Garmin Enduro 2 Test: Bei den Themen Sportuhren und Navigation kommt man an Garmin fast nicht vorbei. Es gibt diverse Uhren für verschiedene Einsatzbereiche. Was bei Triathleten und Rennradfahrern schon länger verbreitet ist findet auch immer öfter Freunde unter Gravity-Bikern und E-MTB-Fahrern. Unser Tester Christoph hat sich die Enduro 2 genauer angeschaut.
Es ist ganz normal geworden selbst als Hobbysportler seine Sportaktivitäten zu tracken. Um dies umzusetzen, hat man eine große Auswahl an Geräten. Für das Tracking von unterschiedlichen Aktivitäten, ist eine Armbanduhr aber der Allrounder. Hier hat man auch eine Fülle an Herstellern mit wiederum sehr umfangreichem Portfolio. Der Platzhirsch für solche Messgeräte und Armbanduhren ist definitiv Garmin. Garmin hat uns ihr neues Topmodel Enduro 2 zur Verfügung gestellt. Wir bekamen die Uhr für den Test geliehen. Da ich bereits eine Fenix 6 nutze, war ich sehr interessiert wie groß der Unterschied zu diesem Topmodel ist.
Einrichtung und Bedienung
Die Einrichtung der Enduro 2 ist denkbar einfach. Los geht es auf der Uhr selbst, zur Kopplung mit dem Smartphone muss die Garmin Connect App auf dem Mobiltelefon installiert werden. In der App gibt es so viele Einstellungen zu entdecken, dass du dir mehr als nur ein paar Minuten Zeit nehmen solltest. Für die Bedienung kannst du einerseits den 1,4 Zoll großen Touchscreen (280 x 280 Pixel) nutzen, alternativ aber auch fünf Menütasten – drei links, zwei rechts.
Drei Tasten („Start/Stop“ oben rechts, „Zurück/Lap“ unten rechts und „Down“ unten links) kannst du zudem als Hotkeys programmieren, ihnen also Wunschfunktionen durch langes Drücken zuordnen. Hinzu kommen vier zusätzliche Hotkey-Funktionen durch gleichzeitiges Drücken von zwei Tasten. Mit der Taste oben links („Light“) aktivierst du die Display-Hintergrundbeleuchtung oder durch langes Drücken ein Schnellstart-Menü. Zweimaliges (schnelles) Drücken startet zudem eine in das Gehäuse integrierte LED-Taschenlampe. Die mittig links zu findende Taste gestattet durch langes Drücken das Aufrufen der Uhr-Einstellungen.
Einfaches Drücken der Taste oben rechts erlaubt wiederum die Auswahlmöglichkeit zahlreicher nutzbarer Sportprofile, von denen deine Lieblingsworkouts als Favorit speicherbar sind. Die Taste rechts unten dient als „Zurück“-Taste, während die Tasten unten links und mittig links als „Rauf-“ („up“) und „Runter“-Taste („down“) nutzbar sind. Vom Startbildschirm aus landest du über diese beiden Tasten in einer übersichtlichen Widget-Übersicht, die du nach deinen persönlichen Vorlieben anpassen kannst. Klingt alles kompliziert? Ist es nicht! Man gewöhnt sich sehr schnell an die Bedienung.
Garmin Connect App
In der Garmin Connect App hat man dann umfangreiche Daten zur Verfügung. Sowohl von den Aktivitäten, wie auch über die alltäglichen Vitalwerte. Die erfassten Daten lassen keine Wünsche offen. Die Garmin App kann auch mit weiteren Fitness Apps gepaart werden, wobei die aufgezeichneten Daten automatisch ausgetauscht werden. Sowohl Daten exportieren, wie auch Daten importieren ist möglich. Ich hatte zum Beispiel Strava und Zwift gekoppelt und der Datenaustausch funktionierte immer tadellos.
Garmin stellt auch Daten zu Flow und Grit bei Mountainbikefahrten bereit. Dies soll zeigen, wie flüssig ein Trail gefahren wurde und wie schwer der Trail war. Hier muss ich aber sagen, dass die Werte nicht immer ganz der Realität entsprachen. Ich machte den direkten Vergleichstest am Geißkopf, mit einer Abfahrt auf der Flow Country und einer Abfahrt auf der Enduro 2 und es war kein signifikanter Unterschied in den Daten. Dies ist aber wirklich der einzige kleine Kritikpunkt.
Lieferumfang und erste Anprobe
Das elastische Nylonarmband mit Klettverschluss gefällt sehr gut. Es lässt sich schnell öffnen und schließen, sitzt bequem am Handgelenk, ist stufenlos einstellbar und wird auch bei langem Tragen nicht unangenehm. Das Gehäuse der Enduro 2 besteht aus titan- und faserverstärktem Kunststoff und das Display wird mit Saphirglas vor etwaigen Beschädigungen geschützt.
