich die Investition? Wer sich beim oben beschriebenen Einsatzzweck angesprochen fühlt, in legerer Kleidung flott und rutschfrei pedalierend durch den Alltag kommen will, sollte das Geld ausgeben. Einen reinrassigen, sportlichen Radschuh für MTB, Gravelbike oder Rennrad kann und will der Velosamba freilich nicht ersetzen – aber so etwas hat Adidas ja wie gesagt auch im Sortiment.