Auffällig: Trotz ihrer Größe und eines Gewichts von stattlichen 69 Gramm fühlt sich die Uhr am Handgelenk nie störend oder zu wuchtig an. Für alle, die keine Fans von Nylonarmbändern sind, ist im Lieferumfang der Enduro 2 ein klassisches Silikon-Armband inklusive.
Garmin Enduro 2 als Trainingspartner
Es kommt nicht von ungefähr, dass Garmin die Enduro 2 auf seiner Homepage als „Ultra-Performance Smartwatch“ bewirbt. Sie wurde weniger für die Bedürfnisse von Hobbysportlern entwickelt, sondern vielmehr für all jene, die Sport in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen. Marathon-Läufer zum Beispiel, Trail- und Ultra-Runner ebenso. Und ganz klar: Wer sich die Garmin Enduro 2 kauft, wird vom smarten Alltagsbegleiter am Handgelenk so schnell nicht enttäuscht. Und das übrigens auch im Wasser, denn die Uhr ist besonders wasserdicht (10 ATM).
Ich habe die Uhr hauptsächlich für Aktivitäten auf dem Bike genutzt, in allen verschiedenen Disziplinen. Sowohl auf ausgedehnten Endurotouren, wenn ich mit dem Gravelbike unterwegs war und auch im Bikepark lies ich das Tracking mitlaufen.
Vor jedem Training hast du unter anderem die Möglichkeit, aus verschiedenen Energiemodi auszuwählen. Ein Vorteil, wenn dein bevorstehendes Training aller Voraussicht nach länger dauern wird und dein Akkustand nicht mehr besonders hoch ausfällt.
Du kannst zudem direkt am Handgelenk Intervalle zum Optimieren deiner Leistung einstellen oder auch gegen bereits eigene, aufgezeichnete Aktivitäten antreten, um deiner eigenen Bestleistung näherzukommen. Die Genauigkeit der Herzfrequenzmessung findet dabei, wie sollte es anders sein, auf Oberklasse-Niveau statt. Das Ablesen der wichtigsten (individuell anpassbaren) Vitalwerte während eines Trainings ist einwandfrei möglich. Anzeige der Pulszonen am oberen Displayrand inklusive.
Outdoor-Smartwatch mit vorinstallierten Karten
Ein echter Mehrwert ist das vorinstallierte topographische Kartenmaterial inklusive Trail- und sogar Ski-Karten. Es zeigt dir direkt am Handgelenk an, wo du dich gerade befindest, signalisiert je nach gewähltem Sportmodus die Entfernung bis zur nächsten Weggabelung und macht es so möglich, stets den richtigen Weg auf deinem gerade stattfindenden Ausflug zu finden. Und das ohne Datenverbindung.
Auf Wunsch ist es auf Knopfdruck zudem jederzeit möglich, auf dem Uhrenbildschirm den Weg zurück zum Ausgangspunkt anzeigen zu lassen. Eine geniale Funktion, um einfach auf gut Glück die Umgebung zu erkunden. Besonders auf Enduro Touren in Gegenden, die man nicht kennt ist das sehr hilfreich.
Display und Alltagshelfer
Vom Farbdisplay der Garmin Enduro 2 kannst du immer die Uhrzeit ablesen, denn es „schläft“ nie. Dass dies deine Nachtruhe stören könnte, musst du übrigens nicht fürchten. Denn ohne aktive Hintergrundbeleuchtung bleibt die Uhr am Handgelenk stets ausreichend abgedunkelt. Die Display-Helligkeit selbst kannst du in elf Helligkeitsstufen manuell anpassen und dabei in den Einstellungen zwischen der gewünschten Helligkeitsstufe im Alltag und während deiner Workouts unterscheiden. Das sogenannte Memory-in-Pixel-Display (MIP) ist auch bei starker Sonneneinstrahlung einwandfrei ablesbar.
Im Zusammenspiel mit dem Schlaftracker ist die Smartwatch so in der Lage, bessere Informationen über empfohlene Erholungszeiten zu geben. Zudem informiert sie unter anderem über den Status der Trainingsbereitschaft, den aktuellen Trainingszustand, die maximal mögliche Sauerstoffaufnahme (VO2max) und die Energiereserven (Body Battery).
Weitere Funktionen wie Wettervorhersage, Sonnenauf- und Sonnenuntergangszeiten inklusive Informationen zur Dämmerung und bei Bedarf hilfreiche Details zu den aktuellen Gezeiten runden das Angebot an Extras ab. Und natürlich dürfen bei einer Outdoor-Smartwatch Sonderausstattungen wie ein Höhen- und Luftdruckmesser sowie Kompass nicht fehlen. Auch auf einen Kalorientracker, der nicht nur den Kalorienverbrauch aus Aktivminuten ermittelt, sondern auch einen Tagesgesamtwert inklusive Prognose anzeigt, musst du nicht verzichten.
Die Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit der Garmin Enduro 2 ist schwer beeindruckend. Bis zu 150 Stunden verspricht Garmin im GPS-Modus. Das Versprechen der XXL Laufzeit kann sie im Test auch einlösen! Ich war mit ihr zwei Wochen in Frankreich unterwegs, mit täglich 7-8 Stunden GPS Tracking und musste sie Zuhause erst wieder laden. Mit meiner Fenix 6 wäre dies nicht im Ansatz möglich gewesen. Im Alltag hielt der Akku immer weit über 2 Wochen, mit 3-4 Aktivitäten die Woche, automatisch arbeitendem Herzfrequenzmesser, aktiviertem nächtlichen Schlaftracking inklusive Messung der Sauerstoffsättigung des Blutes (SpO2) und mit aktivierter Stresslevel-Messung.
Die tatsächliche Akkulaufzeit hängt aber am Ende des Tages von vielen unterschiedlichen Faktoren ab: Wie häufig kommt das GPS-Tracking zum Einsatz, wie hell soll das Display in gewissen Situationen leuchten, nutzt du häufiger die verbaute LED-Taschenlampe und so weiter. Abhängig davon, welche Einstellungen du wählst und wie intensiv du gewisse Funktionen nutzt, fällt die Akkulaufzeit kürzer oder auch länger aus.
Hinzu kommt: Bei starker Sonneneinstrahlung kann die Garmin Enduro 2 bei allen Outdoor-Aktivitäten ihre Akkulaufzeit verlängern, wenn ausreichend Sonnenlicht auf das in die Anzeige am äußersten Rand integrierte Solarpanel fällt. Dann verspricht Garmin im Energiesparmodus eine Laufzeit von bis zu 550 Tagen. Stromhungrige Smartwatch-Funktionen sind dann aber nicht mehr nutzbar. Denn die Verbindung zum gekoppelten Smartphone wird im Stromsparmodus getrennt, es findet keine Herzfrequenzmessung mehr statt und auch andere Sensoren sind deaktiviert.
Anzeigen von Smartphone-Benachrichtigungen
Und noch etwas bereitet mit der Garmin Enduro 2 viel Freude: die Synchronisation von Smartphone-Benachrichtigungen. Liest du eine vom Smartphone gespiegelte Nachricht über deine Uhr, verschwindet sie aus der Mitteilungszentrale deines Handys. Liest du eine Eilmeldung auf deinem Mobiltelefon, ist sie kurz darauf auch aus der Übersicht aller Benachrichtigungen auf der Uhr gelöscht. Zuweilen macht es mehr Spaß, Benachrichtigungen auf der Uhr zu lesen (und zu löschen) als auf dem Handy selbst.
Schade ist jedoch, dass die Garmin Enduro 2 auf dem Smartphone eingehende Anrufe zwar anzeigt und auch das Annehmen und Ablehnen gestattet, es aber nicht möglich ist, Anrufe direkt am Handgelenk zu führen. Dafür muss das Smartphone doch aus der Tasche gezogen werden. Einer der wenigen Kritikpunkte der ansonsten auf Top-Niveau agierenden Smartwatch.
Fazit: Die Garmin Enduro 2 begeistert
Die Enduro 2 ist das Nonplusultra was man sich an einer modernen Multisport-GPS-Uhr vorstellen kann. Extrem umfangreich, stets zuverlässig und on top in jeder Sportsituation und darüber hinaus ein hilfreicher Begleiter. Sogar schon am frühen Morgen, wenn ein sogenanntes Morning-Briefing über alle über Nacht ermittelten Körperwerte eine hilfreiche Zusammenfassung zum aktuellen Fitnesszustand liefert. Details zum empfohlenen Tagestraining inklusive.
Die intergierte Taschenlampe nutzte ich tatsächlich sehr viel, was ich zu Anfang bezweifelte aber wenn man erst verinnerlicht hat, dass sie zu Verfügung steht, hatte ich sie sowohl auf dem nächtlichen Heimweg an, wie auch wenn ich in im Job an Maschinen arbeite.
Für Freizeitsportler ist die Enduro 2 genau genommen wohl sogar zu umfangreich ausgestattet. Für Extrem- und Langstreckensportler führt aber kein Weg an der Garmin Enduro 2 vorbei. Dies alles hat aber einen Hacken und zwar der Preis: 999 €. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob man gewillt ist so tief in die Tasche zu greifen. Die Garmin Enduro 2 hat mich drei Monate in meinem Alltag begleitet und es fällt mir offen gesprochen schwer, mich von meinem Testgerät wieder zu trennen.
Anmerkung der Redaktion: Christoph hat die Enduro 2 weiter im täglichen Einsatz, Garmin hat es ihm ermöglicht, sie aus dem Test „herauszukaufen“.